Kapitel 3 1/2 [Wild Nightmare]

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Meine neue Reiterin war federleicht und eine echt gute Reiterin, das spürte ich sofort! Mit ihr traute ich mich über jeden Sprung, obwohl ich sie eigentlich nicht kannte. Heute saß sie zum ersten Mal auf mir.

Früher als ich ein kleines Füllen war, hatte ich nie so einen feinfühligen Reiter. Man war brutal zu mir, zwang mir Sachen auf und hetzte mich über zu hohe Sprünge. Jeden Abend lag ich in meiner viel zu kleinen Box und konnte meine Beine vor Schmerzen kaum bewegen. Mein Rücken hatte weh getan, mein Maul war wund und meine Kruppe mit Narben von der Peitsche übersäht. Doch mit den Jahren, wurde ich großer und stärker. Ich begann mich zu wehren, bockte, stieg und schlug aus.

Die Zweibeiner nannten mich Esel, bockig und unrittig, dabei wollte ich Feuer mit Feuer bekämpfen! Ich hatte meinen Stolz. Meine Eltern waren große Springpferde gewesen. Mein Vater, Westland, war ein bayerisches Warmblut und ging sogar bei der EM mit. Meine Mutter, Dark Queen, war ebenfalls ein bayerisches Warmblut. Man hatte mich zu früh von ihr getrennt. Oft war ich alleine. Meine Boxnachbarn waren ein paar alte und verbrauchte Großpferde, eine Weide hatte ich nicht gekannt.

Dann kamen die Zweibeiner und legten mir einen Sattel auf den Rücken und schoben mir ein Stück kaltes Metall ins Maul, aus dem ich nicht rauskam. Sie zogen in meinem Maul und ich konnte mich nicht wehren.

Eines Nachts, vor etwa zwei Jahren, war dann meine Gelegenheit. Ich stand mit 4 Jahren in meiner Box. Am Mittag hatten sie mich wieder über Hindernisse jagen wollen aber ich hatte mich gewehrt. Sie hatten an den Zügeln gezogen und mich immer und immer wieder mit der scharfen Peitsche geschlagen, als ich meine Reiterin abwarf und nach den anderen geschlagen hatte. Einem biss ich in den Arm, dem anderen schlug ich mit einem Hinterhuf die Peitsche aus der Hand. Irgendwie hatten sie mich in meine Box verfrachtet und nicht richtig abgeschlossen. Ich trat die Tür ein und rannte weg. Ich rannte immer weiter, halb ausgehungert, geschunden. Bis ich an einen weiteren Hof traf. Ein Mann fing mich ein. Ich wehrte mich aber er brachte mich in eine große Box. Er gab mir Hafer, Müsli, Heu und Wasser. Beruhigt schlief ich ein und seither lebte ich dort und lies mich manchmal von Gert reiten. Sobald aber jemand anderes kam, wurde ich aus Angst wild. Deshalb gab man mir den Namen "Wild Nightmare".

Wildfang I - UngezähmtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt