Kapitel 3 *bearbeitet*

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<<Die Liebe ist wie eine Reise in ein unbekanntes Land. Man muss den Mut haben, alles hinter sich zu lassen, ohne zu wissen, was vor einem liegt!>>

Heaven

Ich laufe durch die dunkle Straße. Ein paar Typen kommen mir entgegen und pfeifen. Ich muss leicht lächeln, da ich ja sonst immer nur runter gemacht werde. Ich biege ab und komme in eine noch dunklere Straße. Dann mache ich die Tür von dem kleinen Haus rechts von mir auf und trete ein. Ich gehe runter in den Keller und lege meine Hand auf den Scanner. Es piept einmal kurz und die schwere Eisentür geht auf. Ich gehe durch den langen Gang, welcher nur leicht beleuchtet wird. Dann biege ich rechts ab und komme wieder zu einer Tür. Ich lege wieder meine Hand auf einen Scanner und wieder geht die Tür auf. Ich komme in einen Raum, welcher schon besser beleuchtet ist. „Hallo Azura" sage ich. Sie steht mit dem Rücken zu mir und schaut auf ihr Handy. „Hallo Heaven" sagt sie und dreht sich um. „Die Jungs sind schon drin". Ich nicke und gehe durch eine Tür. Die Jungs sitzen schon auf ihren Matten und reden. „Hey" sage ich und hebe zur Begrüßung die Hand „Ich werde euch heute unterrichten, da eure eigentliche Lehrerin krank ist". Die Jungs nicken zögerlich. „Also, setzen wir uns erstmal in einen Kreis. Und jetzt sagt ihr mir nacheinander eure Namen" sage ich und sie gehorchen mir.

Nachdem ich so grob die Namen der Jungs kann, geht es weiter. „Hat Azura euch schon aufgeklärt? Also, mit den Kräften und so" frage ich. Tom hebt seine Hand und ich nicke ihm zu. „Azura hat uns schon gesagt, was wir für Kräfte haben werden. Die meisten von uns sollen das Feuer beherrschen" sagt er. „Okay. Soll jemand von euch die Windtechnik lernen?" frage ich und schaue die Jungs mit großen Augen an. „Ich" sagt ein kleiner Junge, namens Harry. Er wirkt eingeschüchtert. „Okay" sage ich lächelnd. „Also, wir gehen jetzt rüber zu den Trainingsgeräten und dort fangt ihr einfach mal an zu trainieren. Ich werde mir zwischendurch jemanden raus holen und ihn nach seiner Geschichte fragen. Ich muss das wissen, sonst kann ich euch nicht helfen euer Chi zu finden." Ich lächle die Jungs aufmunternd an.

Sie stehen auf und laufen los. Auch der kleine Junge steht auf. „Du bleibst bei mir" sage ich und reiche ihm meine Hand. Wir setzen uns auf eine Bank und ich schaue den Kleinen fragend an. Er ist ziemlich eingeschüchtert. Er erinnert mich an mich damals. Als ich das erste Mal hier war, hatte ich große Angst. „Warum bist du hier?" frage ich ihn sanft. Er zuckt mit den Schultern. „Soll ich dir mal sagen, warum ich hier bin?" frage ich ihn und lege meinen Kopf schräg. Er nickt und ich fange an zu lächeln. „Also... ich war mal mit einem Jungen zusammen. Er war der Sohn des Anführers einer Gang. Und er hat mir sehr wehgetan." Das ist zwar nur die halbe Wahrheit, aber ich will ihn nicht unnötig belasten. „Ich wurde von Azura und ihren Männern gerettet und bin somit hier eingestiegen, damit ich mich gegen den Jungen wehren kann. Er ist damals in eine Psychiatrie gekommen und soll jetzt wieder entlassen werden. Ich hatte große Angst vor ihm, aber jetzt habe ich keine Angst mehr, weil ich mich wehren kann. Azura hat mir geholfen, wieder selbstbewusst zu werden und meinen Schock zu überwinden. Und wie du siehst bin ich jetzt glücklich, auch wenn ich eine schwierige Vergangenheit habe." Ich rede langsam und sanft mit ihm. „Mein Papa schlägt mich immer" sagt er leise, sodass ich ihn beinahe nicht verstanden hätte. „Ich werde dir helfen, dich gegen ihn zu wehren. Das verspreche ich dir!" sage ich und hebe sein Kinn an. „Okay" flüstert er mit zittriger Stimme. „Und jetzt lass die Wut die du auf deinen Papa hast raus und schlag auf den Boxsack ein, okay Kleiner?" er nickt, steht auf und rennt auf den Boxsack zu. „Ein kleiner Engel" murmle ich vor mich hin und stehe selbst auf um mir den nächsten Jungen heraus zu holen.

Das nervige Geräusch des Weckers weckt mich aus meinem Schönheitsschlaf auf. Ich stehe auf und laufe noch im Halbschlaf ins Bad. Ich bin gestern erst spät abends nach Hause gekommen. Während meiner Ausbildung habe ich mir angewöhnt, Wege mit geschlossenen Augen zu laufen, um meinen Orientierungssinn zu schärfen. Plötzlich laufe ich gegen eine Wand. Ich taumel ein paar Schritte zurück. „Pass doch auf!" faucht die Wand. Halt, seit wann können Wände reden? Ich schaue hoch und blicke in ein paar stechend grüne Augen, die mich böse anfunkeln. Ich mustere ihn von oben bis unten. „Was machst du hier?" frage ich ihn entsetzt. „Wir wohnen ab jetzt hier, was machst du hier?" sagt er spöttisch. „Ich wohne hier" murmle ich noch immer im Halbschlaf und will an ihm vorbei laufen. „Du willst mir nicht sagen, dass ich bei Nerd wohnen muss?" fragt Holder mich entgeistert. Ich starre ihn mit halb geschlossenen Augen an und überlege. „Oh nein, das heißt dein Vater ist dieser komische Kollege meiner Mutter. Davon hat sie mir gestern doch erzählt" rede ich leise vor mich hin. Wir liefern uns noch kurz einen Starr-Wettbewerb bevor ich mich umdrehe und nach unten laufe. Das Duschen lasse ich heute mal ausfallen. In de Küche sitzt meine Mutter und trinkt genüsslich ihren Kaffee. „Ähm..Mum? Ich dachte du bist auf Geschäftsreise?"

Jetzt bin ich total verwirrt. Zuerst die sprechende Wand, die sich als Holder heraus gestellt hat und jetzt noch meine Mum. Und als wäre das nicht genug, kommt auch noch irgendein komischer Mann aus der Küche. „Schatz? Das ist Toby. Er und sein Sohn Holder haben einen Rohrbruch und deswegen einen totalen Wasserschaden. Sie werden kurzfristig bei uns wohnen, bis ihre Wohnung wieder in Ordnung ist. Aber das habe ich dir ja schon erzählt. Toby und ich müssen gleich auch wieder weg, wir sind nur kurz gekommen, weil sie ihre Sachen hier abgeladen haben", redet meine Mutter wie ein Wasserfall. Ich nicke nur und muss die Menge an Informationen erst einmal verarbeiten.

Das heißt also nochmal konkret: Ich, Heaven Summers, wohne jetzt mit Holder Black, bad boy der Schule, Gangmitglied der Ghost Shadows und mein Mobber, zusammen in einem Haus. Das könnte lustig werden...

Nachdem ich gefrühstückt habe, nehme ich meine Tasche und mache mich auf den Weg zur Schule. Natürlich nicht ohne einen blöden Kommentar von Holder. Ich frage mich echt, wie ich mit dem unter einem Dach wohnen soll. Ich meine, hallo? Holder hasst mich aus unergründlichen Gründen und ich hasse Holder, da er mich mobbt. Zum Glück weiß meine Mutter das nicht. Wenn sie das wüsste, hätte sie mich schon längst von der Schule genommen und mich wahrscheinlich in ein Internat für Schüler mit psychischen Problemen gesteckt. Das würde meiner Mutter ähnlich sehen. Seit mein Vater tot ist, macht sie sich ziemlich schnell Sorgen, auch wenn ihr meistens meine Probleme gar nicht auffallen. Wenn ihr dann etwas mal auffällt, dann reagiert sie sofort über. Ist wahrscheinlich irgendein Reflex von ihr oder so.

Ein schwarzes Auto fährt an mir vorbei und ich warte nur darauf, dass es anhält und Holder irgendeinen blöden Kommentar ablässt.Aber nichts dergleichen passiert. Das Auto fährt einfach weiter.

Rache ist süßWo Geschichten leben. Entdecke jetzt