Kapitel 16

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-Isaacs Sicht-

Wie konnte ich sie nur anschreien? Mir tat es sofort leid. Wie sie sich so im Bad eingeschlossen hatte... da wusste ich, dass es an der Zeit war ihr mein Geheimnis anzuvertrauen. Ich würde sie dorthin bringen.

"Amelia... Kleine, mach die Tür auf. Es tut mir leid, dass ich dich angeschrien habe.", sagte ich und kurz darauf wurde mir die Tür geöffnet. "Komm mit. Ich zeig dir was."

Ich nahm sie an der Hand und zog sie nach draußen. Ich war mir sicher, dass ich es ihr zeigen konnte. Ich vertraute ihr.

Zusammen gingen wir ein Stück weit in den Wald, bis wir an der Lichtung ankamen. Wie immer, wenn ich hier war, konnte ich die Stimmen hören, wie sie leise und unverständlich flüsterten.

Ich fragte Amelia, ob sie es hören konnte, jedoch wusste sie nicht was ich meinte.

"Die Schatten, sie flüstern.", gab ich ihr als Antwort. Sie schien es zu bemerken, denn nach einigen Sekunden antwortete sie.

"Was ist das für ein Ort?" Sollte ich es ihr sagen? Würde sie mir überhaupt glauben? Würde sie bleiben, wenn ich es ihr sagen würde?

Ich sagte erst, dass sie vielleicht das Weite suchen wollen würde, doch sie wollte es wissen und gab sofort nach, als ich in ihr schönes Gesicht sah.

"Es ist der Ort der verlorenen Seelen. Gruselig, oder?" Es war tatsächlich etwas gruselig, doch mir gefiel es hier. Hier fühlte ich mich wohl.

Ihr schien der Ort nichts zu sagen. Als sie nachfragte, erklärte ich es ihr. Wie ich vermutet hatte, war es kein Fehler, ihr es zu zeigen. Sie fand diesen Ort wunderbar, dass konnte ich ihn ihrem Gesicht ablesen. Sie war tatsächlich die einzige, die davon wusste und das sagte ich ihr auch.

"Und wieso zeigst du es dann mir?", fragte sie mich. Weil ich sie liebe. Doch das konnte ich ihr nicht sagen.

"Weil ich dir vertraue. Du bist keine notgeile Bitch wie Rachel. Du bist anders. Zwar bist du anstrengend, aufmüpfig und ziemlich frech, aber trotzdem mag ich dich irgendwie.", antwortete ich stattdessen.

Rachel war tatsächlich eine notgeile Bitch. Ich fragte mich immer noch, warum ich mit ihr zusammen war. Solche Gefühle, wie ich sie für Amelia hegte, hatte ich für Rachel nie.

Als Amelia schließlich zu gab, dass es für sie wichtig war, was ich über sie denke, gestand ich ihr dasselbe. Ich wollte unbedingt wissen, ob sie mich mochte.

"Du bist anstrengend, großkotzig und hast Stimmungsschwankungen. Aber ich mag dich.", antwortete sie. Ich konnte nicht anders, mir stahl es ein Lächeln in mein Gesicht. Sie mochte mich.

Ich hätte sie in dem Moment am liebsten geküsst, doch es ging nicht. Nicht, bevor das mit Luke vorbei war. Auch wenn sie nicht mit ihm zusammen sein wollte war ich trotzdem nicht der Typ dafür, die Freundin eines andern zu küssen. Wäre ich doch vorhin schneller gewesen...

Ich konnte nicht aufhören mir darüber Gedanken zu machen. Was wäre, wenn wir uns tatsächlich geküsst hätten? Hätte sie überhaupt erwidert? Sie sagte sie mag mich, doch mochte sie mich auf die Weise, wie ich sie mochte?

Als wir zurück zum Wohnheim liefen, blieb ich nochmal stehen, ehe wir den Wald gänzlich verließen.

"Amelia, bitte pass auf dich auf. Damit meine ich, dass du dich vor diesem Luke in Acht nimmst, bitte. Ich bin zwar mit in deinem Zimmer, aber wenn ich mal im Bad bin oder so... ich will nicht, dass dir etwas passiert.", sagte ich zu ihr.

Sie lächelte. "Ich werde es versuchen."

-Amelias Sicht-

Am Montagmorgen kam mir das Wochenende so unwirklich vor. Die Lichtung, die mir Isaac gezeigt hatte, war wirklich wunderschön. Ich hatte ihm auch sozusagen gesagt, dass ich ihm möchte. Und er hatte gesagt, dass er mich mochte. Er mochte mich. Ich konnte es immer noch nicht fassen.

SchattengeflüsterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt