11. Kapitel ~ Raum 043

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x.x.x Louis' Sicht x.x.x
Ich machte mich so schnell wie möglich auf ins Krankenhaus zukommen. Man hatte mir am Telefon mitgeteilt, dass Liam Payne bei Ihnen vor 3-4 Stunden ins Krankenhaus eingeliefert worden war. Natürlich war er nicht in Lebensgefahr aber sein Zustand war trotzdem noch instabil. Komisch, irgendwie machte ich mir Sorgen um ihm. Nicht das das etwas zu bedeuten hätte. Nein. Er war ein Opfer. Und für so einen dummen Jungen konnte man keine Gefühle entwickeln. Nein, das ging einfach nicht. Er war es nicht wert.
„Eleanor Schatz? Ich muss jetzt noch kurz weg. Macht es dir was aus, wenn wir das hier am Sonntag fortsetzen? Morgen kann ich leider nicht und heute könnte es später werden, denke ich.", nuschelte ich behutsam in ihr Ohr. Sie schaute mich mit ihren karamell Augen an. In ihren Augen spiegelte sich Traurigkeit und Verständnis zu gleich wieder. Ich konnte meinen Augen einfach nicht von ihren nehmen. Sie war so perfect. Eleanor nickte.
„Aber klar doch Babe. Ich kann morgen eh nicht, deswegen passt Sonntag bei mir auch gut." Ich bequemte mich hoch und half ihr beim Aufstehen. Irgendetwas drängte mich, mich zu beeilen. Es zog mich Richtung Krankenhaus. Und das möglichst schnell. Eine kurze Umarmung, ein Kuss und schon war ich aus dem Haus. Sie rief mir noch etwas nach, aber da war ich schon längst durch die Tür. Der Autoschlüssel war zum Glück in meiner Hosentasche und ich konnte losfahren.
Auf der zwanzig minütigen Fahrt war ich extrem angespannt. Ich krallte meine Nägel regelrecht ins Lenkrad. Was ist, wenn sie mich befragen würden, ob ich an Liam's Verletzungen Schuld war? Oder mir sagen würden, dass Liam bleibende Schäden davon tragen würde? Mein schlechtes Gewissen schaltete sich ein. Was war, wenn ich sein Leben und seine Zukunft kaputt gemacht hatte? Was war, wenn es alles meine Schuld war? Ich musste zwar nicht was ich mit 'alles' gemeint hatte, aber das schien mir als unwichtig. Hauptsache ich hatte es kaputt gemacht. Ich. Ich war alles Schuld. Ich konnte eh nichts.
Es war draußen kalt geworden, als ich ankam und ausstieg. Mein Gefühl sagte mir, dass irgendetwas passieren würde. Es war beklemmend und ungewohnt hier so alleine zum Krankenhaus zugehen.
Ich stolperte zum Empfang. In Gedanken woanders, nuschelte ich vor mich hin: „Ich möchte gerne zu Liam Payne." Die Frau hinter dem Glas schaute mich verwirrt an, hatte nach einer Wiederholung meiner Worte dann aber doch verstanden wo ich hin wollte.
„Mr Payne ist auf Zimmer 043. Aber sie können im Moment nicht zu ihm."
Ich ignorierte ihre letzten Worte und verstand gar nichts mehr.
Warum war ich dann angerufen und hier hin bestellt worden? Egal ich wollte jetzt zu ihm, wenn ich schon meinen Sprit für so einen unnützen Jungen verschwendet hatte.
Wie in Trance ging ich einen Korridor entlang. Zimmer 039 auf der Linken Seite. Zimmer 040 auf der Rechten. Ich war irgendwie nervös und wollte hier weg. Zimmer 041 und 042 nahm ich gar nicht mehr richtig war. Plötzlich befand sich Zimmer 043 genau vor mir. Mein Herz setzte einen Moment aus und bevor ich meine Hand auf die Klinke hätte legen können, wurde es schwarz. Nur kleine helle Sternchen tanzten vor meinen Augen, doch auch diese erloschen nach weniger Zeit wie Kerzen die man ausgeblasen hatte.

Als ich wieder aufwachte lag ich in einem Krankenhausbett und war bis unter's Kinn mit wärmenden weisen Decken voll gestopft und mir schwirrte der Kopf. Vorsichtig setzte ich mich auf und griff nach einem Glas Wasser, welches auf dem kleinen Hocker neben dem Bett stand. Das Wasser erfrischte und tat mir gut. Die Kopfschmerzen und die unerträgliche Hitze in mir legten sich und ich lehnte mich entspannt zurück in die Kissen. Eigentlich war es hier ganz gemütli ... Halt Stop.
Was machte ich hier? Ich hatte doch nur vorgehabt Liam zu besuchen und nun lag ich selber in so einem kake gemütlichen Bett. Was war passiert?
Ein schmerzhaftes Ziehen ging durch meinen Kopf und ich presste meine Hand an meine pochenden Schläfe. Mein Schädel fing wieder an unerträglich zu wummern und ich tastete erneut nach dem Wasserglas neben mir.
Das Denken löste diesen Schmerz aus. Okay ich sollte aufhören zu denken ganz einfach. Ich könnte eine Schwester rufen die mir Tabletten bringt, über legte ich immer noch mit der Hand am Kopf.
Ach Quatsch Louis! Du brauchst doch kein Kindermädchen! Steh auf und geh selber du Fauler .
Und wirklich quälte ich mich mit brummenden Schädel aus den Decken und ging quer durch das Zimmer zur Tür. Vorsichtig spähte ich auf den Flur. Niemand zu sehen. Ich wusste nicht warum, aber irgendwie war es gerade angebracht zu schleichen und sich möglich unauffällig zu verhalten. Mein Plan war es Tabletten zu holen und dann möglichst schnell zu verschwinden.
Aber warum gehst du nicht schon direkt nach Hause? Dich hindert niemand.
Also kurze Planänderung: Direkt nach Hause.
Mir kam immer noch keiner entgegen also schlich ich mich wie ein Einbrecher in Aktion von Flur zu Flur und hoffte inständig das mich keiner sah. Aber wenn auch, was sollten sie tun? Sie hatten keine Befugniss mich hier festzuhalten und es waren ja auch nur Kopfschmerzen und keine physischen Störungen mit denen man mich nicht unter Menschen lassen durfte oder so.
So ganz sauber war ich nicht, musste ich zu geben, aber unter Menschen gehen konnte ich damit schon.
Zufällig kam ich einem großen Fenster vorbei durch jenes man in ein Krankenzimmer schauen konnte.
So etwas gab es bei so gut jedem zweiten Zimmer auf den Fluren, aber diese eine Fenster zog meine ganze Aufmerksamkeit auf sich. Ich ging näher dran und konnte in ein weißes Zimmer sehen wo eine Person in einem Bett lag. An dem Körper waren viele Kabel an geschlossen und Maschinen waren rundherum um das Bett verteilt.
Sie zeichneten unterschiedlichste Werte und Bewegungen auf und alles wurde genau überwacht. Ich blickte nach oben. An der Tür stand ein Schild mit einer Nummer drauf. Raum 043. Sollte ich rein gehen? Ich drückte auf die Klinke und ging einfach, ohne groß weiter drüber nach zu denken, zu Liam rein. Er sah blass aus und hatte im Gesicht blaue Flecken,rote Wunden und alles in einem machte er mir einen ziemlich zugerichteten Eindruck. Er tat mir schon leid, wie er da so lag. So unschuldig und verletzt. Eigentlich konnte er ja nichts dafür.
Aber klar konnte er etwas dafür warum ich ihn so geschlagen hatte. Er war einfach ... Liam. Und als Liam Payne verdiente man Schläge! Und zwar nichts anderes als Schläge! Man war als Liam Payne unnötig und sollte sich ungeliebt fühlen. Man hatte nichts anderes verdient. Also war er selbst dran schuld!
Ich berührte seine Wange, wo eine große Narbe war und um fuhr diese mit einem Finger. Wie kaputt er doch war. Aber er hatte nicht verdient glücklich zu sein. Er war Liam Payne.
Mein Blick ruhte auf seinem Gesicht. Seine Haut war ungesund hell und um die Augen zeichneten sich dunkle Augenringe ab. Seine Wangenknochen stachen hervor und sein Kinn, wo Bartstoppeln sprossen, war kantig. Seine Lippen waren farblos und fühlten sich rau an, als ich mit meinem Finger vorsichtig über sie fuhr. Die Augen waren geschlossen und zwischen seinen dicken Augenbrauen, wuchsen kleine Härchen. Auf seinem Kopf standen die dunkel braunen Haare wild in alle Richtungen ab. Sie sahen matt und farblos aus. Trotzdem war er wundersch ... Ich unterbach mich entsetzt in Gedanken.
Er hätte auch gut als schon tot durchgehen können, dachte ich mir und mein Gesichtsausdruck versteinerte. Was tat ich hier eigentlich? Ich wollte nach Hause. Ich sollte besser gehen. Aber stattdessen stand ich hier und schaute Liam an.
Seine Augen öffneten sich plötzlich und diese intensive Farbe in seinen Augen haute mich fast um. Trotz seinen Verletzungen war der Teddybär-Farbton in seinen Augen geblieben. Seine Lippen zitterten. „L-Louis?", flüsterte er mit kratzender Stimme. Mir wurde wieder bewusst was ich hier tat. Ich zog die Hand von seiner Wange und blickte ein letztes mal in seine schönen Augen bevor ich wortlos aus dem Zimmer stürmte, die Tür hinter mir zu knallte, und so schnell ich konnte nach Hause fuhr.
Diese unglaublichen Augen die ich gesehen hatte, gingen mir den ganzen Tag nicht mehr aus dem Kopf.
Seine Augen hatten etwas an sich, dass so unglaublich magisch war, dass sie mir noch lange die Nächte stehlen werden.
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» 21. November 2015 «

You're mine forever (Lilo Ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt