2 Monate später, (also ca Mitte November):
Es gibt da diese Märchen, wo alles immer vollkommen perfekt scheint. Ihr wisst schon, die Prinzessin findet ihren Traumprinzen, der sie wachküsst, beschützt oder sie bis in die Unendlichkeit über alles liebt. Ja, genau so ist es. Nie gibt es kein gutes Ende oder nie gewinnt das Böse. Das ist ja auch irgendwie gut so. Aber wenn man mehr darüber nachdenkt würde. Wie leicht wäre unser Leben, wenn wir wüssten, dass irgendwo da draußen jemand ist und auf uns wartet. Es gibt tatsächlich noch hoffnungslose Seelen unter uns, die an die wahre Liebe noch glauben. Aber seien wir mal ehrlich miteinander, wie oft treffen wir unseren vom Schicksal bestimmten Traumprinz? Genau, niemals. Oder fast nie.... Das denke ich zumindest. Ich meine, es war sehr ähnlich bei mir. Geblendet durch meine Liebe zu ihm habe ich, ohne das es mir aufgefallen ist, mein Herz und einen Teil von mir selbst verloren. Es kommt bei solchen Sachen so gut wie nie etwas Gutes am Ende heraus. Ich habe es so satt. Männer sind bei mir schon sehr, sehr lange unten durch. Ich gebe ihnen auch keine Chance mehr. Den „einzig Wahren" finde ich doch sowieso nie. Davon gehe ich zumindest aus. Man weiß ja nie...
Ein gutes Beispiel für mein vorheriges Argument. Andy. Ja, richtig gelesen, Andy Biersack hat mir seine Nummer gegeben. Das dachte ich zumindest. Doch als ich an einem, von mir richtig gewählten Zeitpunkt tatsächlich den Mut aufgetan habe, anzurufen, stellt sich heraus, dass statt dem jungen Mann, den ich kenne, eine alte Frau namens Eileen Smith die Eigentümerin der mir gegebenen Nummer ist. Man kann sich vorstellen, wie verwirrt ich mich dementsprechend gefühlt habe. Ein bischen.
Also habe ich seit fast 2 einhalb Monaten nicht mehr von ihm, oder Grace gehört. Das finde ich ehrlich gesagt ziemlich schade. Aber naja, man kann es jetzt sowieso nicht ändern. Ich kann mein Leben genauso gut weiterleben, auch ohne ihn. Das hoffe ich zumindest.
Und wie sich die Erde weiterdreht, so kommen und gehen auch meine Vorlesungen. Eines kann ich euch sagen, es werden definitiv nicht weniger. Viel mehr das Gegenteil davon. Zum Beispiel gestern hatte ich vier Vorlesungen. Es ist jetzt gerade mal sechs Uhr abends. An einem verregneten Samstag. Es gibt anscheinend viele Leute in meinem Alter, die jetzt bald in eine Diskothek verschwinden würden, aber wenn ich ehrlich bin, so ein Typ bin ich nicht. Eher lese ich einen Roman von einem meiner Lieblingsschriftsteller, die nebenbei alle schon längst tot sind. Aber das macht mir nichts aus. Ich tauche nur zu gern in die beschriebene Welt des Romans und verliere mich. Beim Lesen neigt man oft dazu , oder zumindest ich auf alle Fälle, meine Probleme im wirklichen Leben schnell zu vergessen. Es reicht mir schon, wenn nur für einen Augenblick, ja nur einen einzigen, winzigen Moment, die Welt in Ordnung ist. Aber etwas einbilden darf man sich dabei allerdings nicht.
Ganz spontan, entscheide ich etwas zu backen. Heute verspüre ich das Verlangen, etwas mit meinen Händen zu tun, anstatt nur davon zu träumen oder lesen. Ziemlich rasch entschließe ich mich für Butterfly Cupcakes. Die sind extrem einfach und sehen wahnsinnig gut aus. Das ist zumindest meine Meinung. Ich schreibe eilig meine Zutaten auf, die ich brauche und schnappe mir meinen dunkelblau, weiß gepunkteten Mantel und schlüpfe durch die Haustür in das rasante Nachtleben von Birmingham. Es ist bereits dunkel und regnet. Also ernsthaft jetzt, ich finde nichts ist besser als Regen. Die Leute, die ihn abscheuen oder furchtbar finden, kann ich wirklich nicht verstehen. Okay, ich gebe zu, eine dichte Wolkendecke ist jetzt zwar auch nicht das Schönste auf der Welt, aber es gehört halt meistens halt zum Regen dazu. Damit müssen wir alle leben können. Es gibt ja Ying und Yang. So stelle ich es mir eben vor: Wenn Regen und Sonne im Einklang miteinander sind, ist alles okay. Ohne eines davon wäre es aus dem Gleichgewicht und das andere würde schwerer wiegen. Dies wollen wir ja nicht, also versuchen wir, es zu vermeiden. So gut es eben geht.
Ich habe gerade wieder das typische Klischee einer Engländerin verletzt. Unterwegs zu sein, ohne Regenschirm, aber hey, meine Jacke hat eine große, flauschig weiche Kaputze. Das reicht mir. Ich liebe es, als der Regen ganz sanft und gleichmäßig in Tropfen auf die Erde fällt. Das Geräusch beruhigt mich total und ich fühle mich wohl. Nach einem guten zehn-minütigen Fußmarsch erreiche ich endlich eine Tesco Filiale. Es ist ein sehr beschaulicher, kleiner Store. Ich kenne mitlerweile diesen Laden wie meine Westerntasche, weil ich eben ganz zufällig hier am Dienstag und Donnerstag von 16:00 bis 20:00 Uhr arbeite. Ich schnappe mir einen Korb und hole meine Zutaten vom jeweiligen Regal. Gerade, als mir das Mehl in meine Sicht kommt, spüre ich eine starke Kraft von rechts und werde auf brutalste Weise gegen die große Tiefkühltruhe, wo sich das Eis finden lässt, gedrückt. Es kribbelt auf meiner linken Seite und mir ist klar, das wird ein blauer Fleck. Yay, das ist doch so toll. Ich freue mich. Nicht.
Ich kann mich nicht bewegen, denn mich unterbricht eine tiefe, aber besorgt klingende Männerstimme. Ich drehe mich um, um in sein Gesicht sehen zu können und vor allem ihn anzuschreien, wie er es sich erlauben kann, mich einfach so aus dem Weg zu schubsen, doch meine Bewegung war ein Fehler. Mir bleibt wortwörtlich meine normalerweise viel zu viel vorhandene Spucke weg. Ich kenne ihn. Leider. Ich will was sagen, doch er scheint genau die paar Sekunden zu brauchen um mich zu erkennen. Am Ende tut er es auch. Es herrscht absolute Stille zwischen uns. Ich will gerade einen Schritt zurück gehen, doch da rutsche ich mit meinen tollen Lederstiefel mit Absatz auf den billigen Fliesen aus und bete schon, dass der Grund nicht zu hart ist, als mich bereits schon zwei tätowierte Arme stützen und eng an eine warme Brust ziehen. Ich glaube ich bin im Himmel, das kann dich nicht real sein. Ihr glaubt mir nicht? Tja, dann tut es mir leid, denn ich möchte dringend den Moment genießen, wo Andy Biersack mich ins seinen Armen hält. Hilfe, kann mich mal jemand kneifen?
A/N: Hallo ihr lieben Menschen. Der Laden im Bild soll ein Store von Tesco sein im Jahre 1960/70. Über Kommentare oder Verbeserungsvorschläge würde ich mich extrem freuen. Also meldet euch bitte bei mir, wenn etwas nicht passt oder ihr Fragen habt.
Bis zum nächsten Kapitel,
eure ForrestPrincess
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New circumstances (Deutsche Version)
RomanceAls die 19-jährige Cintia wegen ihrem Studium ans andere Ende Englands zieht, hat sie keine Ahnung was sie erwartet . In allen anderen Liebesgeschichten lernt das Mädchen plötzlich ihren Prinzen kennen, doch unser Mädchen hier hat genug von Männern...