Christoph
"Sie kenn' dich.", rappe ich, die erste Zeile.
"Sie kenn' mich.", macht Kai weiter.
"Doch sie kenn' uns kein Stück.", fügen wir beide gleichzeitig den Refrain zu Ende.
Zum neuen Song von Kai gehen wir in seinem Auto ab. Auf dem Heimweg vom Shoppen in Düsseldorf fahren wir gerade nach Köln ins Blockhouse, mein absolutes Lieblingsrestaurant. Ich fuchtel mit meinen Händen mit zum Beat, den Tobias perfekt hinbekommen hat. Hat voll das Summerfeeling, heftiger Song."Hab voll Hunger.", knurrt Kai und wir laufen lachend ins Blockhaus und sofort finden wir einen Tisch, bestellen und quatschen ne Runde.
"Bist so gut drauf Tzon, hab ich was verpasst?", fragt Kai neugierig.
"Nö, alles normal, wie immer."
"Ne, grinst schon den ganzen Tag so dumm.", konfrontiert mich mein bester Freund.
Mein Handy klingelt mal wieder, ohne darauf zu schauen, weiß ich das es Megan ist, deswegen lasse ich es klingeln."Ich war mit Laeticia Essen.", eröffne ich.
"Bitte was, wann?", macht Kai große Augen.
"Gestern Abend."
"Kein Wunder, was haste mit Megan gemacht?"
Ich fahre mir durch die Haare und zucke mit den Achseln. Nein, ich bin kein Player. Aber das mit Megan war damals, als wir in Namibia waren, seit wir in Deutschland sind, habe ich mich verändert. Aber sie sieht das nicht.
Ja, so lange geht das schon. Wir sind zusammen nach Deutschland und jetzt..
"Das ist richtig krass mit Laeticia.", erinnere ich mich an die letzten Stunden mit ihr. "Sie ist so anders, verstehst du?"
"Nö, tu' ich nichts. Aber es freut mich für dich.", meint Kai und ich schaue aus dem Fenster, grüble.
"Warum guckste jetzt so verzweifelt?"
"Ach, keine Ahnung.", ich zucke erneut mit den Achseln und schaue meinem besten Freund in die Augen, er zieht die Augenbraue hoch und ich stütze meine Ellebogen auf dem Tisch ab und lege meinen Kopf in meine Hände."Da fickt irgendwas ihren Kopf, und das fickt wiederum meinen Kopf."
"Aber du weißt nicht was es ist?", beendet Kai meinen Satz.
"Genau das ist es."
Ein lautes ausatmen, lässt mich hochfahren. Ich schaue Kai verwirrt an, der begeistert auf seinem Handy tippt, als er aufschaut grinst er nur frech."Du fickst dein Kopf, das fickt mein Kopf.", nickt er in sich hinein. "Krasse Zeile für nen Song. Danke Christoph."
"Jaja, gern geschehen.", verdrehe ich meine Augen und höre wie die Tür, des Restaurants aufgeht und ich fühle mich wieder so anders. Ich schaue auf und blicke in Laeticia's Augen die strahlen."Mister Thesen und Mister Fichtner, wir leisten euch jetzt Gesellschaft.", setzt sich Dagi neben Kai, Laeticia grinst uns zur Begrüßung an und ich reibe nervös meine Handflächen aneinander.
"Klar, aber Laeticia darf sich gerne zu uns setzen, aber nur, wenn sie und Tzon sich nicht wieder anstarren.", versucht Kai lustig zu sein. "Es ist unhöflich andere Mitmenschen auszugrenzen, hat das euch keiner beigebracht?"
Wie auf Kommando verdrehen wir beide die Augen und Laeticia rutscht neben mir auf dem Stuhl umher."Was soll ich sagen, ich bin von Wölfen aufgezogen worden Kai.", kontert Laeticia grinsend und wie müssen lachen, unser, Kai und mein Essen kommt und die Mädels bestellen gleich auch.
Wir unterhalten uns alle und Laeticia stellt sich echt gut an mit Kai's sarkastischen Charakter. Dagi schaut von ihren Teller hoch und zeigt mit dem Messer auf Laeticia die, eine Augenbraue hochzieht und ihre Haare hinters Ohr streicht.
Unsere Blicke begegnen sich und mir wird warm. Auch als sich unsere Beine gerade berührt haben, hat mein ganzer Körper gekribbelt. Das macht mich allmählich wirklich wahnsinnig. Ich habe ständig diesen Drang dazu sie zu berühren, sie einfach nur anzustarren und nichts zu denken, außer wie überkrass ihre Haare aussehen, wie wunderschön sie ist. Während Dagi und Kai sich über Youtubevideo's unterhalten tippt Laeticia etwas auf ihrem Handy und ich begutachte sie. Sie bückt sich etwas vor und ihr Shirt rutscht etwas runter.
Ich entdecke ihr Tattoo, eher gesagt die rießen verheilte Schnittwunde auf ihrem Schulterblatt. Ihr Blick findet meinen und sie lächelt leicht, als meine Fingerkuppeln ihre Narbe entlangwandern, öffnen sich ihre Lippen einen Spalt und sie atmet langsam aus. Ich spüre es auch, diese Energie. Diese ängsteinflüssende, dramatische, liebevolle und intensive Gefühl.
Die Narbe auf ihrem Schulterblatt.
Die, die sie mit dem Tattoo verbergen will.
Doch, woher weiß ich das?
Erzählt hat sie's mir nicht.
Erraten kann man's nicht.
Aber schlau die Narbe zu verstecken, mit einem Tattoo. Doch mich erstaunt nicht das Tattoo, sondern diese Narbe.Laeticia
Bevor Christoph aufgetaucht ist, hatte ich mich damit abgefunden allein zu bleiben. Nicht das ich die Vorstellung besonders toll fand, niemals wieder einen Freund zu haben oder niemals wieder einem anderen Menschen nahe zu sein.
Aber wie kann ich mich mit jemanden einlassen, wenn Berührungen sich so absolut überwältigend anfühlen?
Wie kann ich eine Beziehung führen, wenn ich immer wissen werde, was mein Partner gerade denkt? Wenn ich niemals die Möglichkeit habe, wie besessen über die geheime Bedeutung all dessen nachzugrübeln, was er sagt und tut, alles genau zu thematisieren und daran herumzurätseln?
Und obgleich es vielleicht cool zu sein scheint, Gedanken, Lebengeschichten, Vergangenheit, Zukunft und Launen lesen zu können, glaubt mir, es ist definitiv nicht so.
Ich würde alles dafür geben, mein altes Leben zurückzubekommen, genauso normal und ahnungslos zu sein, wie jedes andere 19 jährige Mädchen. Denn manchmal können selbst die besten Freunde Sachen über einen denken, die wenig schmeichelhaft sind, und wenn man keinen AUS-Schalter hat, dann muss man echt gut in Verzeihen sein.
Aber genau das ist ja so toll an Christoph!
Er ist wie mein AUS-Schalter.
Er ist der Einzige, den ich nicht lesen kann!
Der Einzige, der den Lärm aller anderen verstummen lassen kann.
Und obwohl ich mich bei ihm wunderbar und geborgen fühle, und so normal, wie ich nur jemals sein werde, kann ich nicht umhin, zu denken, dass nichts daran normal ist!Außerdem sehe ich Tote. Andauernd.
Auch gerade, als ich neben Christoph, an meiner linken und neben Kai, an meiner rechten durch die Straßen von Köln laufe. Überall - auf der Straße, im Einkaufszentrum, in Restaurants, im Atelier, wo ich arbeite, auf dem Postamt in der Warteschleife, im Wartezimmer beim Arzt, allerdings nie beim Zahnarzt.
Doch anders als die Geister, die man im Fernseher und im Kino sieht, belästigen sie mich nicht, sie wollen nicht, das ich ihnen helfe, sie bleibe nicht stehen und plaudern. Sie lächeln und winken höchstens mal, wenn sie merken, dass man sie gesehen hat, oder wenn ich sie gesehen habe. Wie den meisten Menschen gefällt es ihnen, wenn man sie nicht bemerkt.Ich zucke zusammen, als ich Christoph's Hand an meiner Schulter spüre. Und obwohl ich meinen Mantel trage, spüre ich diese vertraute Wärme durch ihn hindurch. Meine Hände lasse ich in meinen Manteltaschen locker und schaue zu ihm auf, doch er nickt in Kai's Richtung, sodass ich Kai anschaue.
"Das bedeutet du bist vor drei Jahren nach Köln gezogen, hast hier deinen Bachelor of Arts in Litheratur und Pädagogik gemacht und wo hast du vorher gewohnt?", fragt er und ich seufze.
"Im Südwesten.", antwortet Christoph für mich.
"Genau dort.", nicke ich nur.
"Lass dir Arme doch mal in Ruhe, sie kommt nicht mal zum laufen.", lacht Dagi, die neben Kai läuft.
"Schon okay.", streiche ich mir eine Strähne aus meinem Gesicht.
"Okay, meine letzte Frage. Single, vergeben oder unentschlossen?", grinst der blonde Kai mich frech an und ich schmunzle und sehe wie er Christoph zu zwinkert, ich schüttle amüsiert meinen Kopf, während Dagi mich nur entschuldigend anschaut."Zu 100% Single."
Doch Interesse habe ich trotzdem an einem Mann, der gerade neben mir läuft und seinen Arm um mich gelegt hat.
Doch da aber Dagi eh schon davon aus ist, behalte ich das lieber für mich selbst!
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Einfach wäre zu einfach.
Fanfic{Aber ich weiß all das nicht weil er es mir erzählt hat, oder ihm ihm nachspioniere. Nein. Ich weiß es, weil ich hellsehen kann!} "Hellsehen - bezeichnet ganz allgemein die Fähigkeit zur nicht-sinnlichen Wahrnehmung. Menschen, die diese Fähigkeit b...