Kapitel 4

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Ich atmete immer wieder tief durch, als ich aus der Bahn ritt. Bisher sind wir erste! Vor unserem LKW stieg ich ab und nahm zahlreiche Beglückwünschungen entgegen und wir alle lobten Wild Nightmare kräftig. "Doch nicht so ein sturer Gaul, was?", neckte Ben mich und ich wurde etwas rot. "Er ist fantastisch. Es war, als würde er genau das wissen, was ich denke!", meinte ich begeistert. "Er ist ein super Team mit dir", meinte meine kleine Schwester. "Cara, warun bist du noch nicht fertig?! Du hast doch gleich dein Springturnier mit Honey!", stieß meine Mutter hysterisch hervor. Bei ihr musste Cara immer perfekt sein. Manchmal merkte ich, dass Mama Cara irgendwie lieber hatte, weil sie genau so war wie sie: blonde Haare, blaue Augen, den gleichen Sinn für die eigene Perfektion. Dafür sah ich Papa ähnlicher: dunkelbraune Haare, grüne Augen und wir liebten eigentlich alle Tiere. Spinnen, Hunde, Mäuse, Pferde,... Und schließlich ritt ich jetzt ja auch Wild Nightmare!

Meine Mutter half Cara beim Fertig machen und frisieren und währenddessen brachte ich Wild Nightmare kurz in seine Box. Mein L/M Turnier lief paralell zu ihrem A Turnier. So was war immer nervig, aber man musste es einfach akzeptieren. Mit Ben und Max lief ich hinunter zum anderen Springplatz. Kurz spickelte ich auf die Startertafel mit den zwei gelangweilten Teenagern. Ich war immer noch erste! Vor Freude biss ich mir auf die Lippe. Wild Nightmare hatte sich auf jeden Fall einige Leckerlies dazu verdient!

Meine Schwester ritt gerade auf dem Abreiteplatz und wurde von Mam kommandiert. "Hände höher! Nimm mehr Zügel auf! Treib sie mehr!" Wie eine normale Turniermutter eben. Doch Honey wollte heute gar nicht so, wie sie sollte. Sie schüttelte den Kopf, schlug mit ihrem Schweif und tänzelte beim Nachgurten herum. "Mami, sie tut nicht stillhalten", klagte meine kleine Schwester, als sie es nicht schaffte nach zu gurten. Meine Mutter musste auf den Platz und ihr helfen. Sie sprach sanft und beruhigend zu Honey, so war die Stute nicht mehr so nervös. Es war eh nur ein eher unwichtiges Turnier für meine Schwester. Sie würde vorerst in A bleiben, und nicht in L aufsteigen, da ich gerade noch dort festsaß. Bald war ich aber vielleicht in M, dann musste Cara nur noch warten, bis sie 8 ist.

Wenn ich dieses Jahr noch voran komme, kann ich bei den Junioren-Meisterschaften von Baden-Württemberg teilnehmen. Dazu würde ich dann nach Marbach fahren!

"Und jetzt, Cara Junger mit ihrer Stute Honey!", schallte die Stimme des Sprechers über das Gelände. Cara sprang gerade über den Oxer, aber trabte danach sofort in die Bahn. Mam hatte ihr noch letzte Tipps gegeben und gesellte sich jetzt zu Ben, Max und mir, in die Nähe des Richterturms.

Cara grüßte und galoppierte an. Man konnte ihr die Nervosität ansehen. Der Gong ertönte und die Bahn war frei. Der Parcours war nicht sehr schwer. Ein Kreuz, ein Steilsprung, zweifache Kombination aus Steilsprung und Oxer, noch ein Kreuz, eine kleine Trippelbarre und eine kleine Mauer. Für Heartbreaker war das kein Problem! Aber für Wild Nightmare auch nicht...

Cara übersprang die ersten Hindernisse tadellos und an der Kurve vom Kreuz zur Trippelbarre war sie schnell, nicht wie die anderen, die den Weg um das kleine Bäumchen, welches dort stand, nahmen. Wir hielten gespannt den Atem an. Trippelbarre ohne Fehler, Mauer... sie riss eine Stange! Cara hatte Honey nicht genug Schwung gegeben und hielt sie nach so einem Sprung zu sehr zurück. Aber die gute Zeit machte die Strafpunkte fast wett. Bisher war sie auf Platz drei.

Zusammen gingen wir hinauf in den Stall, um Honey in die Box zu bringen und mein Pferd für die Siegerehrung zu richten. Ich war auf Platz eins! Fast rannte ich in unser Zelt vor seine Box, als ich merkte, dass die Türe offen stand und Wild Nightmare weg war.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 16, 2013 ⏰

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