~Kapitel 16~

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Lyannas Welt stand Kopf. Eine geheime Romanze hinter geschlossenen Türen war eine Sache, aber ein Kind, das war eine völlig Andere. Geschockt rupfe sie ihr Stück Pergament in kleine Fetzen und warf diese ins Feuer. Ihre Gedanken wirbelten durch ihren Kopf und trafen aufeinander. Die unterschiedlichsten Visionen erschienen in ihrem Hirn. Sie sah einen kleinen, braunhaarigen Jungen durch Winterfell jagen, mit seltsamen, violetten Augen. Neben ihm lief ein noch kleineres Mädchen. Obwohl sie erst wenige Jahre als war, strahlten ihre Haare schneeweiß. In einiger Entfernung folgte ihnen beiden ein hochgewachsener Mann, mit den gleichen Augen und Haare wie die beiden Kinder. „Rhaerys! Hör auf deine Schwester zu ärgern! Wenn eure Mutter das wüsste!" Haare raufend lief er den beiden Kindern hinterher. Sie rannte Rhaegar nach, direkt in die Große Halle von Winterfell hinein. Doch dort änderte sich die Vision. Die beiden Kinder sowie Rhaegar waren verschwunden, doch Lyanna hatte plötzlich einen deutlich sichtbar geschwollenen Bauch. Auf dem Hohen Stuhl, der schon zur Zeit der Könige des Nordens in Winterfell stand, saß ihr Hoher Vater, die Miene wütend verzerrt. In ihren Adern gefror das Blut zu Eis.

Sie versuchte ihren Bauch zu verstecken, doch das war bei seiner Größe sinnlos. Also schritt sie näher an ihren Vater heran. Kaum stand sie vor ihm, holte dieser aus und Lyanna spürte eine gellende Ohrfeige auf ihrer Wange. Sie fiel nach vorne und fing sich mit ausgestreckten Armen ab. „Du Hure!" hörte sie den Schrei ihres Vaters. Wieder spürte sie die Hand auf ihrer Wange und ihr Kopf wurde zurückgeschleudert. „Du beschmutzt die Ehre unserer Familie! Du warst verlobt! Du hättest alles haben können! Doch du hast dich einem, aus Inzest hervorgehenden, Targaryen hingegeben!" „Ich hab es nicht mit Absicht getan!" schluchzte Lyanna. Heiße Tränen liefen über ihre Wangen. Sofort bekam sie eine weitere Ohrfeige. Lyanna schüttelte den Kopf und vertrieb die düsteren Gedanken. Sie setzte sich aufs Bett und zog die Knie an. Langsam wiegte sie sich nach vorn und zurück. Lyanna blieb den gesamten Tag in ihrem Bett liegen und grübelte über ihr kleines Problem nach. Am Abend entzündete sie eine Kerze und nahm sich Pergament und Tinte. Sie atmete tief durch und griff zur Feder.

Rhaegar, schrieb sie

wir haben ein Problem. Ich trage dein Kind in mir. Du wirst den Plan, mich von hier zu holen, schneller umsetzen müssen. Bitte beeil dich, ich werde es nicht ewig geheim halten können.

Nun trat sie näher an den Spiegel heran und spiegelte die Nachricht. Lyanna warf die originale Nachricht ins Feuer und begab sich in Maester Luwins Schreibstube. Sie gab Acht, nicht wieder vom Maester erwischt zu werden. Der schwarze Rabe flatterte gerade aus dem Fenster als Lyanna das Klappern der Maesterkette hörte. Schnell huschte sie unter den Tisch und versteckte sich. Sie hörte den Maester seufzen und hielt den Atem an, um nicht gehört zu werden. Lyanna saß eine gefühlte Ewigkeit unter dem Tisch, bis der Maester sich erhob, um die Raben zu füttern. Schnell huschte sie zur Tür hinaus. Sie rannte in ihr Zimmer und legte sich zu Bett. Obwohl ihr Kopf voller unterschiedlichster Fragen war, glitt sie in einen traumlosen Schlaf.



Das Lied von Eis und Feuer-die Geschichte der Lyanna StarkWo Geschichten leben. Entdecke jetzt