"Jetzt liegt sie schon wieder auf der Couch rum!" mit diesen Worten wurde Lia aus ihren Gedanken gerissen. Sie richtete sich auf, wandte ihren Kopf hektisch um und sah, wer sie da so unhöflich anschrie. Es war Maliks Freundin Annette. Lia und sie hatten sich noch nie gut verstanden. Annette war wohl manchmal eifersüchtig darauf, wie viel Zeit Malik mit Lia verbrachte, weshalb sie Lia nicht leiden konnte. "Jetzt schau nicht so! Runter da!" befahl sie Lia. Diese zeigte sich dadurch jedoch nicht beeindruckt und streckte sich noch, bevor sie sich von der Bank entfernte. Annette murmelt mürrisch vor sich hin, als sie zu dem Tisch vor dem Sofa ging, um dort die Flaschen aufzuheben. Lia konnte von dem Gemurmel nur ein paar Bruchstücke wahrnehmen. Es war ihr auch nicht wirklich wichtig, was Annette zu sagen hatte. Diese war gerade dabei die Flaschen zu zerdrücken, damit sie später im Mistkübel nicht mehr so viel Platz verbrauchen würden. Sie klemmte die zusammengedrückten Flaschen unter ihren Arm und wollte damit in die Küche stürmen. Doch plötzlich rutschte eine dieser Flaschen weg und viel zu Boden. Annette bückte sich, um sie aufzuheben. In dieser Bewegung fiehl ihr eine weitere Flasche auf den Boden und Annette regte sich umso mehr auf. Als sie die Flaschen wieder unter ihren Arm schieben wollte, schob sie auch die letzte Flasche heraus und sie prallte an ihren Knien ab, bevor sie auf dem Boden landete. Lia amüsierte dieses Schauspiel. Annettes Ungeschicklichkeit übertraf alles, was Lia bisher gesehen hatte. Doch bevor Annette ihren Frust an ihr auslassen konnte, schlich sie sich lieber in einen anderen Raum. Während sie aus dem Wohnzimmer hinaus ging, hörte sie noch ein enttäuschtes Schnauben von Annette, was Lia als Genugtuung dafür empfand, dass sie jetzt aufstehen musste. Sobald Malik wieder da wäre, würde sie sich so wie so wieder mit ihm auf die Bank legen, dachte sie. Nachdem Annette die Flaschen wieder aufgehoben hatte, stapfte sie energisch in die Küche und warf sie weg. Im Vorbeigehen, konnte Lia hören, dass Annette etwas murmelte. Für Lia hörte es sich so an, als würde sie über Maliks Faulheit meckern, aber sie konnte nicht genau verstehen, was Annette gesagt hatte. Annette kam wieder aus der Küche, sah Lia an und rief genervt:"Was sollen wir bloß mit dir machen?" Lia zuckte kurz zusammen, erstarrte jedoch, als sie Annettes durchbohrenden Blick bemerkte. Für einen kurzen Moment herrschte eine unangenehme Stille. Diese wurde jedoch plötzlich durch das Geräusch eines Schlüssels, der gerade in das Schlüsselloch der Wohnungstür gesteckt wurde, durchbrochen. Lia spitzte die Ohren und war voller Freude, als sie realisierte, dass dieses Geräusch von Malik kommen musste. Die Wohnungstüre öffnete sich und Malik trat mit einem Lächeln hinein. "Wie gehts denn meinem Liebling?" fragte er freudig und beugte sich dabei hinab. Lia reagierte sofort auf dieses Angebot und sprang Malik förmlich an. "Na, alles klar bei dir?" fragte er, während sie sich auf seinen Kniehen abstützte. Malik tätschelte Lias Kopf, deren Schwanz vor Freude wedelte. Malik machte unidentifizierbare, freudige Geräusche und Lia schleckte ihm über das Gesicht. Die beiden ließen dieses Begrüßungsritual etwas länger ausfallen, was Annette sichtlich störte. "Dein 'Liebling' ist schon wieder auf unserem Sofa gelegen" meckerte sie. Malik verging bei diesen Worten das Lachen, aber er blieb fröhlich. "Findest du das denn wirklich so schlimm?" wollte er wissen. "Wenn du ihre Haare aus den Ritzen zupfen würdest, wüsstest du, warum mich das so aufregt." antwortete Annette. "Ach komm schon." fing er an. Er hob Lia hoch und fuhr fort:"Schau dir diese Kulleraugen an. Du kannst ihr doch nicht böse sein." Er hielt Lia auf Annettes Augenhöhe und kam langsam näher. Sie waren nicht mehr weit von Annette entfernt, als er Lias Pfoten nahm und sie so zusammen hielt, als würde Lia Annette anbetteln. Mit hoher verstellter Stimme wollte er Lia imitieren:"Sei mir nicht böse. Biiitteee! Ich geb dir auch ein Küsschen" Er hielt Lia mittlerweile vor Annettes Gesicht. Lia entschied sich dazu mitzuspielen und schleckte auch Annette über die Wange. Diese wischte mit ihrem Handrücken ihren Speichel ab rollte die Augen und entgegnete ihm:"Du bist echt noch ein Kind." Malik versuchte die Stimmung noch mit einem Witz zu retten:"Und genau deshalb liebst du mich so sehr, nicht wahr?" Doch er war erfolglos. Annette drehte sich um und ging Richtung Schlafzimmer. "Ach komm schon, Annie..." rief Malik ihr verzweifelt hinterher. "Du kannst dir dein 'Ach komm schon, Annie' sparen!" antwortete sie trocken. Sie öffnete die Tür des Schlafzimmers und verschwand sofort wieder dahinter. Malik sah ein, dass er einen Fehler gemacht hatte, drehte Lia zu sich und sagte zu ihr:"Das biegen wir schon wieder hin. Ich rede mal mit ihr." Danach setzte er sie ab und folgte Annette ins Schlafzimmer. Die Tür schloss er hinter sich und Lia war erneut alleine. Sie setzte sich in die Nähe der Schlafzimmertür in der Hoffnung, dass Malik die Situation noch retten könnte und mit einem zufriedenen Lächeln wieder aus dem Schlafzimmer heraustreten würde. So wartete sie. Sie konnte nicht hören, worüber sich die beiden unterhielten. Nur selten hörte sie einen Aufschrei durch die Tür dringen. Lia wusste nicht, wie lang sie vor dieser Tür saß und darauf hoffte, dass Malik und Annette sich wieder vertragen würden, doch nach einiger Zeit spürte sie, dass sie hungrig war. Es war für Lia keine leichte Entscheidung, aber sie ging in die Küche und aß die für sie vorbereitete Schüssel mit selbst gemachten Futter. Es war eine Mischung aus verschiedenen Arten von Fleisch und ein paar Karottenstückchen hatte Malik auch noch dazu gemischt. Selbst nachdem sie gegessen hatte, war noch niemand aus dem Schlafzimmer gekommen. Lia entschied sich erneut dafür, sich vor die Türe zu setzen und zu warten. Als sich schlussendlich die Tür öffnete, trat Malik alleine heraus und sein verzweifelter Gesichtsausdruck sagte mehr als tausend Worte. Nach einem enttäuschten Ausatmen sagte er schließlich:"Komm her, wir machen eine kleine Runde." Lia trat neben ihn,ließ sich Brustgeschirr und Leine anlegen, danach nahm Malik seine Schlüssel und die beiden verließen die Wohnung.