Kapitel 14

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Kapitel 14

Die nächsten Tage verliefen eher trostlos ab. Ich aß nur selten etwas und mein Entführer hatte mir seit dem letzten Vorfall nicht wieder in die Augen schauen können. Eventuell lag es auch einfach daran, dass ich mein Zimmer so gut wie nie verließ. Ich hätte schwören können die Letzten Tage bereits ein paar Kilo verloren zu haben. Auch stellte ich mir ständig die Frage was es ihnen denn brachte, mich hier zu behalten. Ich meine ja, ich könnte etwas sagen aber wollten sie etwa dass ich stattdessen mein ganzes Leben hier verbrachte oder was?

Ich wusste dass es an der Zeit war, ihm endlich zu sagen dass ich wieder alles wusste, auch wenn einem Teil von mir klar war, dass er es sicherlich schon ahnte. Schließlich hatte ich ihn nur früher bei deinem Spitznamen genannt. Wie hätte ich sonst wissen können wie dieser lautete? Naja, war ja jetzt auch egal. Ich beschloss mich noch einmal auf dem Weg zu ihm zu machen. Diesmal war ich auf alles vorbereitet.

Schnell machte ich mich auf den Weg zu seinem Zimmer, um festzustellen dass sich hinter dieser Tür niemand befand. Allerdings wollte ich auch nicht drinnen darauf warten dass er kommt. Schließlich wollte ich nicht dass er von Anfang an sauer war. Er könnte ja denken, ich hätte darin herum geschnüffelt oder so. Also kehrte ich um und stieg die Treppen hinab.

Überraschenderweise war anscheinend wieder keiner da. Ernsthaft? Da kommt man einmal aus seinem Loch und niemand ist da. Zum Glück fand ich allerdings ein paar Schritte weiter jemanden auf der Couch sitzen. Zu meiner Enttäuschung saß dort aber nicht Herr Bora, sondern irgendeiner seiner Leute. Ich wollte gerade wieder gehen, als er sich umdrehte und mich mit einem kalten Blick anstarrte. Irgendwie machte mir dieser Mann Angst. Ich entschied, lieber wieder zu gehen, bis mich plötzlich jemand fest an der Schulter packte. Wollte er mir wehtun? Ich hatte doch nichts falsch gemacht? Schnell drehte ich mich zu der Person um.

,,Was erlaubst du dir eigentlich, einfach so im Haus herumzuschleichen?'', knurrte er in einem gefährlich wirkenden Ton. Ich musste schlucken. Wie hätte ich denn wissen sollen dass sie das nicht wollten? Schließlich waren hier alle nicht sehr gesprächig. Ich sagte schnell, dass ich nicht wusste, dass das nicht erlaubt war und entfernte mich um ein paar Schritte rückwärts von ihm. Irgendwie war mir die ganze Situation nicht ganz geheuer. Als Antwort auf meine Gedanken bewegte er sich nun auf mich zu, bis sich unsere Nasenspitzen fast berühren konnten. Was sollte das hier werden? Ich überlegte fieberhaft was die beste Idee wäre, aus dieser Situation zu entkommen, doch mir viel in dem Moment keine ein. Es war als hätte jemand meine Gehirnfunktion abgestellt.

,,Weißt du Junge, ich war schon die ganze Zeit dagegen, dich mitzunehmen. Ich weiß wer du bist und was du gemacht hast. Wir hätten dich einfach liegen lassen sollen'', sprach er plötzlich verächtlich. Ich war bemüht, nicht dem Drang nachzugehen, mir seinen Speichel aus dem Gesicht zu wischen. ,,Wir hätten dich einfach erschießen sollen. Dann hätten wir wenigstens ein Problem weniger. Und jetzt erlaubst du es dir einfach, dich durch das Haus zu schleichen als wärst du hier erwünscht? Ich denke nicht dass ich das so durchgehen lassen kann.''

Kaum hatte ich begriffen was er mir gesagt hatte, da spürte ich schon einen unglaublichen Schmerz in der Magengegend. Ich krümmte mich und versuchte diesen irgendwie zu lindern, doch da traf mich schon der nächste Schlag und der nächste. Ich versuchte alles auszublenden, setzte mich auf den Boden. Warum tat er mir sowas an? Es hatten sich bereits mal wieder Tränen auf meiner Wange breit gemacht und ich betete einfach, dass das ganze endlich zu Ende ging. Erstaunlicherweise tat es das dann auch. Verängstigt blickte ich zu dem Mann hoch. Warum ich nicht wenigstens versuchte, Stärke zu zeigen? Ich war schlichtweg zu schwach. Zu schwach um noch den Mutigen zu spielen. Er sah zu mir hinab als ob ich Abschaum wäre. Ich kann nur sagen, dass es kein schönes Gefühl war.

,,Du'', sprach er plötzlich wieder als ich wahrnahm, dass sich seine Augen zu kleinen Schlitzen verengten. ,,Du sagst niemandem und damit meine ich auch wirklich niemandem etwas davon, was hier eben passiert ist, hast du mich verstanden? Absolut keinem.'' Kurz nickte ich, obwohl mir klar war, dass das nur eine Lüge war. Schnellen Schrittes verschwand der größere, nahm seine Jacke und verschwand aus der Haustür. Währenddessen lag ich auf dem Boden und fühlte mich wie ein Haufen Elend. Ich wollte gar nicht wissen wie ich gerade aussah. Ich versuchte mich wieder aufzurichten, was bei Gott nicht schmerzlos war und schleppte mich dann die Treppen hoch, weiter in mein Zimmer.

Ich hatte bei Weitem keine Lust noch irgendwas zu machen und beschloss also mich langsam umzuziehen, um mich dann erschöpft auf das Bett fallen lassen zu können. Gequält hielt ich mir den Bauch um mich dann selbst auszulachen. Dass das wehtun wird hätte ich mir auch selber denken können.

Die Nacht war wirklich hart. Ich hatte kaum schlafen können, da ich keine geeignete Schlafposition fand und auch meine Gedanken wollten mal wieder keine Ruhe geben. Was, wenn das erst der Anfang war? Was, wenn er das nun öfters tun wird oder mich schlussendlich sogar wirklich töten wird? Bei dem Gedanken musste ich schlucken. Ich musste einfach mit Ardy reden. Ob er es wollte, oder nicht. Aber was wenn es selbst ihn nach der Aktion letztens nicht mehr interessierte ob ich nun lebte oder nicht?

Ardian BoraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt