chapter 02 | grandparents

1.4K 70 6
                                    

Durch an die Fensterscheibe prasselnde Regentropfen werde ich geweckt. Meine Stirn ist verschwitzt, mein Körper liegt starr im Bett und mein Puls ist unnormal schnell.
War also nur ein Traum.
Ich atmete einmal tief durch, wischte mit meiner Hand über mein Gesicht und lief Richtung Badezimmer um mich frisch zu machen.
Gesagt - getan!
Kaum 5 Minuten später stand ich unter der warmen Dusche, ließ die kleinen Tropen auf meiner Haut abprallen und stieg wenig später auch wieder aus der winzigen Kabine um mich abzutrocknen.

Nach dem Haare-Föhnen zog ich mich fertig an und holte mir aus der Küche eine Wasserflasche.
"Guten Morgen Dennis", meine Mutter, "wir fahren nachher zu meinen Eltern. Ich möchte, dass du dir dein dunkelblaues Hemd anziehst."
Sie wartete nicht einmal auf eine Antwort und drehte sich mit einem Satz auf ihren viel zu hohen Schuhen um den Raum wieder zu verlassen.

Ich war immer gerne bei meinen Großeltern gewesen, doch in letzter Zeit hatte sich viel verändert; ich zog mich generell immer mehr zurück und der Kontakt zu einigen -teilweise sogar sehr engen- Freunden brach leider viel zu oft ab.

-

Etwa drei Stunden später waren wir -meine Eltern, meine kleine Schwester und ich- im Haus meiner Großeltern angekommen und nachdem wir alle begrüßt hatten, kapselte ich mich etwas ab und ging nach draußen.
Der große Garten wurde nur durch die Lichter der Straßenlaternen und den Lampen von drinnen beleuchtet und wirkte daher recht schläfrig.

Meine Füße trugen mich wie von selbst über die Wiese auf einer der beiden Tischtennis-Platten, auf die ich mich mit Blick in den Himmel legte. Meine Beine schaukelten über dem Boden hin und her.

Es war eine sehr große Feier, wahrscheinlich Silberhochzeit oder sowas, wenn ich ehrlich bin, hatte ich nicht sonderlich darauf geachtet. Die Hälfte der Gäste würde ich wohl oder übel nicht mal vom Hörensagen kennen.

Es war trotz des kühlen Windes, der meine Haare leicht über meine Stirn wehte, ein recht milder Septembertag.
Der Himmel war klar genug, um ab und zu Sterne aufblitzen zu sehen und ich war viel zu vertieft darin, den Lärm des Festes zu überhören, dass ich nicht einmal mitbekam, wie sich jemand dicht neben mich legte. Erst als die Person anfing zu sprechen drehte ich meinen Kopf.

"Das Wetter ist ja eigentlich ganz schön."
Ja, er hatte Recht.

"Wer bist du?"
"Ich heiße Marik, aber nenn' mich ruhig Mik", er klang beruhigend und schien ungefähr so alt wie ich zu sein, "und du bist?"
Er lachte belustigt auf, als ich ihm wohl nach einiger Zeit immernoch keine Antwort gegeben hatte.
"Äh, ich bin Dennis."
"Okay, Dennis.", er sprach meinen Namen anders aus, nicht komisch oder abwertend, nur eben anders. Er betonte die Silben und schaute weiterhin nach oben in Richtung Sterne.
Marik hatte die ganz Zeit in die Luft geschaut und seinen Kopf anscheinend noch nicht ein einziges Mal zu mir gedreht.

"Und wie stehst du zu Heike und Frank?", er sprach selbstbewusst und seine Stimme klang klar.
"Sie sind meine Großeltern."
Er nickte nur.
Wenn ich mich nicht irrte, hatte Marik sogar kurz zu mir hinüber geschielt, seinen Blick jedoch nach wenigen Bruchteilen einer Sekunde wieder abgewendet.

Ich befand unser Gespräch für beendet, verabschiedete mich und lief wieder in den Aufenthaltsraum um mir einen Teller mit Nudeln zu schnappen und mich in die hinterste Ecke alleine an einen Tisch zu setzten.

Ich hatte keinerlei Lust auf Gesellschaft.

Ein Teil von dir » Kostory [on hold]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt