Kapitel 8

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Schockiert starrte ich ihn an. War das sein Ernst? Ardian.. Ardian.. ich versuchte wieder wie wild Gedanken aus meinem Kopf zu suchen, doch mir wollte einfach nichts einfallen. Er musste mich wohl verwechselt haben. Es gab einfach keine logische Erklärung dafür.


,,Hör zu Ardian'', fing ich darauf bedacht an, ihn nicht noch wütender zu machen. Das wollte ich wirklich nicht. ,,Ich habe wirklich keine Ahnung wovon du redest, du musst mich wohl einfach verwechselt haben oder so. es kann doch nicht sein dass ich mich nicht mehr an dich erinnere wenn wir uns doch so gut kannten. Das kann einfach nicht sein.

Ich spürte wie er mit jedem Wort weiter in sich zusammensackte. Hatten ihn die Worte wirklich so sehr verletzt? Er trat einen Schritt zurück und blickte mich aufgewühlt an.                                                   

Er entfernte sich noch weiter und drehte sich schließlich um, sodass er die Wand ansah. Was passierte hier? Zuerst ein Amoklauf an unserer Schule, dann wurde ich von einem berüchtigten Massenmörder entführt und nun unterstellte dieser mir auch noch mich gekannt zu haben? Ich kam mir vor wie in einem schlechten Film. Wie konnte mir das alles nur passieren? Sonst war mein Leben doch auch nur langweilig. Wenn ich es mir recht überlegte konnte ich nicht nachvollziehen wieso ich früher unzufrieden war. Ich war sicher, hatte ein normales Leben und vor Allem Freunde. Bei diesem Gedanken spürte ich wieder wie sich mein Herz zusammenzog.                                                                           

Hatten sie das überlebt oder waren sie nun wirklich alle Tod? Ich hätte sie nicht alleine lassen sollen. Wiedermal konnte ich mich für meine selbstsüchtige Art nur hassen. Doch nun hatte ich ein anderes Problem. Und dieses verharrte nun schon seit einigen Minuten dort und tat nichts.

Ich hatte schon Gedanken daran, ob jener vielleicht eingeschlafen war, jedoch sagte mir die angespannte Haltung von ihm das Gegenteil. Was passierte hier?                                                                     


Plötzlich drehte er sich ruckartig um, rannte zu einem naheliegenden Tisch und trat dagegen. Immer und immer wieder. Dann nahm er ihn hoch, schleuderte ihn durch den Raum, sodass er scheppernd an der Wand zersprang. Eine riesige Angst erfüllte meinen Körper, als ich die immer größer werdende Wut die von ihm ausging wahrnahm.           

                                                                                              

Er schlug nun mit den Fäusten gegen die Wand, immer und immer wieder. Bis schließlich die bekannte rote Flüssigkeit an seinen Armen hinunterließ, doch ihn schien es nicht großartig zu stören. Hatte ich ihn so wütend gemacht? Hatte ich dafür gesorgt dass dieser Mensch so zerstört ist?

Ich wusste nicht wieso ich das tat. Wieso ich so töricht war und aufstand und diesem Mörder, meinem Kidnapper helfen wollte, doch ich tat es.    

                                                       

Ich ging auf ihn zu. Auf einmal schien er meine Schritte zu hören und stockte in seiner Aktion. War es wirklich die richtige Entscheidung gewesen? Mein Gefühl sagte mir eindeutig dass es das richtige war, also ging ich noch ein Stück, bis er sich dann umdrehte.


Zu meinem Erstaunen war dort keine Wut in seinem Gesicht zu erkennen, nein.

Es war pure Verzweiflung. Verzweiflung und Angst.        

                                                                                          

Ich wusste nicht was ich mir dabei dachte aber ich nahm ihn einfach in den Arm. Er tat mir irgendwie Leid. Ardian erwiderte die Umarmung schnell und drückte mich fest an sich heran. Ein markerschütterndes schluchzen seinerseits folgte, was mich veranlasste ihn nur noch stärker zu halten. Ich wusste wirklich nicht wieso es ihm so viel bedeutete, wieso ich ihm so viel bedeutete, doch den Gedanken versuchte ich einfach weit weg zu schieben. 

            

Ich genoss einfach die Situation. Es fühlte sich so gut an ihn in den Armen zu halten. Andererseits machte es mich auch traurig ihn so zu sehen. Konnte es überhaupt sein dass so ein Mensch, einer der bereits so viele Menschen auf dem Gewissen und so viel Leid zu verantworten hatte, so verletzlich war? Es schien mir schier unmöglich. Leicht musste ich schmunzeln. Alles was hier passierte war unmöglich.


Er schien sich wieder ein wenig zu beruhigen, während ich sanft mit einer Hand über seinen Rücken streichelte. Dann löste er sich langsam von mir und sah mich wieder an.


,,Kannst du dich wirklich nicht erinnern?''


,,Nein, es tut mir Leid.''

Ardian BoraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt