28. Kapitel: "Ich habe auch eins?"

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Christoph

"Sie ist alles, aber nicht verrückt.", zische ich. "Ihr seid die Verrückten, da ihr sie damit abstempelt. Das ist doch krank."
"Ich nehme sie wieder mit nachhause.", sagt Even neben mir und will der Krankenschwester die Papiere, die wir zusammen ausgefüllt reichen, doch ich schnappe sie ihm weg.
"Laeticia braucht Ruhe und Erholung, meine Herren."
"Ihr wollt sie in eine Anstalt stecken?", faucht Even neben mir.
"Ich steck' euch da gleich höchstpersönlich rein.", stehe ich wütend auf und atme tief durch.
"Was machen Sie, Christoph, hier eigentlich?", schaut die Krankenschwester mich warnend an.
"Er ist 16.", zeige ich auf Even. "Ich habe ein gutes Recht hier zu sitzen."
"Unsere Eltern sind, ehm, beschäftigt."
Ich merke wie peinlich das für Even ist, seine Eltern sind nicht für Laeticia da.
Und ich bin auf 180, was soll der scheiß?
Ich stehe genervt auf und knalle den Papierkram auf die Theke, als ich wieder zu den anderen gehe.

"Chris?", fragt Dagi nach mir. "Hm?"
"Wir wissen alle das Laeticia was besonderes ist, sie ist halt anders, aber wir lassen nicht zu-", bricht Kai ab.
"Meine Schwester können die doch nicht in die Psychiatrie bringen. Sie ist doch nicht krank.", zickt Even, zurecht auch.
"Nein, ist sie nicht. Wie kennen sie doch.", findet Timo in jeder Lebenslage etwas positives.
Ich lege meinen Arm um Even, der sich neben mich gesetzt hat und muss schlucken.
Laeticia ist etwas besonders, das habe ich niemals bezweifelt, sie ist aber auch anders. So das ich manchmal denke sie ist gar kein Mensch.
Ich stütze meinem Kopf auf den Händen ab und fahre mir durch die Haare.
"Ich bringe sie nachhause, morgen Nachmittag. Kai, fährst du Even bitte nachhause, ihr anderen könnt auch gehen."
"Klar.", klopft Kai mir auf meine Schulter.
"Wir schaffen das schon.", ist Dagi optimistisch.
Ich nicke leicht, nehme alle kurz in den Arm und drücke, als letztes, Even an mich. Ich weiß wie es ist alleine zu sein. Ich meine, meine ganze Familie ist in Afrika. Ich sehe die Angst und die Verwirrtheit ist seinen Augen, was mir mein Herz zerbricht.

Leise öffne ich Laeticia's Zimmertür und schließe diese auch wieder leise hinter mir. Dieses Krankenhaus ist doch zum kotzen, stecken sie in so ein krankes Zimmer.
Man fühlt sich hier ja total erniedrigt. Keine Farbe, kein Leben, kein garnichts. Ich stelle mich an Laeticia's Bettrand und betrachte sie, wie sie schläft.
Ihr Atem geht regelmäßig und ihr Gesicht sieht erschöpft und traurig aus.
Mein Herz zieht sich zusammen, wie kann man einem Menschen so ein Gefühl geben?
Ich weiß das etwas anders an ihr ist.
Ich warte immer noch darauf, dass sie mich in ihr Doppelleben einführt.
Laeticia blinzelt leicht und ihre Mundwinkel ziehen sich etwas nach oben, als sie mich ansieht.

"Na, mein Engel.", setze ich mich neben ihr Bett.
"Hallo.", krächzt sie leise.
"Wie fühlst du dich?", streiche ich über ihre Wange.
"Normal, schätze ich.", schaut mich Laeticia an. "Du musst doch zur Schule."
"Genauso wie Even.", seufze ich, als Laeticia versucht aufzustehen, aber ihre Kraft lässt sie im Stich.
"Shht, Laeticia.", nehme ich Ihre habe in meine in drücke sie leicht zurück ins Bett. "Ich habe alle nachhause geschickt.
Und morgen bringe ich dich nachhause."
"Was haben die Ärzte gesagt?", fragt sie und ich schaue auf unsere Hände, die ineinander verknoten sind, drücke ihre und schaue ihr in die Augen, um das Thema abzulenken.
"Deine Eltern haben wir benachrichtigt."
"Aber es kam keine Antwort.", lacht Laeticia störrisch, ich nicke leicht und hole tief Luft.

"Laeticia, du musst mir einige Sachen erklären.", entkommen mir meine Gedanken.
"Okay."
Ich fahre mir, mit einer Hand, durch meine Haare und muss schlucken.
Was werden ihre Antworten sein?
Wie sind wir darauf reagieren?
"Du bist wirklich der erste Mensch in meinem Leben, der mich von der ersten Sekunde umgehauen hat.
Erinnerst du dich an diesen Moment?"
Laeticia nickt, was mich zum Lächeln bringt. Diese Erinnerung bringt uns beide zum Lächeln.
"Natürlich, weiß ich das noch.", streicht sie mir über meine Hand.
"Ich weiß nicht wie ich das sagen, oder Fragen soll.", schnaufe ich.
"Ist schon okay."
"Nein, ich weiß nicht wie du es auffassen wirst.", gestehe ich ihr meine Angst.
"Ich bin mir sicher, schlimmer als das hier kann es nicht sein.", nimmt sie eine Hand aus meiner und zeigt im Raum umher.

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