29. Kapitel: "Kämpf dich da raus Laeticia."

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Laeticia

Ich knabbere an einem Pizzastück, lasse jedoch die Hälfte wieder zurück auf meinen Pappteller fallen.
Ich schaue Christoph an, der gerade mit Tobias am reden ist, als mir ein Zitat von Kai in den Kopf schießt, der neben mir sitzt.
'Wie kannst du wie Welt für mich sein, wenn du die Hölle bist?'

Ich schaue auf meine Pizza runter und atme regelmäßig.
Ist das Zufall oder warum trifft das so ziemlich auf mich zu? Wie kann Christoph die Welt, sprich mein Anker sein, wenn er die Hölle, sprich mich so verwirrt und unsicher macht.
Ich spüre immer, ab und zu die Blicke auf mir. Ich meine selbst, für mich ist es ziemlich komisch.
Gestern war ich noch in einem Krankenzimmer, das ausgelegt war wie ein Psychozimmer und jetzt chill' ich hier mit einer Pizza in der Hand.
Normal ist das nicht gerade.
Aber das ich nicht normal bin, weiß man ja.

"Also Laeti-cia."
Betont Megan meinen Namen extravagant und alle Augen richten sich auf sie, sowie meine.
"Wie geht es dir?", nun spüre ich auch die Blicke auf mir und spüre wie die Röte in meinem Gesicht annimmt.
Wer hat ihr bitte davon erzählt?
Gehört sie eigentlich zu irgendeinem Freundeskreis?
Naja, zu meinem nicht.

"Ehm. Ganz okay, schätze ich.", streiche ich eine Strähne aus meinem Gesicht.
"Ich habe gehört du hattest einen kleinen Zwischenfall und warst im-".
"Megan!", Unterricht Christoph sie mit einem bösen Blick.
"Wie rücksichtslos bist du eigentlich manchmal?", schaut Elisa mich entschuldigend an.
"Ich wollte nur nachfragen.", zuckt Megan mit ihren Schultern.
"Ist schon okay, Elisa."
Ich lächle gezwungenermaßen Kai's Freundin an und fahre mir durch die Haare, lege meine Pizza zur Seite, stehe von der Couch auf und gehe ins Nebenstudio, um mir noch etwas zum trinken zu holen.
Erschöpft lehne mich gegen die Wand und versuche meinen Atem unter Kontrolle zu halten.
Megan's Aussage sitzt tief, bei mir.
Seit neustem weiß man einfach wie man mich außer Gefecht setzen kann, man kann meine Schwächen sehen, meine Verletzbarkeit.
Vielleicht bin ich doch verrückt und krank. Ein Klopfen reißt mich aus mir selbst.

"Klopf, klopf.", schaue ich Megan an.
Ihre perfekten braunblonden Haare fallen glatt ihren Rücken entlang.
Ihr Kleid sitzt perfekt.
Sie sieht im Gegensatz zu mir erholt, glücklich und einfach viel besser aus.
Ich fahre mir durch meine Haare, die ich mal wieder kämmen sollte, um mein Selbstwertgefühl zu steigern und nehme mir eine Flasche Fanta, aus einem Kasten.

"Möchtest du auch etwas trinken?"
Ich wusste garnicht das ich auch nett sein kann, ich halte ihr eine zweite Flasche hin, die ich aufgehe, doch Megan grinst nur frech.
Was will die jetzt von mir.
Ich habe keine Lust auf Stress, jetzt gerade. Sie kommt auf mich zu, Schritt für Schritt, doch ich weiche ihr langsam aus. Was hat sie vor?
Ich muss schlucken und gehe immer weiter ihn weiter in den Raum rein, umfasse die Flaschen in meiner Hand fester.

"Weißt du, bevor du kamst war alles besser.", zischt sie, aber trotzdem auf eine nette und ungewohnte Weise.
"Ich hatte Christoph, wir waren ein unschlagbares Team. Das waren wir auch schon in Namibia. Dann kamst du. Was hast du gemacht, Laeti-cia?"
Meinen Namen betont sie erneut so schroff und ich zucke zusammen.
Du Wrack, rapple dich zusammen, Laeticia!

"Worauf willst du hinaus?", ziehe ich meine Augenbrauen zusammen.
"Ich wünschte einfach du wärst niemals aufgetaucht.", macht Megan ein paar Schritte auf mich zu.
"Bin ich aber, was willst du jetzt dagegen tun?", lege ich die Flaschen neben mich auf den Tisch und verschränke meine Arme vor der Brust.
"Darüber hab ich schon ne Weile gedacht, aber ich wusste nicht das die Chance so schnell kommt. Ich will dich einfach aus meinem Bild haben. Du störst in meinem Leben, Laeti-cia.", bleibt Megan stehen und ich muss lachen.
"Frauen können krass sein, wenn sie nicht bekommen was sie wollen, was?", finde ich meinen Mut zusammen und gehe Megan entgegen, bleibe jedoch auf Sicherheitsabstand und mustere sie. Ich weis ihr Blick ist mir gegenüber verachtend, doch ich schüttle nur meinem Kopf.
Ich brauche keine Angst vor ihr zu haben, sie kann mir nichts.
"Schlampe.", entkommt es mir und ich bin überrascht über meine Ausdrucksweise. Megan schaut mich mit großen Augen an und ich stehe ich auf beiden Beinen, sicher.
"Entschuldige?", zieht Megan eine Augenbraue hoch und ich lache zynisch, werfe meine Haare nach hinten, schnappe mir eine neue Fanta Flasche und grinse leicht.
Mit der Falschen hat sich Megan angelegt, vielleicht bin ich verrückt, aber ich bin noch ganz bei Sinnen.
"Entschuldigung akzeptiert."
Mit offen stehendem Mund lasse ich Megan stehen und kehre, den Krieg gewinnen, zurück zu den anderen, uns Studio.

Christoph

"Bring mich bitte nach Hause.", kommt Laeticia auf mich zu, schnappt sich ihre Sachen und ohne sich zu verabschieden von jemandem, dreht sich Laeticia zum gehen und auch von mir. Läuft stürmisch an Megan vorbei, wird aber von Kai aufgehalten.
Ich lege meinen Drink ab und mache ein paar Schritte auf sie zu.
"Lass dich doch drücken.", breitet Kai seine Arme aus, doch ich weiß dass sie es nicht zu lassen wird.
Wie zu erwarten schüttelt sie den hektisch ihren Kopf, verneint und rennt aus dem Studio.

"Hab ich was falsches gesagt?", schaut mein bester Freund mich verwirrt an, doch ich schüttle nur meinem Kopf, schnappe mir meine Lederjacke, streife sie über und atme tief durch "Ich muss los, Freunde."
"Was, du musst echt schon gehen?", überhöre ich Megan's Frage und öffne die Studiotür, wende mich zum gehen an und überlege.
Ich bin verwirrt, aber ich kann dagegen nichts tun. Wenn Laeticia nicht mit mir spricht, was sie bedrückt, kann ich ihr nicht helfen. Etwas bedrückt sie noch immer, aber ich weiß noch immer nicht was es ist.
Heute muss ich es erfahren.
Die Wahrheit.
Natürlich bin ich mich dumm, vielleicht hat sie mir im Krankenhaus einfach eine andere Story erzählt, um mich zu schützen, keine Ahnung, was weiß ich. Aber ich weiß das es nicht alles war, was sie erzählt hat.

Laeticia

Kaum ist Christoph in unsere Einfahrt eingebogen, springe ich aus seinem Wagen und renne los, durch die Haustür und immer zwei Stufen auf einmal die Treppen hinauf.
Ich muss einfach mal abschalten, meine verrückten Gedanken, das Verrückte das ich höre, das Verrückte das ich sehe, abstellen!
Ich will das alles nicht mehr!

"Laeti, Schwesterherz, bist du okay?"
Ich schließe die Augen und schüttle den Kopf. Even lässt seine Schultasche, auf den Boden, fallen und kniet sich neben mir auf meinem Bett nieder. Seine Handfläche ist kühl und fest an meiner glühenden Haut.
Ich weiß, dass ich nicht krank bin, von körperlich und physisch war nie die Rede, trotz meines Krankenhausaufenthalts und meiner Erschöpfung in letzter Zeit. Jedenfalls so wie der Arzt es meint hat. Es ist komplizierter als das, und schwerer zu heilen.

Ich rolle mir zur anderen Seite meines Bettes und wische mir mit dem Rand meines Lieblingskopfkissen die Tränen vom Gesicht weg, dann drehe ich mich wieder zu Even herum. Ich muss meine Stimme wieder finden um das nächste heraus zu würgen.
"Manchmal-. Manchmal erwischt es mich einfach, weißt du? Und es wird überhaupt nicht leichter.
Evens Gesicht ist weich vor Kummer. Kummer, den er in den letzten Tagen oft hatte, auch wegen mir.
"Ich weiß nicht, ob es einfacher wird.", seufzt mein kleiner Bruder.
"Aber ich glaube man gewöhnt sich einfach an dieses Gefühl, an die Leere und an den Verlust, und lernt irgendwie, damit zu leben.
Lächelnd wischt er mir eine Träne weg. Und als er sich neben mir ausstreckt, weiche ich nicht zurück, ich schließe einfach meine Augen und lasse es zu, dass ich seinen Schmerz fühle und meinen Schmerz, unverarbeitet und unergründlich, ohne Anfang und Ende.

Ich sitze frisch geduscht in der Küche, mit einem Turban auf dem Kopf, da meine Haare noch nass sind und schaue ich online nach Wohnungen, für Even und mich.
Meine Mutter kommt in die Küche und lächelt gezwungen. Mich hat es nicht sonderlich gestört, das sie nach meinen Zusammenbruch nur einmal nachgefragt hat wie es mir geht.
Dieses liebliche sieht man sehr selten an ihr. Ich schließe meinen Laptop ein wenig und wuschle mir durch die Haare, nachdem ich mein Turban abgelegt habe. Christoph ruft mich an, schweren Herzens lehne ich ab, während meine Mutter die Küche wieder verlässt.
So läuft das seit Tagen.
Ich verlasse das Haus kaum noch, so wie ich es früher getan habe.
Kaum zur Schule gegangen, jetzt gehe ich kaum mehr zur Arbeit.
Kaum mit jemandem gesprochen, heute tue ich das gleiche. Anrufe von Dagi, Noah und vorallem Christoph ignoriere ich.
Es tut mir im Herzen weh, aber was soll ich tun?
Alle denken ich wäre verrückt. Ich weiß es doch. Ich drücke Christoph erneut weg, sogar vor meiner Haustür stand er schon, natürlich habe ich nicht aufgemacht.
Es ist einfach das was ich am besten kann, Menschen von mir abstoßen.
Es ist das was ich tue.
Ich starre auf die mein Handy, da ich eine Nachricht empfangen habe und mir fallen die Tränen, die sich seit Tagen angestaut haben meine Wange runter, als ich die Zeilen lese, die Christoph mir geschrieben hat.
"Und auch wenn dir alles hier zu viel wird. Kämpf dich da raus, Laeticia."

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