Prolog

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Es ist dunkel und nur wenig Mondlicht sickert durch die dichten Baumkronen des Waldes auf die kleine Lichtung zwischen Dornenbüschen und alten Bäumen. Im Gebüsch blitzt ein Paar grüne Augen auf und ein großer Wolf tritt leise hervor. Sein weiß-graues Fell liegt geschmeidig an seinem muskulösen Körper. Langsam dreht er seinen großen Kopf hin und her und wittert. Am anderen Ende der kleinen Lichtung rascheln ein paar Farne und der Wolf spannt seine Muskeln an und knurrt bedrohlich. Eine braune Schnauze taucht zwischen zwei Farnen auf und schnuppert. Danach schiebt sich vorsichtig ein brauner Wolf aus den Farnen und richtet seine gelben Augen auf den anderen der sich erleichtert entspannt. Der braune tappt zu dem Grauen und murmelt mit tiefer, rauer Stimme: ,,Sei mir gegrüßt."

,,Mel!" Die Stimme kommt von weit her. ,,Mel!" Ich weiß das ich aufstehen muss aber ich will weiter schlafen. Weiter träumen. Ich will wissen was mit den Wölfen passiert. ,,Mel!" Die Stimme scheint näher gekommen zu sein. Ich höre ein dumpfes Pochen. Es kommt von meiner Zimmertür. Seufzend öffne ich die Augen und sehe helles Licht durch meine mit Blumen bestickten Vorhänge fallen. Schnell halte ich meine Hand schützend vor die Augen und setze mich auf. ,,Mel, es gibt Frühstück." Ruft meine Mutter genervt von draußen und rüttelt an der Tür die ich jeden Abend abschließe damit mein kleiner Bruder nicht kommt. ,,Ja, ich komme." Müde reibe ich mir die Augen und schwinge meine Beine über die Bettkante meines geliebten Bettes. Schnell lege ich meine rosa Schäfchen Decke zusammen, schüttle das Kissen aus und stolpere eilig zu meinem Sachenschrank. Hastig reiße ich die Tür auf und durchwühle die Sachenhaufen. Schließlich halte ich ein Schwarzen Hoodie mit 'love me' Aufdruck und eine Jeans in den Händen und schließe ungelenk die Tür auf. Dann tappe ich zum Bad und will die Tür aufreißen. War klar. Mein Bruder sitzt auf dem Klo und ließt einen seiner Comics. ,,Lukas! Mach auf!" Wütend hämmere ich an die Tür. ,,Ja gleich." Höre ich ihn gedämpft sagen. ,,Nicht gleich, jetzt!" Rufe ich. Drinnen ertönt ein Poltern und ein genervter Lukas stapft mit einem 'Batman' Comic aus dem Bad. Schnell reiße ich ihm den Comic aus der Hand und halte ihn triumphierend in die Höhe. Er versucht ihn mir wegzunehmen und mault: ,,Das ist unfair!" Ich schmeiße das Heft in den Mülleimer der neben dem Bad steht, werfe meine langen braunen Haare über die Schulter, stolziere ins Bad und knalle die Tür zu. Ich höre ihn fluchen, drehe den Schlüssel im Schloss mit einem 'Klick' um und lege meine Sachen neben das Waschbecken auf die Handtuchablage. Schnell kämme ich meine Haare und ziehe den blauen, langärmligen Schlafanzug aus, schmeiße ihn in die Ecke und springe unter die Dusche. Ich greife nach dem Wasserhahn und drehe ihn auf. ,,Lukas!" Brülle ich wütend und bringe mich schnell vor dem eiskalten Wasser in Sicherheit. Eilig stelle ich das Wasser heiß und dusche mich.

Ich poltere die Treppe hinunter in unsere Küche die sich im Untergeschoss befindet, setze mich auf meinen Stuhl und warte bis mein Bruder erscheint, da meine Mutter Wert darauf legt das alle gemeinsam essen. Mein Vater ist oft auf Geschäftsreise und da wir ziemlich abgeschnitten von den anderen Menschen in einem riesigen Wald leben bleibt er auch schon mal länger weg. Ungeduldig spiele ich mit dem Besteck und schaue zur Treppe. Endlich kommt mein Bruder. ,,Na endlich!" Rufe ich und stopfe mir eine Minisalami in den Mund. Meine Mutter schüttelt seufzend den Kopf und wendet sich ihrem Eisbergsalat zu. Rasend schnell schlinge ich mein Essen hinunter und springe auf. ,,Ich geh raus!" Rufe ich mit vollem Mund, werfe mir meine Jacke über die Schulter und marschiere raus. Ich laufe zu unserem einsturzgefährdeten Schuppen, fische meinen Schlüssel aus der Jackentasche und schließe auf. Mühevoll schiebe ich die große schwere Tür auf und verschnaufe kurz bevor ich mein Mountan-Bike das ich zu meinem 14. Geburtstag bekommen habe von Spinnweben befreie und rausschiebe. Ich schnappe mir ein Tuch, wische Staub und Schmutz ab und verschließe den Schuppen. Bevor ich losfahre schlüpfe ich noch in meine Jacke. Lächelnd mustere ich das Rad und denke an meinen Vater wie er immer mit mir gespielt hat im Wald. Keiner kennt das Gebiet hinter unserem Gartenzaun so gut wie er. Ich schwinge mich auf das Mountain-Bike und fahre zum Gartentor. Kurz schaue ich mich um. Das weiße Haus in dem wir wohnen ist riesig, besitzt zwei Stockwerke und der Garten breitet sich über 400 Quadratmeter aus. Die großen Fenster lassen so viel Licht in das Haus das wir kaum Lampen brauchen. Der Balkon im ersten Obergeschoss geht rings um das gesamte Haus und bietet einen tollen Ausblick auf die Berge in der Ferne und die endlosen Baumwipfel, ein grünes Meer. Ich drehe mich weg und entriegle das Tor. Leicht trete ich in dir Pedalen und rolle hinaus. Mit einem kräftigen Tritt stoße ich das Tor zu und fahre in den Wald. Tief beuge ich mich über den Lenker und gebe Gas. Ich habe das schon sooft gemacht das ich kaum noch Angst habe über Wurzeln zu fahren und zu stürzen. Wie der Wind rase ich auf einen Huckel zu und beuge mich noch tiefer. In dem Moment in dem ich abhebe schließe ich die Augen und genieße das Gefühl frei zu sein und zu fliegen. Der Aufprall holt mich zurück in die Realität und ich öffne meine Augen widerstrebend. Vor mir sehe ich schon mein Ziel. Der Mariensee. Ich bremse ein wenig ab und bleibe schließlich in einer Sandwolke stehen. Eilig springe ich ab und klappe den Fahrradständer aus. Langsam schlendere ich zum See ziehe meine Nikes aus und wate in das klare Wasser. Als das Wasser bis zu meinen Knöcheln reicht stecke ich die Hände in die Hosentaschen und wende mein Gesicht der Sonne zu. Ich schließe meine Augen und genieße die angenehme Wärme auf meinem Gesicht und das Spiel des Windes mit meinen Haaren. Langsam drehe ich meinen Kopf zum See und betrachte mein Spiegelbild. Zwischen einen Haarschleier lächelt mich mein rundes Gesicht mit den grünen Augen an. Ich lächle zurück und berühre mit der Fingerspitze leicht die Wasseroberfläche. Das Gesicht wird verzerrt und grinst mich irgendwie an. Ich richte mich auf und schaue mich um. Langsam gehe ich begleitet von kleinen Wellen zurück zum Ufer. Im Gebüsch bewegt sich etwas und ich bleibe stehen. Ein grünes Augenpaar schaut mich an. Ich schaue zurück und bleibe wie angewurzelt stehen. Verträumt verliere ich mich in der Tiefe dieser Augen und bin außerstande mich zu bewegen. Das Wesen wendet sich ab und verschwindet lautlos in der Tiefe des Waldes. Ich will rufen: ,,Warte!" aber mein Körper reagiert nicht und ich stehe einfach still da und schaue dem Wesen schweigend hinterher. Langsam blinzle ich. Verwirrt schüttle ich den Kopf. Quälend langsam ziehe ich meine Schuhe an. Unsicher gehe ich zu meinem Mountain-Bike und steige auf. Prüfend schaue ich mich nochmal um und stoße mich in dem weichen Sand ab und fahre auf den Trampelpfad der zurück zu unserem Haus führt. Auf dieser Fahrt verzichte ich auf Schnelligkeit und umfahre Huckel über die ich sonst mit Freude springe. Nach gefühlten Stunden komme ich zuhause an und stelle mein Mountain-Bike in den Schuppen. Gedankenverloren trotte ich zur Wohnungstür und schließe auf. Schnell ziehe ich mich aus und laufe durch den langen Flur mit Wänden voller Bilder. Ich ignoriere meine Mutter die gerade in der Küche arbeitet und arbeite mich die Treppe hinauf. Ich umrunde meinen Bruder der mir gerade entgegen kommt und gehe in mein Zimmer. Ich drücke die Tür zu und setze mich langsam auf mein Bett. Dieser Moment als diese Augen mich angeschaut haben geht mir nicht aus dem Kopf. Was war das?

Love an AlphaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt