Nächtliche Suchaktionen und Gefühlschaos bei Flo

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*Harry POV*

Ich starrte Flo fassungslos nach, bis sie von der Dunkelheit verschluckt wurde. Es war totenstill. Ich hörte meinen eigenen Herzschlag.
Louis regte sich als erster wieder.
„Wir müssen ihr hinterher!", rief er.
„Spinnst du? Damit wir uns alle verirren?", kam es von Zayn. Sorge schwang in seiner Stimme mit.
„Zayn hat Recht. Wir können nicht alle Flo suchen. Ein paar müssen hier bleiben und zur Not am nächsten Tag Hilfe holen", spielte Liam wieder den Vernünftigen.
„Ja, aber-", stammelte Niall.
„Kein „Aber", Niall. Ich suche sie", meinte Liam.
„Vergiss es Liam! Wer übernimmt denn hier sonst die Verantwortung?", rief Zayn entgeistert.
„Das stimmt. Ich suche sie", kam es von einem enthusiastischem Louis.
Wir sahen ihn alle zweifelnd an.
„Was? Ich bin voll verantwortungsbewusst! Ich finde Flo im Nu wieder und dann machen wir alle ein Picknick im Wald!"
Niall seufzte.
„Ich trau dir nicht, Louis. Da geh besser ich"
„Niall, wenn du unterwegs auch nur einen essbar aussehenden Grashalm entdeckst, hast du Flo völlig vergessen", maulte Zayn.
Dann seufzte er gespielt leidend.
„Ich würde mich opfern und sie suchen"
„Ganz toll, Zayn. Da draußen gibt es Spinnen. Und Mücken. Und irgendwelche anderen Viecher, die deine Frisur zerstören könnten", spottete ich. „Ist schon gut, ich suche sie"
Die Anderen sahen mich entgeistert an.
„DU?!"
„Ja, ich. Habt ihr ein Problem damit?", fragte ich etwas genervt.
Was die immer hatten.
„Naja, du und Flo, ihr seid jetzt nicht gerade beste Freunde, also...", kam es von Liam.
„Dann wird es Zeit, das zu ändern", unterbrach ich ihn.
Ich nickte meinen Freunden nochmal kurz zu, dann rannte ich los.

*Liam POV*

Wir restlichen Vier standen einen Augenblick blöd rum, bis Zayn mit den Schultern zuckte.
„Die kommen schon zurecht. Was soll schon schlimmes passieren?"
Niall sah uns mit großen Augen an.
„Naja, sie könnten von tollwütigen Wölfen angegriffen werden. Oder die drei Fangirls könnten sie finden. Oder sie könnten sich verlaufen, von einem Meteoriten erschlagen werden oder-"
„Niall, die ersten drei Punkte sind ja noch einigermaßen einleuchtend, aber wie groß ist bitte die Wahrscheinlichkeit, dass man von einem Meteoriten getroffen wird?", fragte ich.
„Eins zu Einer Millionen", kam es wie aus der Pistole geschossen.
Wir sahen ihn verwirrt an.
„Woher weißt du das?", wollte Louis wissen.
„Ich hab mal 'ne Doku darüber angeschaut", prahlte Niall.
„Ah ja. Wie gesagt, die kommen schon zurecht. Ich bin ja dafür, dass wir endlich in diese Hütte gehen. Mir ist langsam echt kalt", jammerte Zayn.
Ich sah noch einmal besorgt in die Dunkelheit. Dann ging ich zur Tür und drückte die Klinke vorsichtig runter. Die Tür sprang auf. Wir steckten unsere Köpfe in das Häuschen. Ich wollte die Tür gerade ganz öffnen, da...
„ÜBERASCHUNG!"
Ein gleisend helles Licht ging an und im nächsten Moment starrten wir in die Gesichter von fünf Personen, die uns verwirrt anstrahlten.

*Flora POV*

Scheiße, war mir kalt. Ich spürte langsam, aber sicher meine Zehen nicht mehr. Hätte vorhin vielleicht doch Schuhe anziehen sollen. Aber wer denkt schon an sowas, wenn irgendwelche durchgeknallten Mädchen hinter einem her sind.
Ich verringerte mein Tempo etwas und blieb schließlich ganz stehen. Hätte nie gedacht, dass ICH so schnell rennen konnte, aber der Gedanke, dass meine Kette weg war, machte mich wahnsinnig. Was, wenn die drei Mädchen sie gefunden haben? Dann würde ich das Geschenk von meinem Dad nie wieder sehen. Ich lehnte mich an einen Baum und schluckte.
In letzter Zeit ging aber auch alles schief.
Erst brennt die Villa ab. Dann schickt Simon uns auf diesen bekloppten Campingausflug. Dann macht mich Harry so wütend, dass wir eine Woche nicht miteinander sprechen. Dann steige ich in eine Biene, werde ohnmächtig und träume vom schlimmsten Moment in meinem Leben. Dann kommen diese Fangirls und wir müssen mitten in der Nacht in den Wald fliehen. Dann ist meine Kette weg. Und jetzt stehe ich hier, erfriere fast und hab keine Ahnung, wo ich bin.
Langsam rutschte ich am Baum herunter, bis ich auf dem Boden saß. Ich schlang meine Arme um meine Beine.
Toll. Und jetzt?
Ich sah in den Himmel. Ein paar Sterne funkelten mir entgegen. Ich lächelte traurig. In der Stadt sah man keinen einzigen Stern. Die künstlichen Lichter verdrängten das Schöne am Himmel.
Harry hat mir mal erzählt, dass er, wenn er alt war, auf's Land ziehen wolle. Nur um die Sterne besser sehen zu können.
Harry.
Ich dachte an seine Worte, als er nach einer Woche wieder mit mir geredet hatte.
Du hast also nicht mehr erwartet?
Doch.
Hatte ich.
Vielleicht.
Ich weiß es nicht.
Aber was war mit ihm? Warum hatte er so lange nicht mit mir gesprochen? Nur weil ich ihn so angeschnauzt hatte? Das machte ich jeden Tag. Und was sollte überhaupt diese Frage?
Ich seufzte leise.
So viele Fragen.
Und auf keine einzige hatte ich eine Antwort.

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