Kapitel 6

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Mary-bella gewidmet

"Wow", vor staunen bekomme ich den Mund nicht mehr zu. Vor mir steht eine Person in einem trägerlosen Kleid (siehe Bild), das aus - ich kann es nicht besser beschreiben - Blütenblättern besteht. Moment... jetzt erkenne ich es! Es sind Kirschblüten! Dazu ist sie in dezenten rosétönen geschminkt und das Beste: In dem locker geflochtenem Zopf, der über ihre Schulter fällt, stecken hunderte an Gänseblümchen! Ich kann nicht glauben, dass ich diese Person sein soll! Auch Mo scheint mit seiner Arbeit zufrieden zu sein; er nickt mir anerkennend zu, bevor er dem Outfit den letzten Schliff verpasst : Er setzt mir einen Kranz aus weißen und roten Blumen auf den Kopf und wickelt mir ein grünes etwas um mein linkes Bein, was wohl eine Ranke darstellen soll. An meinen Füßen stecken weiße Riemchenschuhe. Gerade als ich denke das war's, wird er auf einmal stuzig : "Was hast du da ?" , sagt er und deutet auf meinen Hals. Ich taste nach der stelle auf die er zeigt und meine Finger berühren etwas kaltes. Da fällt es mir wieder ein : Die Kette meiner Mutter! Ich ziehe sie aus dem Ausschnitt hervor und zeige sie ihm : Sie ist silbern und der Anhänger stellt einen Schmetterling dar. "Perfekt" murmelt er und lächelt mich an. Mein Blick wandert zurück zu meinem Spiegelbild und endlich schaffe ich es meinen Mund zu schließen. "Es ist wunderschön" , hauche ich und lächle Mo dankend an. Er winkt ab, aber ich kann sehen, das er stolz ist. Nach einigenMinute des Schweigens meint er schließlich : "Wir müssen los. Die Parade fängt gleich an". Ich nicke und wir machen uns auf den Weg.

Wir kommen als letztes an und mit den Augen suche ich den Raum nach Will ab. Als ich ihn schließlich enddeckt habe, schlendere ich unauffällig zu ihm rüber, in der Hoffnung, das er nicht sieht, wie sehr ich mich freue endlich ein bekanntes Gesicht zu sehen. Er trägt ein T-Shirt in den selben tönen wie mein Kleid , darüber eine Weiße Latzhose und auf dem Kopf trägt er einen weißen Strohhut. Auch um seinen Fuß schlingt sich ein rankenähnliches etwas. " Na, hast du dein Vorbereitungsteam überlebt?" , fragt er mich und zwinkert mir zu. "Bin nochmal mit einem Wunden Oberkörper davongekommen" , antworte ich und schlage bewusst den selben sarkastischen Tonfall an, was er mit einem lächeln kommentiert. Dann beugt er sich zu mir rüber und flüstert: " Wir haben es noch gut erwischt. Schau dir mal die aus 10 an" Möglichst unauffällig schiele ich zum Wagen von 10 und bevor ich es verhindern kann, lache ich laut los: Die Armen sollen wohl ein Pferd darstellen. Ein zweiteiliges. In der Hoffnung auf weitere lustige Anblicke lasse ich den Blick schweifen und werde mit einem weiteren lustigen Anblick belohnt: Die aus 7 sind Bäume! Ich will gerade Will darauf aufmerksam machen, da kommen auch schon Saphira, Daphne, Hale, Mo und eine Frau, die sich als Lythia vorstellt und offenbar Wills Stylistin ist, an. Saphira stürzt sich sofort auf uns und fängt an zu reden wie ein Wasserfall: " Wow, ihr seht einfach zauberhaft aus!" fängt sie an und ich schallte sofort ab.

Nach einiger Zeit wird es wohl auch den anderen zu blöd und Hale unterbricht sie: " Es geht gleich los. Ihr solltet euch auf den Wagen stellen. Froh, endlich erlöst worden zu sein, erklimmen Will und ich den Wagen. Ich habe gerade noch Zeit mich möglichst gerade hinzustellen und meinen Gesichtsausdruck zu neutralisieren, da setzt sich unser Wagen auch schon in Bewegung. "Immer schön lächeln und winken!" , ruft Mo uns noch zu, dann fährt der Wagen aus dem Tor. Die Menge kreischt als sie uns sieht und Will setzt sofort sein schönstes lächeln auf. Mir ist klar, dass ich das auch machen sollte und ich mag es auch nicht, mich Mo zu widersetzen, aber ich kann dieser Menge nicht zulächeln, solange ich weiß, dass diese Leute mich tot sehen wollen. Also setzte ich eine unbeteiligte Miene à la Will auf und konzentriere mich auf einen Punkt ihn der Ferne. Auf einmal bückt sich Will, hebt eine Rose auf, die man mir vor die Füße geworfen hat und drückt sie mir in die Hand. Zum Dank lächle ich ihn an und die Menge rastet aus. Erst denke ich mir nichts dabei, aber als ich schließlich den Blick über den Rest der Tribute schweifen lasse, fühle ich mich vom blanken Hass in ihren Blicken erschlagen. Vor allem die Karrieros werfen und Blicke zu, die ganz klar " wartet nur, bis wir in der Arena sind..." heißen sollen. Auf einmal fühle ich mich gar nicht mehr wohl in meiner Haut und ich bekomme Panik. Falls es das ist, was sie bezwecken, haben sie Erfolg! Ich habe eigentlich sowiso nie gedacht das ich siegen werde, allerdings hatte ich auf einen sanften Tod gehofft, doch den kann ich mir jetzt wohl abschminken. Ich habe ihnen die Show gestohlen und das finden sie gar nicht gut.

Den Rest der Fahrt, kann ich an nichts anderes mehr denken und ehe ich mich versehe, hällt unser Wagen und wir werden sofort von unserem "Team" umringt. Sobald ich vom Wagen herunter bin, sprinte ich zum Aufzug und drücke die 11, dann beginnen die Tränen zu fließen. Von heftigen Schluchzern geschüttelt laufe ich in mein Abteil, knalle die Tür zu, schmeiße mich auf das riesige Himmelbett und weine. Weine um meine Mutter, meine Schwester, um mich. Ich denke an das Leben, das ich nie haben werde, an meine große Liebe, die ich nie treffen werde, an mein Distrikt, in dem jeder ganz normal sein leben weiterlebt, außer Lucy und meine Mutter. Ich weine und weine in mein Kissen hinein, während die Kapitolsbewohner höchstwahrscheinlich gerade unser Schicksal feiern.

"Schätzen, die Parade beginnt gleich!" , ruft meine Mutter von unten. "Ich komme!" , rufe ich zurück. Ich bin aufgeregt. Gleich werde ich meine Schwester sehen! Zwar nur auf einem Bildschirm und sie wird mich nicht sehen können, aber das ist besser als gar nichts. Sie ist jetzt schon seit fast 2 Tagen weg und ich vermisse sie sehr. Als ich unten ankomme hat die Parade schon angefangen, gerade kommen die Tribute aus 5 in komischen glitzernden Anzügen herausgefahren. Ich lasse mich auf das Sofa plumpsen und da kommt sie auch schon : Sie und ihr Mittribut stehen auf einem Wagen, der von braunen Pferden gezogen wird. Sie trägt ein Latzkleid und darunter ein rot-weiß kariertes Hemd, dazu braune Schuhe und einen Kranz aus geflochtenem Getreide auf dem Kopf. "Sie sieht schön aus" , sage ich und gucke meine Mutter an. "Ja", ihr Blick ist auf den Boden gerichtet, "Ja, das tut sie. Aber die aus 2 sind dieses Jahr der absolute Liebling". "Ist das denn schlimm?" ,frage ich. Endlich guckt sie mich an, in ihren Augen schimmern Tränen, "Ja, das ist sehr schlimm" .

Mit einem Schrei fahre ich hoch. Ich hatte gar nicht bemerkt wie ich eingeschlafen bin! Ich starre noch eine weile in die Dunkelheit, doch auf einmal fällt mir etwas auf: Ich werde von einem Paar Schokoladenbrauner Augen angestarrt.

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Hallo ihr Lesesüchtigen!
Heute zur Abwechslung mal ein etwas längeres Kapitel. Dieses habe ich Mary-bella gewidmet, da sie die Idee mit dem Kleid hatte und ich ihren Schreibstil liebe. Das neue Cover ist übrigens auch von ihr!

Bleibt Lesesüchtig!

Euer Panemgirl_2003

Die Tribute von Panem - UnvergessenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt