Kapitel 13

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1 ½ Jahre früher

10. Samstag 2013

Heaven

Sie ist tot. Seit drei Tagen sitze ich nun auf diesem Stuhl und ihr gegenüber. Sie hat mir von ihrer Tochter und ihrem Sohn erzählt. Sie wusste, dass sie umgebracht wird und hat mir deswegen ihre Geschichte erzählt. Sie hat mir alles erzählt, von Anfang an. Man hört die Sirenen der Polizei, welche immer näher rücken. „Alarm!" ruft plötzlich jemand und ich zucke zusammen. Nur schwer kann ich meinen Blick von ihrem leblosen Körper nehmen. Timothy flucht, nimmt das Mädchen an die Hand und will fliehen. Er übergibt sie einem Mann, welcher sie weg bringt. Ein letztes Mal dreht er sich um und prägt sich mein Gesicht ein. Die Angst ist mir ins Gesicht geschrieben. Es ist, als würde die Zeit stillstehen. Aber als ein Schuss ertönt, kommt er wieder zu Besinnung und rennt. Er rennt um sein Leben und lässt mich alleine. Alleine gegenüber einer toten Mutter. Auf einem Stuhl gefesselt. Ich will die ganze Geschichte nicht der Polizei erzählen. Das würde ich nicht schaffen. Die Sirenen heulen immer noch und sind schon ziemlich laut. Und dann plötzlich knarzt es vor und hinter mir. Ich atme schneller und fange an zu zittern. Ein Mann kommt aus dem Schatten, eine Pistole auf mich gerichtet. Sein Blick geht von meinem Gesicht, zu den Fesseln. „Az? Hier ist ein Mädchen an einen Stuhl gefesselt" ruft er und man hört Schritte von der Seite. Der Mann hat seine Pistole immer noch auf mich gerichtet. Ich blicke zu der Frau. Sie hat lange braune Haare, die gewellt sind. Sie hat eine perfekte Figur und einen leichten Gang. Sie kommt auf mich zu, ihr Blick immer noch auf mich gerichtet. Die Frau tritt hinter mich, holt ein Messer heraus und schneidet die Fesseln durch. Dann kniet sie sich vor mich und hält sich an meinen Knien fest. „Ich bin Azura. Wer bist du?" fragt sie mich und ich presse meine Lippen aufeinander und sage nichts. „Okay. Wir nehmen dich jetzt mit zu uns" ihre Stimme ist sanft und ich nicke langsam. „Paul? Trage sie bitte, ich glaube sie hat jetzt keine Kraft noch zu Laufen" meint sie und ein Mann tritt vor. Er hat eine lange Narbe von dem rechten Auge über die Nase zur linken Wange. Er lächelt nett, was sein Gesamtbild etwas netter wirken lässt. Ich zitter immer noch ziemlich heftig. Der Mann nimmt mich hoch, den einen Arm unter meinen Kniekehlen, den anderen hinter meinem Rücken. Dann läuft er los und ich lege langsam meine Hände auf seine Schultern. Ich habe Angst und doch fühle ich mich geborgen. Der Mann rennt zu einem Auto, setzt mich hinten rein und setzt sich hinters Steuer. Es kommt noch ein Mann, welcher sich vorne hinsetzt. Dann fährt er los.

Wir rasen durch die Straßen. Was, wenn er mich jetzt entführt? Ich schaue nach hinten. Hinter uns ist auch noch ein schwarzes Auto, was mich irgendwie beruhigt. Wir fahren in eine ziemlich dunkle Straße, wo nur verratzte Häuser stehen. Das Auto bleibt vor einem kleinen Haus stehen und die Männer steigen aus. Ich versuche es auch, doch meine Beine geben nach. Und bevor ich auf dem Boden aufkomme fängt der Mann von vorhin mich auf. Er schaut mich tadelnd an und hebt mich wieder hoch. Dann läuft er auf das kleine Haus zu. Die anderen folgen ihm. Die Frau, ähm...also ich meine Azura, legt ihre Hand auf ein Gerät und diese wird dann gescannt. Eine Tür geht auf und wir gehen, naja ich werde getragen, durch einen spärlich beleuchteten Raum. Dann kommt wieder ein Scanner und Azura legt wieder ihre Hand darauf. Die schwere Tür schwingt auf und wir kommen in einen schon etwas größeren Raum. Es sind mehrere Computer enthalten und als wir eintreten drehen sich alle zu uns um und starren mich an. Ihre werde langsam nervös und drücke mich fester an den Mann. Mir fällt gerade sein Name wieder ein: Paul. Ich spüre, dass er lächelt und dann drückt er mich noch ein bisschen fester an sich. Er geht durch eine Tür und setzt sich dann mit mir auf dem Schoß auf einem Stuhl ab. Azura kommt und setzt sich uns gegenüber. „Also nochmal: ich bin Azura und wir haben mitbekommen, dass der Anführer der Snakeheads mehrere Personen gefangen gehalten hat und umbringen wollten. Warst du eine davon?" fragt sie und ich schüttle heftig den Kopf. Sagen tue ich immer noch nichts. Ich habe Angst, dass meine Stimme bricht. Paul drückt meine Hand mit seiner und ich entspanne mich langsam in seinen Armen. „Wie heißt du?" fragt sie weiter und ich krächze ein „Heaven". „Bringt ihr bitte ein Wasser und etwas zu Essen" sagt sie zu einer Person, welche irgendwie hinter mir steht. Und eine Minute später trinke ich gierig das Wasser aus. „Wie heißt du mit vollem Namen?" fragt sie nun wieder. „Heaven Hope Summers" sage ich, nun mit nicht mehr so heiserer Stimme. „Die Tochter von dem Mann, welcher auf der Straße erstochen gefunden wurde?" fragt sie langsam und ich beiße mir nervös auf die Unterlippe und nicke dann. „Weißt du, wer ihn umgebracht hat?" fragt sie weiter. Ich nicke wieder und weiche ihrem Blick aus. „Warst du dabei?" ich nicke langsam und schaue auf den Boden. Die Tränen kommen langsam hoch und ich merke, wie eine Träne auf mein Handgelenk fällt. „War es Timothy?" ich schlucke heftig. Soll ich ihn verraten? Immerhin waren wir mal zusammen oder sind es in gewisser Weise immer noch. „Ja. Er ist mein Freund, Ex-Freund, wie auch immer" sage ich mit fester Stimme und dränge die Tränen wieder zurück. Azura schaut mich geschockt an und verdaut eine Weile diese Nachricht. „Willst du mir die ganze Geschichte erzählen?" fragt sie dann und schaut mich eindringlich an. Ich nicke langsam und fange an zu erzählen.


Rache ist süßWo Geschichten leben. Entdecke jetzt