Er fragt mich nach meiner Vergangenheit

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Ich sollte mich vielleicht vorstellen: Mein Name ist Eric Brandt. Ich bin mittlerweile 37 Jahre alt und wohne mit meiner Frau und meinen zwei Kindern in einem Haus in einer ruhigen Gegend Dresdens. Ja, Dresden... Eine wunderschöne Stadt, findet ihr nicht auch? Die Frauenkirche, der Zwinger und vieles mehr kann man in den oberen Etagen sich angucken. Genau! In den oberen Etagen. Verwirrt euch das? Nun, ihr werdet schon noch rauskriegen was es damit auf sich hat. Je später, umso mehr Spannung besteht. Ich habe mich eben vorgestellt, das habt ihr mitbekommen. Es hat damit zu tun, dass diese Geschichte, diese Sage, dieses Märchen, wie immer ihr es auch nennen wollt, von mir handelt.

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Kleine Kinder spielen in dem dreckigen Sand, tun so, als wären sie Superhelden. Einige spielen mit Bällen, andere schreien nach ihren Müttern. Ich sitze auf einer Parkbank, habe einen perfekten Blick auf den großen Spielplatz, der unter den Kindern besonders beliebt ist. Die Sonne scheint heute so stark, dass es scheinbar jeden nach draußen gezogen hat. „Ähm, darf ich mich setzen?" Ein Mann steht neben meiner Bank. Er trägt eine bunte Hawaiihose, ein weißes T-Shirt und eine schwarze Sonnenbrille. Außerdem schicke Turnschuhe. „Ja, klar", sage ich, rücke ein Stückchen zur Seite, damit er Platz hat. „Sind Ihre Kinder das?", fragt der Mann und deutet auf zwei Mädchen. „Ja. Süß, nicht wahr?"

„Natürlich", lacht er. „Äh...mein Name ist David Schroeder." Er reicht mir seine Hand, ich schüttele sie. „Ich bin..."

„Eric Brandt, ich weiß", fällt er mir ins Wort. „Sie sind sehr bekannt geworden durch die Geschichte. Ich bin Reporter und Schriftstellen, wissen Sie?"

„Und Sie wollen meine Geschichte aufschreiben und das der Öffentlichkeit preisgeben."

„Nein. Nur aufschreiben. Und zwar die richtige Geschichte." Er grinst mich an.

„Was würde für mich herausspringen?", necke ich ihn.

„Sie würden einen neuen Freund erhalten, endlich diesen Mist abschließen und einen Mann glücklich machen. Das ist sehr viel wert."

„Wenn Sie meinen."

„Also? Um vier, morgen, wieder hier?"

„Bis morgen", sage ich, schüttele ihm nochmal die Hand und hole Lina und Emily, meine beiden Töchter. Mit den beiden an der Hand gehe ich nach Hause, versuche, jede einzelne Erinnerung an die Zeit damals wieder greifbar zu machen. Es gelingt.

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„Guten Tag."

„Hey!", grummele ich. „Sie haben es nicht so mit Pünktlichkeit, oder?"

„Wieso? Ich bin doch nur zehn Minuten zu spät!", lacht er, setzt sich neben mich. „Also, dann wollen wir mal." Aus der Tasche, die er mitgeschleppt hat, holt er einen PC heraus. Diesen fährt er hoch und öffnet einige Dateien. Es ist wieder ein sonniger Tag, die Kinder sind alle wieder da. David trägt wieder seine Hawaiihose, dieses Mal aber ein schwarzes T-Shirt und Männersandalen. Ich dagegen habe nur so eine schwarze Hose an, die mir bis zu den Knien geht und ein rotes T-Shirt, sowie braune Turnschuhe. Ein wahrer Farbmix! Meine beiden Töchter habe ich dieses Mal Zuhause gelassen, meiner Frau Amy habe ich gesagt, ich treffe mich mit einem alten Freunde aus der Vergangenheit. „So, Eric", sagt David lächelnd, „erzählen Sie mir bitte alles! Vom Anfang bis zum Ende. Alle Einzelheiten und..."

„Schon klar!", lache ich, schließe meine Augen. Als ich sie wieder öffne, sehe ich alles genau vor mir. Also beginne ich zu erzählen...




Töte mich langsam, Liebster...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt