3. Kapitel

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Der Proberaum von  Acid Rain oder wie auch immer die Band heißt, ist ziemlich geräumig. Sieht aus wie eine große Garage. Links auf einer großen Platte stehen alle Instrumente, drei Gitarren, ein Klavier und ein Schlagzeug. Vor der Platte stehen eine Couch und mehrere Stühle, sowie einige Regale von denen die meisten allerdings leer sind. Ein ganz kleiner Kühlschrank steht neben der Couch, aus dem sich Aiden erstmal eine Flasche Bier rausholt.

Ben dreht sich zu mir um und grinst mich schief an. "Das ist hier alles noch ein bisschen provisorisch. Wir beschäftigen uns mehr mit dem Musik machen, als mit dem einrichten." Er lacht. Irgendwie lacht er die ganze Zeit. "Du kannst dich dort hinsetzen, wenn du magst." Er zeigt auf die Couch.

"Danke." Ich nicke und während Aiden und Ben sich über ein Papier mit Notenlinien beugen, schaue ich mir die Bilder an der Wand an. Einige Poster sind einfach von irgendwelchen Bands wie Nirvana, AC/DC und anderen Rockbands. Andere zeigen die Gesichter von Aiden, Ben und drei anderen Jungs, die alle mehr wie Aiden, als wie Ben aussehen. Acid Love steht groß darüber und die fünf Jungs stehen lässig an eine Wand gelehnt da und gucken in die Kamera. Das Plakat hing wohl für irgendeinen Clubauftritt aus. 

Ich stehe direkt vor der Tür, als sich diese plötzlich öffnet und drei Jungs reinkommen. Ich erkenne sie von dem Plakat. Verwunderte Blicke fallen auf mich, bevor sie die anderen beiden entdecken.

"Hey Jungs, das ist Adina. Die Tochter von Christian," ruft Ben und widmet sich wieder Aiden. Anscheinend kennt hier jeder meinen Vater.

"Ich bin Josh. Schön dich kennenzulernen." Josh lächelt mir freundlich zu und fährt sich durch seinen schwarzen Haare, bevor er mir die Hand reicht. Er ist mir trotz seinen Piercings und Tattoos gleich viel sympathischer als Aiden. 

Die anderen beiden, Valentin und Nico, genauso. Beide begrüßen mich freundlich und Nico umarmt mich sogar, was mich total überrascht. 

"Dann müssen wir uns heute ja extra anstrengen." Valentin zwinkert mir zu und springt auf die Platte, um sich eine Gitarre zu schnappen. 

Aidens Kopf fährt hoch und wirkt ihm einen wütenden Blick zu. Ich kann Ben beinahe schon seufzen hören. "Was soll das heißen? Das du dich sonst nicht anstrengst?"

"Chill, Ace. Das war einfach ne Redewendung, man." Valentin rollt die Augen. Ace?

"Ace hat mal wieder nen schlechten Tag", witzelt Josh. 

"Hat er jemals nen Guten?", murmelt Nico neben mir. Ich lache leise, was mir einen wütenden Blick von Aiden einbringt. Lange werde ich es mit diesem Psycho im selben Raum nicht aushalten. 

Während Ben die Jungs auf die "Bühne" zusammentrommelt, binde ich meine blonden Haare zu einem Pferdeschwanz zusammen und werfe einen Blick auf mein Handy. Ich habe mehrere Nachrichten von Philipp und Jasmin, meinen besten Freunden von Zuhause. Normalerweise würde ich sofort zurück schreiben, wo ich bin und was mich mache, aber irgendwie fühle ich mich hier so weit weg und entfernt von den beiden, dass ich einfach nur schreibe, dass es mir gut geht. Nachdenklich sehe ich auf den Bildschirm und frage mich, ob nur ein Tag Entfernung eine Freundschaft wirklich ändern kann. Ich komme zu dem Schluss, dass das auf jeden Fall nicht möglich ist, auch wenn ich nicht einmal an die beiden gedacht habe.

Ein lautes Geräusch wirft mich aus meinen Gedanken. Die Jungs haben angefangen zu spielen und ich bete, dass keiner mein peinliches Zusammenzucken bemerkt hat.
Nachdem das Intro vorbei ist, beginnt Aiden zu singen. Und würde ich ihn nicht so hassen, würde ich ihn lieben. Seine Stimme klingt besser, als alles was ich zuvor live gehört habe. Kräftig und rau. Ich bin so beeindruckt, dass ich fast vergesse, wie dumm und unfreundlich er ist. Denn auf der Bühne wirkt er wie eine andere Person. Zum ersten Mal fällt mir auch auf, wie gut er eigentlich aussieht. Er ist mit den ganzen Tattoos zwar überhaupt nicht mein Typ, aber ihm stehen sie gut. Ich versuche ihn mir ohne Tattoos vorzustellen, aber es funktioniert nicht.  Auch die anderen vier sind richtig gut. Bens Schlagzeug Solos gefallen mir am besten.

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