Hier das gewünschte "dritte Kapitel".
Viel Spaß weiterhin :)Etwas stimmte nicht...
Ich konnte es spüren an diesem Morgen. Die Luft schmeckte falsch! Unruhig scharrte ich mit den Pfoten in der Erde. Das Gefühl beunruhigte mich und hinterließ ein dumpfes Grollen in meinem Kopf.
Meine Schwester drückte ihre Schnauze beruhigend gegen meine und ich schloss für einen Moment die Augen. Sie spürte es auch.Sie war nur wenige Stunden nach mir geschlüpft und war das älteste Weibchen der Familie ausgenommen unserer Mutter. Nach ihr waren noch sieben andere geschlüpft.
Alle gemeinsam verschmolzen wir zu einem Haufen sich windender Glieder im Höhleneingang und meine Schwester legte ihre Flügel beschützend über jeden von uns.
Eines der Jungtiere legte sich über meinen Rücken und ich schnaubte es verärgert an.
"Geh da runter."Besorgt betrachtete ich das Spiel von Wind und Regen vor der Höhle.
Mein Blick fixierte das trostlose Grau des Himmels.
"Ob Mutter wiederkommt?"
Mein Kopf war voller Bilder von ihr wie sie sich durch dieses Unwetter kämpfte. Wie ihre Flügel immer schwerer und schwerer wurden...
Meine Schwester rammte mir ihr Flügelgelenk in die Flanke und holte mich damit in die Realität zurück.
"Sei kein Dummkopf."Als der Regen stärker wurde zogen wir uns in den hinteren Teil der Höhle zurück. Der Wind leulte nun lauter und ließ selbst das geplappere der Jungtiere verstummen. Schließlich entwand ich mich aus der wärmenden Masse und suchte den Himmel ab. Mit jeder Stunde die verstrich, wuchs meine Angst und Sorge um unsere Mutter.
Sie ist noch nie so lange weg gewesen.
Betrübt legte ich den Kopf ins kalte Nass und schloss die Augen. Viel mehr konnten wir Jungtiere auch nicht machen.Als ich die Augen wieder öffnete, begannen verschiedene Eindrücke auf mich einzuprasseln. Der Regen hatte aufgehört, doch der Wind heulte weiterhinn. Und etwas hüpfte vor meinen Augen auf und ab. Entnervt packte ich das Jungtier und zerrte es zu mir herran.
"Was?"
Doch das Kleine zappelte weiter in meinem Griff und ich wusste nicht weiter. Na komm schon. Sei ruhig.
Ich brachte es zu meiner Schwester und legte es zu den anderen, bedeckte es mit den Pfoten und dem Flügel eines anderen Jungtiers.
Das sollte es warm halten.
Doch stattdessen begann der Kleine zu zittern und leichter Dampf kräuselte sich aus seinem winzigen Maul.Ratlos zog ich ihn wieder aus der Masse und fragte meine Schwester um Rat. Sie prüfte die Atmung des Kleinen und legte ihre Klaue auf seine Brust. Dann fühlte sie seinen Puls und drückte noch mal hier und da, überprüfte seine Flügelgelenke und schaute in sein Maul. Schließlich zog sie das Jungtier ganz nah an sich herran und legte ihren Flügel über es.
In den nächsten Stunden weigerte sie sich beharrlich, auch nur ein Wort von sich zu geben und ständig blieb ihr Flügel über dem Kleinen.Gut. Soll sie machen. Dickkopf...
Ich legte mich wieder in den Höhleneingang und schaute ins trübe Grau des Himmels. Immer wieder tauchten Bilder von unserer Mutter vor meinem inneren Auge auf, und schließlich hielt ich es nicht mehr aus.
Ich stupste meine Schwester mit der Schnauze an. "Ich gehe Mutter suchen...", begann ich. Meine Schwester öffnete die Augen und ich hielt inne. Sie waren voller Tränen.Wie konnte ich nur so blind sein??
Mit einer wütenden Bewegung wischte ich den Flügel meiner Schwester beiseite. Das Jungtier darunter zitterte am ganzen Leib und seine Glieder zuckten unkontrolliert.
Die Augen waren schwarz und glasig.
"Warum hast du das getan...?"
Meine Augen waren gelb vor Kummer, orange vor Zorn.Das Jungtier vor mir zitterte heftig. Seine Glieder zuckten und die Atmung ging rasselnd und schwer.
Es lag im Todeskampf.
Einem uralten Instinkt folgend, hob ich die Klaue zum Gnadenstoß und hörte noch die Schritte meiner Schwester hinter mir als sie davonging. Ihre Worte jedoch ließen mich nur Zentimeter vor der Kehle des Kleinen innehalten.
"Deswegen."

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Erwachen
FantasiVorsicht Fantasy :P Viele Texte drehen sich um den Tod, das dahinter, das danach. Doch wer hat sich schon einmal mit dem Anfang allen Lebens befasst? Leben, dass von Anfang an intelligent ist...