Die Mystery Shack

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Eine unscheinbare Hütte mitten im Wald. Keine Menschenseele ist zu sehen. Ein kleines Rehkitz steckt seinen Kopf aus dem Gebüsch. Vorsichtig tapst es auf die Lichtung. Seine Nase gehoben schnüffelt es durch die Luft.
Plötzlich wird die schwere Holztür geöffnet. Erschrocken wirbelt das Kitz herum und verschwindet im Wald.
Dawn ist wie er starrt. Sie hört ihr wild schlagendes Herz in den Ohren. Ihr Kiefer ist angespannt und jeder der genau hinschauen würde, würde die leichte Kampfhaltung erkennen, den sie angenommen hat.
Erleichtert atmet Dawn aus, als sie die angebliche Bedrohung als ein ängstliches Reh identifiziert hat.
"Heute ist einfach nicht dein Tag, Dawn", murmelt sie zu sich selbst, "so wie gestern nicht dein Tag war. Und vorgestern."
Seufzend holt sie ihr Drahtesel hinter der Hütte hervor und schwingt sich auf den Sattel. Heute wurde der Himmel mal nicht vom Regen oder durch mysteriöse Schwerelosigkeit heimgesucht. Nein, heute scheint die Sonne und versucht die Hoffnungslosigkeit aus ihren Gliedern zu verscheuchen.
"Tag 3, der Arbeitssuche kann beginnen. Wer will denn nicht so eine charmante, junge Frau einstellen?"
Anscheinend die Hälfte aller Geschäfte in Gravity Falls. Notfalls müsste sie eben in eine andere Stadt ziehen. Obwohl sie nicht gerne ihre kleine Hütte verlassen möchte.
"Heute bekommst du einen Job, Dawn Krypto. Ich spüre das."
Mit kräftigen Tritt in die Pedalen fährt Dawn den erdigen Weg entlang. Heute wird sie die restliche Stadt abfragen und sogar bei Lil Gideon nachfragen. Obwohl sie eigentlich nichts mehr mit Übernatürlichkeiten zu tun haben will, aber dafür müsste sie eigentlich wirklich aus Gravity Falls weggehen.

"Aber danke, dass Sie sich Zeit für mich genommen haben."
Leise fällt die Tür des letzten Ladens in Gravity Falls zu und Dawn lehnt sich mit geschlossenen Augen gegen die Hauswand.
Es hat nur Absagen geregnet. Selbstständig zu werden, ist doch anstrengender als gedacht.
Ihr Blick streift über die Häuserfassade und erkennt das ihr Fahrrad weg ist.
"Was zum ..."
Nein, nein, nein. Sie hatte doch das Fahrrad genau hier abgestellt. Wer klaut denn bitte ein Fahrrad und vor allem wer klaut ihr Fahrrad? In der nächsten Kurve wäre es doch wieso zusammen gekracht.
Jetzt muss sie den ganzen Weg zu Fuß gehen und sie hasste das Laufen. Das einzige eigentlich was sie am Menschen Dasein hasst.
Missmutig macht sich Dawn auf den Weg zu ihrer Hütte. Die Hände in den Taschen des Hoodies versteckt und den Blick auf den Boden gesenkt. Bei ihrem Glück würde es jetzt noch anfangen zu regnen.
Hinter Dawn schwillt ein Brummen an und ein blaues Familienauto hält neben ihr. Das Fenster auf der Fahrerseite wird herunter gekurbelt und der braunhaarige Junge lehnt sich aus diesen.
"Hey, Dawn. Wo gehst du denn hin?"
Sie schaut ihm in die Augen und antwortet mit einem leichten Lächeln: "Mein Fahrrad wurde gestohlen und ich wollte gerade zur Polizeistation gehen."
"Dann steige ein. Ich kann dich dahin fahren."
Dawn blickt die Straße hinab, ehe sie mit den Schultern zuckt und auf den Rücksitz des Wagens springt.

"... und dann hat auch er mir eine Absage erteilt, da er keine Aushilfe gebraucht hatte. So werde ich nie mein eigenes Geld verdienen."
Dawn hat sich in das weiche Polster des Sitzes gelehnt. Sie parken immer noch vor Polizeistation und sie erzählt Thompson von ihrer erfolglosen Jobsuche.
"Hmm, das ist ja echt krass und von deinen Eltern bekommst du keine Unterstützung?"
Thompson hat sich auf dem Fahrersitz herum gedreht. Dawn kann deutlich erkennen, wie sich der Gurt um Thompson schlingt. Wie konnte man nur so sitzen, fragt sich Dawn.
"Nein, sie sind immer noch sauer auf mich, als ich damals von zu Hause abgehauen bin. Ich müsste schon auf Knien angekrochen kommen und so sehr brauche ich ihre Hilfe nun auch nicht."
Plötzlich startet Thompson den Motor und hat sich wieder ordentlich in seinen Sitz gesetzt. Er tritt auf das Gaspedal und Dawns Kopf knallt leicht an die Kopfstütze.
"Willst du mich etwa entführen?", meint sie schmunzelnd und leicht überrascht.
"Nein, aber ich kenne da jemand bei dem du eventuell arbeiten kannst."
Neugierig lehnt sie sich nach vorne. Thompson kannte einen Ort, wo sie noch nicht nach Arbeit nachgefragt hat?
"Obwohl, ich kenne ihn gar nicht. Ich kenne jemanden, der ihn kennt. Der Besitzer von der Mystery Shack. Dieser Pines-Typ."
Natürlich, die Mystery Shack, daran hat sie gar nicht gedacht. Arbeitet nicht Wendy dort?
"Er hat doch schon Wendy bei ihm. Außerdem erzählt man sich, dass dieser Pines ein riesiger Geizkragen ist."
"Wendy arbeitet dort. Also wie wahr können diese Gerüchte schon sein?"
Okay, da hat Thompson recht. Schließlich hat Wendy bis jetzt noch nicht gekündigt. Doch ob sie sich jemals über den Job aufgeregt hat, weiß Dawn nicht. Sie hing nicht so gerne mit der Clique von Thompson herum. Sie blieb lieber in ihrer Hütte oder traf sich mit Thompson allein. Mit den normalen Thompson, der sich niemals Eiswürfel in seine Hosen stopfen würde.
"So wir sind da", meint Thompson, während er vor der Mystery Shack hält.
Dawn öffnet die Autotür. Die Sonne scheint hell auf die Shack. Fast so als würde sie Dawn sagen wollen, hier wird man dich nicht ablehnen. Das wird deine zukünftige Arbeitsstelle.
Sie steigt aus dem Auto und bevor sie in die Shack geht, lehnt Dawn sich an die Fahrertür.
"Danke Thompson."
"Ach da gibt es nichts zu danken. Ich fahre doch wieso nur Leute durch die Gegend."
Leicht lächelnd strubbelt Dawn durch sein Haar, ehe sie sich umdreht und zur Shack geht.
"Du solltest Geld dafür verlangen, Thompson", ruft Dawn und öffnet die Tür der Shack.
Sie hat es geschafft in die Souvenirgeschäft gelangen. Ihr Blick bleibt auf dem rot-gelben Teppich vor dem Snackautomaten stehen. Sie ist wie gefangen von dem Muster. Es war einfach immer da. In ganz Gravity Falls.
"Hey."
Kopfschüttelnd reißt Dawn sich von den Teppich weg und blickt in Wendys Gesicht. Diese sitzt gelangweilt hinter dem Tresen und hat ihre Beine auf eben diesen gelegt.
"Hey. Ich suche Mr. Pines."
"Willst du ihm auch wertvolle Ratschläge fürs Leben geben?"
Verwirrt blickt Dawn die Rothaarige an. Sie gibt doch keine wertvollen Ratschläge. Oder?
"Nein, ich suche einen Job und -"
Ein plötzliches Poltern unterbricht Dawn. Ein Knäuel aus etwas rosa- und blaufarbenes rollt die Treppe hinab. Zur gleichen Zeit betritt ein älterer Herr mit Fez den Laden. Dieser blickt mit grimmigen Blick zu den Knäuel. Ein Junge und ein Hausschwein. Hier wird es bestimmt nie langweilig werden. Wenn nur nicht dieser verdammte Teppich wäre.
"Junge, kannst du dich nicht mal benehmen? Wir haben Kundschaft!"
Bevor Dawn auch nur eine Sekunde Zeit hat, ihn zu korrigieren, hat er schon einen Arm um ihre Schultern gelegt.
"Sie sehen mir aus wie eine junge und kluge Frau, die sich nicht von Betrügereien für dumm verkaufen lässt. Deshalb denke-"
"Ich will nichts kaufen. Ich wollte nach einen Job fragen."
So schnell wie sein Arm um sie gelegt wurde, so schnell steht er nun hinter ihr und schiebt Dawn Richtung Tür.
"Nein, danke. Keinen Bedarf. Kaufen oder Gehen. Das war schon immer mein Motto gewesen."
"Ach Mr. Pines kommen Sie schon. Geben Sie Dawn eine Chance. Sie können sich keine bessere Angestellte vorstellen", meint Wendy von ihrem Standort am Tresen aus, während Dawn hinzufügt: "Ich würde sogar nur die Hälfte von den Lohn nehmen, den Wendy bekommt."
Stan Pines war geizig und ein Gauner. Die Aussicht auf eine billigere Aushilfskraft lässt seine Augen leuchten.
"Okay, du bist eingestellt. Wann kannst du anfangen? Sofort? Super! Wendy wird dir alles erklären. Ich muss dann mal los. Eine neue Touristengruppe. Wo steckt eigentlich Soos?"
Sprachlos blickt Dawn ihren neuen Boss hinterher, als dieser die Shack verlässt, um eine neue Schar laut gackernder Touristen zu begrüßen.
Etwas überfordert blickt Dawn zu Wendy, die sie mit einem breiten Grinsen anschaut. Wendy klopft ihr ermuntern auf die Schultern.
"Keine Sorge. Das ist hier eigentlich total easy. Die Kunden kommen meistens nicht vor Ende der Führung hier her. So eine Führung geht ungefähr einanderthalb Stunden. Eigentlich stehe ich nur hinter Kasse und kassiere, wenn ein Tourist mal was kaufen will. Stan kümmert sich dann eigentlich direkt um die. Also noch mehr freie Zeit."
Verwirrt blickt Dawn auf Wendy.
"Stan? Ist das noch jemand der hier arbeitet oder -"
"Oh nein, nein. Stan ist Mr. Pines. Das ist sein Vorname. Er ist der Großonkel von diesen beiden Kids, die uns gerade ganz offen an starren."
Tatsache, als sich Dawn umdreht blicken drei Augenpaare auf die jungen Erwachsenen. Zwei Kinder, aller Anschein Zwillinge und das kleine Schwein. Mit strengen Blick kommt das Mädchen auf Dawn zu. Ihre Arme in die Hüfte gestemmt, stellt sie sich vor ihnen.
"Drei Fragen. Wie heißt du, wie alt bist du und wie stehst du zu Einhörnern?"
Überrumpelt von ihrer strengen Art, antwortet Dawn: "Dawn Krypto. Ich bin 19 Jahre alt und ich liebe Einhörner."
"Ja, sie darf bleiben."
Das kleine Mädchen ist bis jetzt das erste interessante menschliche Wesen, die Dawn jemals kennengelernt hat. Ein eindeutig selbst gestrickter grünen Pullover mit einer Orange drauf. Ihre Zahnspange blitzt in der Sonne und sie hat eine facettenreiche Gefühlslage. Was für einen Namen dieses Mädchen wohl hat?
"Das ist Mabel und der Junge, der dich total misstrauisch beobachtet, ist Dipper."
Mabel und Dipper. Komisch für andere Kinder, aber irgendwie normal für diese Kinder.
"Komm schon, Dipper. Dawn ist schwer in Ordnung. Ich kenne sie schon seit Jahren und bis jetzt hat sie das Leben der Leute nur verbessert."
Verwirrt blickt Dawn zu Wendy. Sie verbessert das Leben der Leute? Ja, sie versucht schon den Leuten zu helfen, ihren eigenen Weg zu finden, aber ob sie das Leben anderer Personen wirklich verbessert?
"Gronkel Ford."

[Abgebrochen] Dawn Krypto und das Geheimnis des AutorsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt