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"Alina!" schreit mein Vater durch das ganze Haus. Meine Güte, es ist Samstag und es ist 8 Uhr morgens. "Was?!" rufe ich genervt zurück. Schon hallt durch die ganze Bude, was ich heute alles so zu tun habe. Tu dies, du das, tu jenes. Langsam regt mich das wirklich auf. Ja, es ist selbstverständlich, dass ich mit meinen 17 Jahren im Haushalt helfe, aber das hieß noch lange nicht, dass ich hier die Haushälterin oder Putzfrau oder sonst was in der Art war. "Heute noch!" kommt es wieder von meinem Vater. Mit verdrehten Augen hieve ich mich aus dem Bett und gehe nach unten, um das Geschirr zu machen. Als ich damit fertig bin, kommt mein Vater schon und meint, mir die nächsten Aufträge geben zu müssen. Jetzt reichts mir wirklich! Ich greife noch nach meiner Tasche und renne aus dem Haus. Ich kann es mir einfach nicht verkneifen, die Tür zuzuknallen. Was bildet er sich eigentlich ein?! Nur weil er mein Vater ist! Alles War soviel besser, als Mama noch gelebt hat. Beim Gedanken an sie steigen mir Tränen in die Augen. Nein Alina, du fängst jetzt nicht mitten auf der Straße an zu heulen sage ich mir selbst. Warum musste das Leben so ungerecht sein? Warum musste der Krebs mir ausgerechnet meine Mutter nehmen? Das ist doch nicht fair! Als ich mich wieder einigermaßen beruhigt habe, gehe ich Richtung Bahnhof und nehme den nächsten Zug nach Mönchengladbach. Zum Glück dauert die Fahrt nur 7 Minuten. Ich fahre ziemlich oft hierher, ich mag die Stadt einfach und außerdem ist hier auch noch der geilste Club der Welt zu Hause. Ja ich War ziemlich verrückt, was Fußball und vor allem Borussia Mönchengladbach anging. Dann kommt mein Bus und ich fahre ein Stück durch die Stadt. Ich weiß genau, wo ich hin will. Als ich aus dem Bus aussteige, laufe ich zielstrebig zu Fuß weiter. Als ich das Haus sehe, fängt mein Körper wie immer an zu kribbeln. Ich weiß selber, dass das einfach nur unnötig ist, ich meine es ist nur ein Haus. Aber naja, Patrick wohnt da. Patrick Herrmann, mein großer Held... Ganz in Gedanken an ihn biege ich ab und komme am Bunten Garten an. Ich steuere auf den Spielplatz zu und setze mich in die Nestschaukel. Ich kam hier öfter her, wenn ich etwas Zeit für mich wollte. Es hatte damit angefangen, dass ich einmal aus Langeweile hier war und dann hatte es sich einfach zu meinem Lieblingsort entwickelt. Ich kann nichtmal sagen, warum. Ich nehme meine Kopfhörer und mein Handy aus meiner Tasche und starte meine Borussia Playlist. Manche halten mich für verrückt, aber Borussia ist einfach ein total wichtiger Teil meines Lebens. Ich lege mich nach hinten, wobei ich meine Tasche als Kissen benutze, fange leicht an zu schaukeln und schließe die Augen.

Die Seele brennt - Borussia MönchengladbachWo Geschichten leben. Entdecke jetzt