Kapitel 8 - Dilan

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„Du dummes Mädchen! Habe ich es dir nicht schon tausend Mal gesagt?", schrie ihr Vater laut. So laut, dass er es sogar bis in den Flur hören konnte. Er vernahm einen lauten Knall und erschrak. Am liebsten wäre er einfach in ihre Wohnung gerannt, doch sie hatte ihm ausdrücklich verboten zu kommen, egal was passieren sollte.

Erleichtert lief er zu ihr hin, als sie aus der Tür ihrer Wohnung trat.

„Mali!"

Sie hob den Kopf und er erschrak zum zweiten Mal. Ihre Augen waren mit Tränen gefüllt und an ihrer Wange war ein blutroter tiefer Kratzer zu sehen. Seine Augen verdunkelten sich vor Wut. „Was hat er getan?"

„Es ist nicht so schlimm wie es aussieht.", flüsterte sie mit gebrochener Stimme. Als eine einzelne Träne plötzlich ihre Wange hinunter lief, wandte sie ihren Blick von ihm ab. Sie wollte nicht, dass er sie so schwach sah. Er gab einen erstickten Laut von sich und zog sie vorsichtig an sich. Er hatte sie noch nie weinen sehen, vor allen tat sie so, als wäre sie die Stärke in Person, doch ihm konnte sie nichts vorspielen.

Sie klammerte sich wie eine ertrinkende an ihn und weinte lautlos in sein Hemd.

„Schchch... ist ja gut, alles wird gut.", hauchte er ihr ins Ohr und strich ihr tröstend über ihr weiches Haar.

„Ich hasse ihn, ich hasse ihn so sehr.", flüsterte sie und gab einen lauten Schluchzer von sich.

                                                                                   *

Eine winzige Hand tätschelte meine Wange. „Papa! Papa aufdehen!"

Langsam öffnete ich meine Augen und entdeckte Amea an meinem Bett stehen, die mich mit ihren stechendblauen Augen anstrahlte.

„Papa wach?", fragte sie mit ihren unverbesserlichen, hohen Kinderstimme, bei der man einfach nicht anders konnte , als zu schmunzeln. Lachend griff ich nach ihr und schmiss sie auf mein Bett, was sie fröhlich aufquieken ließ. „Papa nich tizeln.", versuchte sie lachend hervorzubringen.

Eines der schönsten Geräusche, ist das Lachen seines Kindes. Ameas Lachen war unverwechselbar, ein Lachen oder Lächeln von ihr und meine kaputte Welt war auf wundersame Weise wieder geheilt, wenigstens für einen kleinen winzigen Moment.

Amea setzte sich auf mich und sah mich treuherzig an. „Mali?", fragte sie hoffnungsvoll. Mein Herz zog sich schmerzlich zusammen, als sie ihren Namen erwähnte. So sehr ich auch versuchte Amea von Amali fern zu halten, es funktionierte einfach nicht. Amea hatte Amali schon viel zu sehr in ihr Herz geschlossen. Das Erste was Amea morgens fragte war: „Mali?". Wenn Amali beim Mittagessen nicht in der Cafeteria saß, fragte Amea wieder nach ihr und ihr letzter Gedanke vor dem Einschlafen war „Mali". Ich konnte es ihr nicht verübeln, Amali war einfach einer dieser Menschen, die man gern haben musste.

Ich stand zusammen mit Amea auf dem Arm aus dem Bett auf. „Wir gehen jetzt erst mal was frühstücken, okay?"

Amea machte einen Schmollmund und schüttelte trotzig den Kopf. „Mali!"

Verdammt! Was sollte ich nur tun, damit sie sich nicht zu sehr an sie gewöhnte? Ich glaube die Frage war überflüssig, schließlich war mir klar, dass Amea schon viel zu sehr an sie gewöhnt war. Ich konnte das nicht weiterhin zulassen, ich würde sie wieder wegschicken müssen.

Emma stand schon in der Küche und bereitete bereits gut gelaunt das Frühstück vor. Ich sah, dass auf dem Küchentisch ein riesiger Blumenstrauß stand, in dem eine Karte steckte. „Von wem ist der denn?", fragte ich argwöhnisch. Emma sah verträumt zu mir rüber. „Hmm?"

Das verschollene MedallionWhere stories live. Discover now