Prolog

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Das einzige, was mich zur Zeit davor bewahrt vollkommen den Verstand zu verlieren, ist das Klappern der Jalousien um Punkt 7:06 Uhr.

Außerdem das leise Rauschen des Wassers von 7:09 bis 7:22 Uhr, wenn es sich seinen Weg durch die alten Rohre in den Wänden bis hinein in die kleine Duschkabine bahnt, wo es endlich durch den rostigen Duschkopf in die Freiheit entfliehen kann, um dort auf müdes Fleisch zu prasseln.

Wenn dann um 7:31 Uhr die Haustür scheppernd ins Schloss fällt, und die schweren Schritte langsam im Flur verhallen, erst dann wage ich es, tief durchzuatmen und meinen morgen mit einem Lächeln zu beginnen.

Seit Tagen liege ich morgens in meinem Bett, starre durch die Dunkelheit an die Decke und lausche. Ich verfolge jeden Schritt den er während seiner morgendlichen Routine macht. Dabei halte ich so lange wie möglich den Atem an, denn je weniger Geräusche ich mache, desto besser kann ihn ihn durch die Mauern unseres Appartementblocks hören.

Solange ich ihn höre und er sich an seinen morgendlichen Ablauf hält, habe ich nichts zu befürchten. Solange er seinen Tag wie jeden anderen beginnt, kann ich davon ausgehen, dass er ihn auch wie jeden anderen beendet, was bedeutet, dass er mir keinen Besuch abstatten wird und ich einen weiteren Tag zu leben habe. Die Logik der Verzweiflung.



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