Kapitel 21

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Würde mich über Feedback immer freuen :)                                                                                                    -Vanni

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Kapitel 21

Unentschlossen stand ich nun umhüllt von der Dunkelheit der Nacht vor der Tür, die zum Haus meiner Eltern hineinführte. Schwächlich beleuchtet durch die Laterne am Rande der Straße streckte sich mir die Türklinke entgegen.

Warum noch nicht vor Freude strahlend meinen Eltern entgegensprang und mich freute endlich frei zu sein? Ich hatte keine Ahnung. Es war als hätte sich eine Schutzmauer vor mir aufgebaut, die mich einfach nicht durchließ. Vielleicht war es auch das beklemmende Gefühl in mir, das mir sagte dass ich meinen alten Freund erneut verlassen hatte. Aber das war doch auch kein Wunder. Oder? Schließlich war es seine Schuld, er hätte das Ganze auch auf eine friedlichere Weise lösen können.

Trotz allem wollte das Bild von dem schluchzenden Jungen nicht aus meinem Kopf gehen.

Würde ich nicht indem ich zurückkam auch meine Familie mit hineinziehen? Das wollte ich doch wirklich auf keinen Fall.

Das lange Denken nervte mich tierisch. Ich beschloss nun doch einfach anzuklopfen. Schließlich konnte ich nicht leugnen dass ich sie alle nicht vermisst hatte.

Einige Sekunden nachdem ich das dumpfe Klopfen auf Holz wahrnahm, hörte man von innen Stimmen die deutlich lauter wurden, bis schließlich die Tür geöffnet wurde.

Einige Sekunden starrte ich auf die junge Frau vor mir, bis sie mich plötzlich in eine halsbrecherische Umarmung zog und zu schluchzen begann. Innig schlang ich meine Arme um die schlanke Taille meiner Mutter und ließ auch meine Tränen laufen. In dem Moment war mir erst richtig klar geworden wie sehr ich sie eigentlich vermisst hatte.

,,Mein Junge.. oh Gott ich habe dich so vermisst'', brachte sie nun zitternd heraus. Ich flüsterte ihr bloß ein ,,Alles wird gut'' ins Ohr, obwohl ich selbst nicht ganz sicher war ob das der Wahrheit entsprach. Sie löste sich schließlich von mir, fuhr mit zittrigen Händen über mein Gesicht und beäugte ich mit sanftem Blick. Wie ich es einfach vermisst hatte sie zu sehen, ihre Nähe zu spüren, und vor allem die Liebe die sie mir schenkte entgegenzunehmen.

,,Wo warst du all die Zeit?''

Ihre warmen, braunen Augen bohrten sich buchstäblich durch mich durch. Ich war vollkommen überfordert. Sollte ich ihr die ganze Wahrheit sagen? Ich antwortete bloß, dass ich ihr nachher in Ruhe alles erzählen würde, als bereits mein Vater um die Ecke kam und mich ebenso in die Arme schloss.

Der Abend wurde später, meine Mutter kochte mir etwas zu essen, da sie meinte ich sei 'zu dünn geworden', während sie mich immer wieder besorgt musterte. Wie ich mir vorgenommen hatte, erzählte ich ihnen nicht die Wahrheit. Ich wusste nicht wieso, ich wollte sie einfach nicht in die ganze Sache allzu sehr hineinziehen. Sie wussten nun zwar dass ich entführt worden war, jedoch wussten sie nicht von wem und dachten er wäre nun hinter Gittern. Das schlechte Gewissen verbreitete sich immer mehr und hinterließ ein mulmiges Gefühl in meinem Bauch.

,,Es ist alles bloß zu ihrer Sicherheit'', redete ich mir ein.

Müde wünschte ich meinen Eltern schließlich eine gute Nacht und machte mich auf den Weg in mein Zimmer. Erleichtert fiel ich auf mein weiches Bett und ließ mich einfach ins Land der Träume gleiten.

Die nächsten Tage fühlten sich bloß bedrückt und schleppend an. Ich dachte viel über meine Situation nach, hatte ein unglaublich schlechtes Gewissen und Albträume raubten mir den Schlaf. Ich war mir schon lange nicht mehr sicher ob es wirklich eine gute Idee gewesen war, ihn einfach zu verlassen. Es hatte sich irgendwie fast angefühlt als wäre es meine Aufgabe den Jungen wieder aufzuheitern. Klingt komisch, ist es wahrscheinlich auch. Meine Eltern dachten mittlerweile wahrscheinlich dass ich verrückt geworden war. Zwar sagten sie mir nichts dergleichen, jedoch sprachen ihre Blicke und das Geflüster wenn ich dann mal einen Raum verließ Bände.

An diesem Tag saß ich mal wieder auf meinem Bett, zeichnete etwas oder dachte einfach nur nach. Dann jedoch klopfte etwas an meiner Tür. Ein leises ,,herein'' meinerseits veranlasste die Person, hineinzutreten. Unerwartet war es jedoch nicht meine Mutter, sondern mein Vater, der mich mit einer Mischung aus Unsicherheit und Wut anstarrte. Warte, warum war er wütend?

,,Hör zu Thaddeus, so geht das nicht weiter. Ständig verbarrikadierst du dich in deinem Zimmer und lässt niemanden an dich ran, so geht das einfach nicht weiter!.''

Wieso störte es ihn bitte was ich tat? Konnte dem doch eigentlich egal sein. Ich wollte gerade zum Kontern ansetzen, da fing er wieder an.

,,Kein aber okay? Heute Abend wirst du wieder rausgehen, dich mit Freunden treffen. Wir wissen dass du eine harte Zeit durchgemacht hast aber du willst ja nicht mit uns reden und das hier'', schrie er nun und zeigte auf mich, ,,macht das Ganze auch nicht besser.''

Laut schloss sich die Tür hinter ihm, nachdem er den Raum verlassen hatte. Etwas geschockt war ich schon, mit so einer Reaktion hatte ich nicht gerechnet. Allerdings hatte er mich zum Nachdenken gebracht. Ich hatte nicht gedacht dass die beiden anscheinend so unter der Situation litten.

Obwohl ich wirklich keine Lust hatte etwas zu unternehmen, nahm ich mir vor heute Abend mal wieder feiern zu gehen. Für meine Eltern.

Ich beschloss mich erstmal unter die Dusche zu begeben, also ließ ich das warme Wasser auf meinen Körper prasseln, was schon immer eine beruhigende Wirkung auf mich hatte. Vielleicht würde der Abend ja doch nicht so schlimm werden? Vielleicht würde ich ja sogar jemanden kennenlernen?

Schwachsinn. Es würde ja sowieso darin enden dass ich mich komplett im Alkohol versinken lasse.

Schnell stieg ich mit einem Handtuch bewaffnet aus der warmen Dusche, band es schnell um die Hüfte und verschwand in meinem Zimmer um mir Klamotten herauszusuchen. Ich entschied mich für ein schlichtes weißes Shirt und eine schwarze Hose, die Lederjacke würde später folgen.

Ich zog mir die Klamotten über, begab mich ins Badezimmer und versuchte seit langem mal wieder richtig zu stylen. Sie waren bereits so lang geworden, dass ich sie stets zu einem kleinen Zopf zusammengebunden hatte, doch heute ließ ich sie wieder offen stehen.

Zufrieden mit dem Resultat blickte ich in den Spiegel. Zwar sah man mir die letzten Tage noch deutlich an, jedoch sah ich wesentlich besser aus als zuvor. Es war wohl wirklich eine gute Idee gewesen, endlich wieder etwas zu unternehmen und rauszugehen. Zugeben würde ich dies natürlich nicht unbedingt.

Ein paar letzte Griffe und ich ging in die Küche, wollte noch etwas essen bevor ich mich auf den Weg machte. Meine Mutter stand bereits an der Anrichte, blickte kurz zu mir und schenkte mir dann ein strahlendes Lächeln. Ich fragte sie kurz ob sie mir etwas zu essen machen konnte, was sie sofort bejahte. Zwar war ich schon alt genug, aber ihr Essen war trotzdem immer am besten.

Gesättigt stand ich auf, zog mir die Schuhe an und verabschiedete mich von den beiden. Gespannt darauf, was der Abend noch zu bieten hatte.


Ardian BoraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt