Geburtstagsüberraschungen

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*Liam POV*

Tja, das war mal wieder einer dieser „What. The. Fuck."-Momente.
Wir standen erstarrt in der Tür und gegenüber von uns zwei ältere Frauen, von denen eine 'ne Torte hochhielt, ein Opa, ein kleiner Junge und ein Mädchen in unserem Alter. Keiner sagte was. Wir guckten uns nur perplex an.
Die Frau mit der Torte regte sich als erstes wieder. Vorwurfsvoll drehte sie sich zu dem Mädchen um.
„Jenna, ich hab dir gesagt, du sollst keine Gäste einladen! Und schon gar keine Jungs! Dein Vater kriegt 'nen Anfall wenn er das sieht!"
Jenna verschränkte beleidigt die Arme.
„Ich hab die nicht eingeladen. Ich kenn die nicht mal"
Der kleine Junge starrte währenddessen sabbernd zu Zayn. Der guckte leicht panisch und versuchte sich hinter Louis zu verstecken.
„Ähm...", machte ich.
Okay, Punkt 1: Gott sei Dank, diese Typen kannten uns anscheinend nicht.
Punkt 2: Wie sollten wir ihnen jetzt die Situation erklären?
„Also, ich glaube, wir sind hier falsch. Tut uns Leid, wenn wir sie... gestört haben", meinte ich und wollte die Türe wieder zuziehen.
Aber der Opa winkte ab.
„Ach, wo ihr schon mal hier seid, könnt ihr gleich bleiben" Er lächelte uns freundlich an.
Niall nahm ihn beim Wort, drängte sich an mir vorbei und ging auf den Opa zu.
„Nett sie kennenzulernen. Ich bin Niall", schüttelte er dem Mann die Hand.
„Steve. Du bist ein Ire, was? Hört man sofort raus"
Niall wurde rot vor Stolz. Schließlich war ihm seine Nationalität sehr wichtig.
Na, da hatten sich zwei gesucht und gefunden.
Jetzt kam Leben in die Frau ohne Kuchen.
Sie kam auf uns zu und nahm gleichmal Louis in Beschlag.
„Ich bin Caroline. Die Dame da mit dem Kuchen ist Sarah, das Mädchen Jenna, der ältere Herr da drüben Steve und der kleine Mann, der deinen Freund so anstarrt, ist Tobi. Wie kommt ihr denn in so eine verlassene Gegend? Habt ihr euch etwa verlaufen? Wir haben hier ein Telefon, wollt ihr jemanden anrufen?"
Louis war vollkommen erschlagen von dem Wortschwall und schwieg verwirrt. Deshalb kam ich ihm zu Hilfe.
„Nein, wir haben uns nicht verlaufen. Wir zelten hier in der Nähe, aber... uns wurde es zu kalt. Deshalb haben wir nach einem Unterschlupf gesucht", erzählte ich die halbe Wahrheit.
„Das sind Niall, Louis und Zayn. Und ich bin Liam. Eigentlich sind wir zu sechst, aber Flora und Harry sollten bald nachkommen"
Jenna sah uns interessiert an.
„Was seit ihr denn für Freaken, dass ihr hier im Wald zeltet?", wollte sie wissen.
„Wir sind abenteuerlustige Freaken", antwortete ich und betonte das letzte Wort.
Jenna grinste nur.
Sarah kratzte sich nachdenklich am Kopf.
„Tja, dann herzlich Willkommen in unserer kleinen Hütte. Falls ihr euch fragt, ob wir hier wohnen: Nein, tun wir nicht. Aber mein Mann war jahrelang Jäger und das ist seine alte Jagdhütte. Er hat heute Geburtstag, und wir wollten ihn hier überraschen. Ach, du meine Güte! Vielleicht ist er schon hier! Los, alle Lichter aus! Und dann versteckt ihr euch!"
Im nächsten Moment zerrte uns Sarah hinter eine alte Couch und knipste das Licht aus. Ich saß etwas ungemütlich zwischen Niall und Caroline.
Da hörte ich wie die Tür aufging, das Licht ging an und wie auf Kommando schnellten wir alle in die Höhe und brüllten:
„ÜBERRASCHUNG!"
„Was zum...?!", hörte ich eine Stimme, die mir ziemlich bekannt vor kam.
Flo stand neben Harry und rieb sich die Augen. Curly zwinkerte ein paar Mal und sah uns verwirrt an.
„Was'n hier los?", fragte er.
„HARRY! Du lebst!", brüllte Louis und sprang auf den Lockenkopf, der beinahe umflog.
„Tja, also das sind die zwei, die noch gefehlt haben", erklärte ich der irritierten Sarah. Flo runzelte die Stirn, ging aber auf Sarah zu und reichte ihr höflich die Hand.
„Hey. Ich bin Flora, aber sie können mich Flo nennen, und der Pavian da hinten, der von dem tollwütigen Streifenhörnchen vergewaltigt wird, ist Harry"
Sarah schüttelte Flo völlig überfordert die Hand.
„Sarah"
„Schön dich kennenzulernen, Sarah. Und wer bist du?", wandte sich Flo an Tobi, der sie groß ansah.
„Das ist mein kleiner Bruder, Tobi", meldete sich Jenna zu Wort. Sie kam langsam auf Flo zu und sah sie mit zusammengekniffenen Augen an. „Und ich bin Jenna. Der da hinten ist mein Opa, Steve, und das ist meine Tante, Caroline"
„Freut mich, Jenna", versuchte Flo möglichst nett zu klingen. Aber ich kannte sie gut genug und wusste, dass sie sich zusammenreisen musste, um Jenna nicht anzuknurren.
Die beiden Mädchen sahen sich fest in die Augen, bis Jenna sich abwandte, um Harry zu mustern.
„Ok, ok! Wir müssen uns jetzt leider zum dritten Mal verstecken", wuselte eine aufgeregte Sarah um uns herum.
„Das geht langsam ins Kreuz! Ich bin auch nicht mehr der Jüngste und das Bücken macht mir zu schaffen", murrte Steve.
„Nur noch einmal, Dad!", kam es von Caroline.
Ich zog eine überforderte Flo mit mir, während Jenna Harry in Beschlag nahm.
Wir versteckten uns wieder alle hinter dem Sofa und Sarah knipste das Licht aus.
„Liam, was ist hier los?", flüsterte Flo.
„Der Vater von Jenna hat Geburtstag und seine Familie will ihn überraschen", versuchte ich ihr die Situation so gut es ging zu erklären.
Flo fragte nicht weiter nach.
Eine halbe Ewigkeit verging und als ich schließlich überlegte, ob Jennas Vater überhaupt noch kommen würde, hörte ich plötzlich, wie sich die Tür öffnete.
Ich sprang mit den Anderen auf und da ich Flo wie gesagt kannte und wusste, dass sie sich weigern würde, sich so zum Affen zu machen, zerrte ich sie mit hoch.
„ÜBERRASCHUNG!"
Das Licht ging an und ich guckte in die Augen eines älteren Mannes, der uns völlig entsetzt anstarrte.
„Alles Gute zum Geburtstag, mein Schatzt", überfiel ihn Sarah und streckte ihm den mittlerweile leicht ramponierten Kuchen hin.
„Den hab ich selbst gebacken! Und danach die Küche geputzt"
Sarah kriegte sich vor Freude gar nicht mehr ein, während ihr Mann aussah, als würde er am Liebsten alle Anwesenden rausschmeißen.
„Naaaa, freust du dich? Haben wir dich überrascht?"
„Ich hasse Überraschungen", knurrte ihr Mann.
„Das heißt, du hast uns nicht erwartet?"
„Das ist meine Hütte! Und ich habe euch nicht erlaubt hier zu sein! Und schon gar nicht, mich so zu erschrecken!", zeterte er. „Und überhaupt! Wer sind denn bitte diese Witzfiguren da?"
Er deutete auf uns.
„Ich glaube, wir haben ihn überrascht", meinte Sarah zu uns.
Wir sahen sie zweifelnd an.
„Also, Hasi, das sind Louis, Niall, Flo, Liam, Harry und Zayn. Die Ärmsten zelten hier draußen und ihnen war kalt. Deswegen sind sie zu uns gekommen"
Sarahs Mann musterte uns feindselig.
„Ach, jetzt schau doch nicht so! Jungs – und Flo -, das ist mein Mann, Luke. Er wird heute 56 Jahre alt"
„Dann herzlichen Glückwunsch!", machte ich einen Schritt auf ihn zu und wollte ihm die Hand schütteln.
Keine Reaktion von Luke.
Ok, dann nicht.
„Also, ich würde sagen, wir schneiden jetzt mal den Kuchen an. Sonst fällt er noch ganz in sich zusammen", meinte Sarah und wühlte in einer Schublade nach einem Messer.

Fünf Minuten später saßen wir alle mehr oder weniger zufrieden an einem großen Tisch und futterten unseren Kuchen. Auch Luke hatte nach dem ersten Bissen anscheinend beschlossen, etwas freundlicher zu sein und plauderte mit Steve. Sarah unterhielt sich angeregt mit Caroline und Zayn über Fashion, Louis alberte mit Niall herum und ich konnte die Beiden gerade noch davon abhalten, eine Tortenschlacht anzuzetteln, Jenna flirtete mit Harry und Harry mit Jenna (Was Flo mit einem kritischen Blick beobachtete) und ich schaute gedankenverloren aus dem Fenster. Tobi saß neben mir und stocherte in seinem Kuchen herum.
„Hast du keinen Hunger?", fragte ich ihn.
„Doch"
„Und warum isst du dann nichts?"
„Weil"
Tja, dass nenn ich mal eine gute Konversation.
Ich zuckte mit den Schultern.
„Hey, Liam. Was machen die Zwei da?", hörte ich Flo neben mir flüstern.
„Hmm? Wer?"
„Na, Harry und Jenna"
„Sie reden?"
„Quatsch! Das ist mehr als reden!"
Flo sah mich empört an.
„Gut, dann ist es halt mehr als reden"
Mann, dieser Kuchen schmeckt echt gut!
„LIAM!"
„WAS?!"
„Jetzt hör mir mal zu!"
„Tu ich doch!"
„Nein, tust du nicht!"
Ich stöhnte genervt auf.
„Alter, Flo, was ist dein Problem? Harry und Jenna reden, sie verstehen sich gut und ja, vielleicht flirten sie auch ein bisschen! Aber was kümmert's dich? Du wünscht Curly doch sowieso jeden Tag die Pest an den Hals"
„Aber... Ach, egal"
Flo beugte sich wieder über ihren Teller.
Ich schüttelte nur den Kopf.
„Was hast du?", fragte Tobi Flo.
Sie schaute auf.
„Nichts. Ist schon ok"
„Ich will aber wissen, was du hast!"
„Es ist alles gut, klar?"
„Nein!"
„Doch!"
Tobi sah sie mit zitternder Unterlippe an. Flo seufzte.
„Ich hab... Hunger. Das ist alles. Weißt du, wenn Frauen Unterzucker haben, dann ist das manchmal ziemlich gefährlich für Andere"
„Allerdings", murmelte ich.
Flo warf mir einen wütenden Blick zu.
„Und wenn Liam noch mal was sagt, dann werfe ich höchstpersönlich sämtliche Löffel nach ihm!"
Ich grinste, während Tobi nichts kapierte.

Irgendwann – es musste schon ziemlich spät sein – stand Sarah auf und streckte sich genüsslich.
„Ich würde sagen, wir legen uns jetzt alle schlafen. Oh, ihr könnt für diese Nacht übrigens gerne hier bleiben. Wir legen dann einfach ein paar Kissen und Decken auf den Teppich hier in der Stube, dann solltet ihr es recht bequem haben"
Ich war ziemlich dankbar für diese Nachricht, und kurze Zeit später lag ich zwischen Louis und Zayn auf dem weichsten Teppich, den man sich vorstellen konnte.
Sarah wünschte uns noch eine Gute Nacht, dann löschte sie das Licht und verschwand in einem der anderen Zimmer. Alles war ruhig. Nur noch das leise Knacksen des Feuers im Kamin durchbrach ab und zu die Stille.
Ich deckte mich bis zur Nasenspitze zu und seufzte leise.
Campingurlaub hin oder her, ich freute mich verdammt nochmal auf mein Bett.
Das leise Schnarchen von Louis und das gleichmäßige Atmen von Zayn begleiteten mich in den Schlaf.




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