Ich wusste wirklich nicht was ich mir dabei gedacht hatte, Dilans Aufforderung nachzukommen. Eigentlich hatte ich gar nicht nachgedacht. Wie konnte ich nur! Ich hatte eindeutig mit ihm geflirtet und das, obwohl ich doch genau wusste, dass er mit Emma zusammen war und sogar ein Kind mit ihr hatte! Wie konnte ich nur so dämlich sein? Wie konnte ich das nur Emma antun?
„Amali? Bist du fertig?"
Erschrocken zuckte ich zusammen. Emma...
Ich lief zur Wohnungstür und öffnete sie nachdem ich tief durchgeatmet hatte. Vor mir stand eine strahlende Emma und eine zuckersüß grinsende Amea.
„Hey, ich hoffe du hast nicht vergessen, dass wir heute zusammen in die Stadt gehen wollten?"
„Oh ähm, nein, nein. Ich bin fertig, von mir aus können wir los."
Emma lächelte entschuldigend auf Amea herab.
„Ich hoffe es macht dir nichts aus, dass sie mitkommt? Dilan muss heute irgendetwas wichtiges erledigen, deshalb hat er mich gebeten auf sie aufzupassen."
Er hatte sie gebeten auf sie aufzupassen? Aber Emma war doch ihre Mutter, war das dann nicht selbstverständlich?
Völlig verwirrt schaute ich von einem zum anderen. Emma sah mich immer noch erwartungsvoll an.
„Oh ähm, kein Problem.", antwortete ich hastig.
Amea quiekte laut auf und hing sich an mein Bein. Lachend strich ich ihr über ihre braunen Locken.
„So kann ich aber gar nicht laufen, wenn du dich so an mich klammerst, Amea."
Sie schaute treuherzig zu mir hoch und streckte die Arme nach mir aus.
„Arm?"
Wie konnte man zu diesen blauen Augen auch nein sagen?
Leise vor mich hin lachend nahm ich sie hoch und setzte sie auf meiner Hüfte ab. Ich wusste gar nicht, dass ein zweijähriges Kind so leicht war!
Von der Seite sah ich, dass Emma uns lächelnd beobachtete. „Kommt, wir gehen!"
Wir setzten uns in ein kleines idyllisches Cafe am Stadtrand, nachdem wir geschlagene zwei Stunden einkaufen gewesen waren. Amea klammerte sich schon die ganze Zeit um meinen Hals und wollte mich auch jetzt nicht loslassen, weshalb ich sie einfach auf meinem Schoß sitzen ließ. Sie war echt ein besonderes Kind! Ich wusste nicht was es war, aber ich hatte das Gefühl, dass uns beide irgendetwas verband.
„Darf ich dich was fragen, Amali?" Emmas Stimme klang vorsichtig.
„Sicher!", antwortete ich leicht hin und hatte keine Ahnung, warum sie sich so zierte mich etwas zu fragen.
Emma deutete auf meine Wange, auf der immer noch ein verfärbter blauer Fleck prangte.
„Was ist da passiert?"
Unsicher wich ich Emmas forschenden Blicken aus und presste unentschlossen die Lippen zusammen.
„Nichts!"
Emma schnaubte abfällig. „Das kannst du jemand anderem erzählen!"
„Hat dich jemand geschlagen?", flüsterte sie entsetzt.
Ich atmete tief durch und schüttelte nur den Kopf.
Sollte ich es ihr erzählen? Vertraute ich ihr wirklich so sehr?
„Ich glaube dir nicht!" Emma sah mich mit zusammengekniffenen Augen an.
„Hat er dich wieder geschlagen, Amali?"
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Das verschollene Medallion
Romance"Hast du keine Augen im Kopf?", schimpfte eine dunkle, aber dennoch weiche Stimme. "Tschuldigung...", murmelte ich und sah nach oben. Vor mir stand ein riesiger, breit gebauter Typ mit dunkelbraunen, kurzen Haaren und dunklen, fast schwarzen Augen...