Kapitel 1*

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Langsam schlendernd gehe ich die verlassene Strasse entlang.

Am Rand von New York, in einem armen Viertel steht ein heruntergekommenenes, blassgelbes Haus mit vielen Fenstern. Schwach erkennt man im flackerdem Licht einer alten Strassenlaterne das über der Eingangstür mit abblätternder Farbe in verschlungener Schrift WESTROAD Children's Home steht.

Rechts daneben sieht man einen verlassenen Spielplatz mit einer eingestürtzen Rutsche und gerade noch in den Angeln hängende Schaukeln. Der Sandkasten enthält mittlerweile mehr Dreck wie Sand und mit Wehmut denke ich an die Zeit zurück in der ich als 5 Jährige noch dort gespielt habe. Rund herrum stehen alte, halb eingestürzte Häuser die arme Familien bewohnen. Glücklich überhaupt eine Art von Dach zu haben.

,,ELIIIIISE, ICH BIN WIEDER DAAAHAAA!" ich schwinge die alte Holzhaustür des ramponierten Kinderheims New Yorks auf und sehe direkt in das Gesicht der Jugendheimmutter, in Elises Gesicht.

"Ich sehs!" lacht diese. Feine Lachfältchen bilden sich in ihrem,meiner Meinung nach wunderschönen Gesicht.

Ihre braunen Augen schauen mich liebevoll an während sie sich ihre mittlerweile grauen Haare zu einem Dutt zusammen bindet.

Scheinbar war sie mitten im Putzen, bevor ich reingeplatzt bin. Rücksichtsnehmend ziehe ich meine schwarzen, schon fast durchgelaufen Chucks aus und stelle sie in das dafür vorgesehene Regal neben der Tür.

,,Hätte ja nicht ahnen können das du vor der Tür auf mich seeligst wartest und für mich putzt." Strahle ich sie an.

,,Ach tue ich das? Ist mir neu. Und ich dachte ich putze den Fußboden weil ein gewisser jemand mit seiner besten Freundin durch das Treppenhaus gestapft ist - unzwar mit vor Matsch triefenden Gummistiefeln, nur weil sie vergessen haben Mittags noch den Rasen zu mähen wie ihnen aufgetragen!"

Lachend erinnere ich mich daran wie uns mitten in der Nacht aufgefallen ist das wir noch was erledigen mussten und dann hektisch dies unter Lachen erledigt haben damit wir blos keinen Ärger bekommen und somit Ausgangsverbot.

,,Also ich weiss nicht wie du auf sowas kommst...und selbst wenn sind die zwei bestimmt so süss und hübsch das man ihnen keine Strafe geben kann." Klimpere ich mit meinen Wimpern.

,,Jaja" verdreht die Hausmutter die Augen und deutet mir mit einem Kopfnicken das ich hochgehen kann. ,,Dankee, du hast was gut bei mir! Hab dich liiiiiieb."

Ich gebe ihr einen Schmatzer auf die Wange und sprinte die Treppe hoch in den 1. Stock. Aussen sieht man es nicht aber wir haben innen aus dem Haus schon viel gemacht.

Die grünen Wände an meinen Seiten fühlen sich so an als wären sie es schon immer gewesen und nicht in einer Nacht und Nebelaktion vor kurzem entstanden.

Früher ist sogar die Farbe von den Wänden geblättert und den Schimmel durch die Feuchtigkeit.

Der Rest der Zimmer ist noch in Planung. Das war auch der Grund dafür das wir das Rasenmähen vergessen hatten.

Schnell werfe ich meine Schultasche in mein und Hannahs Zimmer und gehe in die Küche. Dort sitzen schon meine beste Freundinn Hannah, Lena und Angi, Tobi,die Zwillinge Luke und Mike, Annika und die kleine Lilly. Sobald sie mich sehen schweigen sie und kugen mich erschrocken an.

Lachend ziehe ich die Augenbrauen hoch. ,,Euer Ernst?" ,,Du hast morgen Geburtstag was erwartest du bitte von uns?"

Grinsend verzichte ich auf die Antwort und beginne mit dem Kochen. ,,Nicht mal ne Antwort bekomme ich,tzz." Ich verdrehe die Augen und ignoriere Tobi galant.

Nachdem ich Hackfleisch im Gefrierfach gefunden habe, taue ich dieses in der Mikrowelle auf. Nicht grade die beste Variante aber die einfachste mal mindestens. Das ist schon mehr als jeder manch anderer hier an Kochkünsten hat.

Die anderen reden im Hintergrund am Küchentisch während Hannah zu mir kommt. Ihre normalerweise hellbraunen Haare haben letzte Woche vom Friseur einen dunkleren Ton verpasst bekommen und türkis-blaue Spitzen.

Mit dem Pony sollte man denken das das ganicht passt aber es sieht echt toll aus und ich bewundere wie so oft ihr Aussehen. In meinen Augen ist sie Perfekt.

Ganz das Gegenteil von mir. Tollpatschig mit wirrern, blonden Wellen oder Lockengebilde und knall grünen Augen wirke ich eher katzenhaft oder gefährlich während sie einfach süss ist.

Schokobraune Teddyaugen unterstützen sie dabei noch perfekt. Nur ein bisschen zu gross ist sie vieleicht.

Während das Hackfleisch also in der Mikrowelle so vor sich hin auftaut fangen Hannah und ich an mit den Kartoffeln. Heute mussten wir ja nur für 9 Personen kochen das geht relativ vom Aufwand. Ich glaub jedes Mädchen stimmt mir zu wenn ich sage das das zu zweit mit der besten Freundinn kein bisschen langweilig wird.

,,Wie wollen wir denn unser Zimmer eigendlich gestalten?" fragt meine beste Freundinn während sie konzentriert eine riesige Kartoffel schält. Dabei stellt sie die Kartoffel auf das Brett und zieht den Schäler nach unten. Alles in allem sieht es schmerzhaft aus. Für sie, die Kartoffel und auch das Brett.

,,Was hälst du von einer Linie in der Mitte und dann komplett verschiedene Zimmerstile, ich finde das richtig cool. Und statt das wir jewals eine Zimmerhälfte teile mit den Betten, lass uns die Decke einfach vom Boden unterscheiden also quasi andersrum. Du weisst schon was ich meine." Versuche ich unter Lachen zu erklären weil sie mich mit einem bescheuerten Blick ankugt.

,,Nein, selbst als beste Freundinn kapiere ich kein Stück was du mir sagen willst!" Lacht sie.

,,Oh man, ja dann halt nicht" kichere ich ,,Dann lass es uns grün oder schwarz-weiss machen was dir besser gefällt. Oder warte was ist mit weiss-braun?" Ihre Augen fangen an zu leuchten. ,, Der Laminatboden passt perfekt dazu!"

,,Genau und dann nurnoch die Gardinen neu und dann passt das alles. Und eine Wand wird zur Fotowand, so eine wollte ich schon immer!" Steigere ich mich immer mehr hinein.

Die Kartoffeln sind schon lange Nebensache geworden und wir springen fröhlich am Küchentresen rum. ,,Wann fangen wir an? Oh, oh, oh wir müssen uns eine Eckcoutch holen!"

Wenn ich Hannah ein Smiley zuordnen müsste, würde ich einen springenden Herzaugensmiley nehmen. Bei dieser Vorstellung muss ich so extrem lachen, dass ich mich schon an ihr festhalten muss.

,,W-w-wir m-m-müssen noch E-e-essen k-kochen." Prustet sie. ,,Ihr habt sie doch echt nicht mehr alle!" Motzt Luke uns an.,, Ich hab Hunger loooos." Das gab uns den Rest.

Jetzt ging nichts mehr und wir kugelten uns halb vor Lachen auf dem Boden.

,,Dann mach ichs halt selber"

schmunzelnd steigt Luke über uns und fängt an den Rest der Kartoffeln zu schälen. Dabei versucht er mehr oder weniger erfolgreich einen Kartoffelschäler zu benutzen, einen pinken!

Allein das bringt uns zu einem erneuten Lachanfall was der Rest unserer Clique mit qualvollen Stöhnen quittiert. Aber das sind sie ja schon von uns gewöhnt.

RULES are made to be brokenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt