Mein Handy vibrierte lauthals. Es dauerte ein paar Sekunden bis ich mich aufraffte und ihn ausschaltete. Ich richtete mich auf und schaute mich benommen in meinem Zimmer um. Alles war dunkel.
Kein Wunder war ja auch halb 3 in der Frühe. Ich hielt meinen Kopf. Ich war ziemlich angespannt, denn jetzt musste ich mich entscheiden.
Ich musste mich häufig Morgens entscheiden, weil ich mir Abends immer Pläne machete von denen nur 50% umgesetzt wurden.
Doch diesmal ging es nicht um lilane oder blonde Haare. Diesmal ging es um ein sicheres zu Hause und eine "Mutter" oder ein Straßenleben.
Ich hatte den ganzen letzten Abend damit verbracht einen Zettel zu schreiben und angefangem meine große braune Roxy-Tasche zu packen für ein leben auf der Straße.
Als ich mich umschaute blieb mein Blick an einem kleinen Blutfleck auf meinem Bettlaken hängen. Ich betrachtete meinen linken Unterarm. Im Dunkeln konnte ich zwar nicht sehr viel erkennen, aber ich erkannte, dass einer der frischen Narben vom gestrigen abend noch leicht blutete. Ich weiß nicht warum, aber es machte mich fertig und ich fällte eine Entscheidung: Ich verschwinde !
Ich stand auf und machte das Licht an. Mein Shirt von Sleeping With Sirens war viel zu groß für meinen dünnen Körper und verdeckte meine pinke Shorts. Ich zog mich um. Als ich danach in den Spiegel schaute sah ich ein ziemlich abgemagertes Mädchen mit scheinbar viel zu großen Klamotten.
Mein graues Top von Bring Me The Horizon - Sempiterminal under dem ein schwarzes Bandeau sichtbar war, überdeckte fast komplett meine pinken Shorts dessen Beine viel zu weit für meine waren. Meine blonden - schmutzig blauen Haaren fielen auf meine Schultern und meine Spiderbites (Lippenpiercings) funkelten mich herrausfordernt an.
Ich öffnete meinen Schrank. Hauptsächlich Band Merchandise Sachen konnte ich erblicken. Ich kram ein älteres Shirt von 30 Sekonds To Mars raus, eine schwarze Leggings, eine dunke Shorts, ein pinkes Bandeau und ein Top von Johnny Depp.
Ich faltete die Sachen und packte sie ordentlich in meine Tasche. Ich drehte mich um und schminkte mich. Ich schminkte mich immer ziemlich dunkel.
Als ich fertig war, drehte ich mich um und sah ein altes Shirt von meinem Bruder auf meinem Sofa liegen. Mir stiegen die Tränen in die Auge. Ich hob es hoch und zerriss es. Ich schluchzte ein letztes mal und warf die Fetzen zu Boden.
Ein Glück, dass meine Schminke zum größten Teil aus wasserfesten Kosmetikprodukten bestand.
Ich ging achtlos durch die Fetzen und fing an meine Haare zu kämmen, zu glätten und leicht zu toupieren. Ohne all diese Sachen gehe ich nichtmal aus meinem Zimmer. Atelophobie oder so ähnlich nennt man es auch - Die Angst nicht gut genug zu sein. Neben dieser und einer riesigen Spinnen- und Käferphobie hatte ich auch noch das Borderline-Syndrom. Super.
Ich krammte meine Armbänder, meinen Ring, eine Kette und Ohrringe raus. Den Rest meines Schmuckes kippte ich in die Vordertasche meiner Tasche. Schließlich packte ich noch mein Glätteisen, Haarspray, Bürste, Solaraufladekabel (welches ich mir extra noch gekauft hatte), Deo, Haarfarben, Handy, Parfüm, ein Buch, meine Kredit- und SC-Karte, Bargeld und mein Sparbuch ein.
Ich nahm meine Tasche auf meine Schulter und betrachtete mich im Spiegel. Die blaue Haarfarbe vom Vortag hatte ich nicht komplett rausbekommen, doch das war mir in dem Moment egal. Ich wollte nur noch weg.
Ich schlich aus meinen Zimmer und die Treppe runter ins Wohnzimmer. Einer meiner Hunde bemerkte mich und kam langsam auf mich zu. Ich hockte mich um die kleine schwarze Schoßhündin zu streicheln. Meine Hunde werde ich am meisten vermissen.
Ich richtete mich auf und ging in den Flur, wo ich meine Schuhe anzog. Obwohl es Juni und tagsüber knapp 27°C warm war zog ich immer noch schwarze Stiefeletten mit flachen Nieten und kleinem Absatz an. Ich griff nach einem Schlüssel auf der Komode, öffnete unsere Haustür und ging raus.
Es war wärmer als erwartet. Ich schaute nicht zurück. Ich ging gerade wegs Richtung Bahnhof. Heute wird es aber nicht zur Schule gehen, sondern weg. Weit weg wie ich hoffte.
Als ich dort ankam war es komplett leer. Ich schaute auf den Plan. Der nächste Zug kam in 10 Minuten Richtung Köln Hbf. Da die Fahrt nur 10 Minuten dauerte, machte ich mir gar nicht erst die Mühe mein Handy oder mein Buch rauszukramen.
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Geflohen - Ins Glück ?
FanfictionEine Geschichte von einem Mädchen, welches von zu Hause wegrennt und später Bill und Tom Kaulitz von Tokio Hotel trifft c: