Weiße Augen

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Totenstille. Ich kann den Kies, mit jedem Schritt den ich mache, unter meinen Füßen hören.

Es ist eine kalte Nacht und ich weiß es ist sehr gefährlich hier draußen. Niemals sollte ich nachts mein Haus verlassen. Unter gar keinen Umständen!

Aber jetzt musste ich eine Ausnahme machen. Mein Haus war nicht mehr sicher, denn eine dieser Kreaturen hatte meine Wand beschädigt.

Für diesen Fall hätte ich mich besser vorbereiten sollen, aber daran hatte ich nicht gedacht. Also musste ich jetzt mitten in der Nacht in den Wald gehen, wo es tausende von diesen Wesen geben könnte und ich musste die möglichen Gefahren auf mich nehmen, nur weil ich vorhin nicht vorsichtig genug war und jetzt Materialien für die Reparatur der Wand besorgen musste.

Die Axt, die ich bei mir trug, hätte ich im Notfall auch als Waffe benutzen können. Doch leider bin ich kein sehr geschickter Kämpfer mit der Axt. Vor allem bin ich mir nicht sicher, ob ein Axthieb diese Kreaturen überhaupt aufhalten kann. Mit Glück würde ich aber keiner von diesen Gestalten begegnen. Immerhin war der Weg bis zum Waldrand gut beleuchtet und abgeriegelt, das heißt, dass ich nur in dem Zeitraum, in dem ich mich im Wald befand, überhaupt angreifbar war.

Plötzlich hörte ich ein lautes Geräusch. Es klang wie ein Schrei, aber kein menschlicher. Vielleicht war es doch mehr wie ein Brüllen ...

Das Geräusch ist schwer zu beschreiben, denn ich kenne nichts was vergleichbar klingt. Aber es war nicht das erste mal, dass ich es hörte. Eigentlich hörte ich es recht häufig, vor allem Nachts, aber auch tagsüber, wenn ich Höhlen erkundete.

Man meint, jemand würde sich an so etwas gewöhnen, doch dem war nicht so. Auch diesmal fuhr es mir kalt den Rücken runter, genau wie bei dem ersten Mal, als ich diesen Schrei gehört hatte. Ich schaute mich panisch um. Es schien aus weiter Ferne zu kommen, doch war trotzdem unglaublich laut. Egal was es war, was dieses Geräusch von sich gab, ich wollte es nie zu Gesicht bekommen.

Meine Angst, die ich hier draußen sowieso schon hatte, wurde noch schlimmer. Ich erhöhte mein Tempo.

Als ich am Waldrand ankam, bot sich mir ein unheimlicher Anblick.

Totale Finsternis.

Ich schaute nochmal den Weg zurück. Zu meinem Haus waren es etwa 100 Meter. Falls etwas passieren sollte, würde ich einfach so schnell ich konnte zurück rennen.

Eine Weile lang, blieb ich regungslos am Waldrand stehen und richtete meine Blicke auf meinen Schatten, der durch das Flackern der Fackeln hinter mir, den Anschein machte, dass er lebendig sei.

Erst das "Piepen" einer vorbeifliegenden Fledermaus, das mich kurz zusammenzucken ließ, befreite mich aus meiner Starre.

Noch ein letztes Mal schaute ich mich um, blickte hinaus auf das weite Meer, das selbst fast so schwarz war wie der Himmel, richtete dann meine Blicke zu den Bergen. Ich konnte in der Ferne die Umrisse von einigen dieser Wesen erkennen, aber sie waren weit genug weg.

Dann schaute ich wieder in den Wald hinein und machte meinen ersten Schritt.

Da ich die meisten Bäume am Rand schon gefällt hatte, musste ich etwas tiefer in den Wald hinein, als mir lieb war.

Mit angespannten Muskeln und ständigem Umschauen, ging ich mit leisen Schritten Stück für Stück tiefer in den Wald hinein, bis es wieder Bäume gab.

Ich stellte mich direkt vor eine Eiche, prüfte nochmal die Umgebung und setzte dann zum ersten Schlag an. Der Gedanke, dass mich etwas beim Hacken hören könnte, veranlagte mich dazu, mich nach jedem Schlag nochmal um zu sehen. Als ich den Stamm schon halb durch hatte, ertönte wieder dieser Schrei und ich fuhr zusammen. Panisch schaute ich mich um. Dieses Mal kam mir der Schrei nicht so fern vor.

Da erblickte ich plötzlich einen Schatten.

Zuerst war ich mir nicht sicher, aber nachdem ich meine Augen zusammengekniffen hatte und mich auf die Stelle konzentrierte, konnte ich zweifellos den Umriss eines Menschen erkennen. Aber das konnte nicht sein! Ich war doch alleine auf dieser Insel gestrandet. Hier gab es doch gar keine andere Menschen!

Mir kam das ganze sehr seltsam vor, doch der Gedanke, dass es hier noch andere Menschen auf der Insel geben konnte, hielt mich davon ab sofort wegzurennen.

Plötzlich setzte sich die Gestalt in Bewegung. Sie kam direkt auf mich zu.

"Hey!", rief ich, "Hallo?"

Keine Reaktion ihrerseits, sie lief einfach weiter, direkt auf mich zu. Ich traute mich nicht mich zu rühren. Sah einfach nur zu, wie diese Person auf mich zukam. Inzwischen konnte ich schon eindeutig erkennen, dass es ein Mensch war. Nur etwas war seltsam an ihm.

Seine Augen. Da waren keine, sonder nur weiß. Einfach nur weiß!

Doch ich war weiterhin erstarrt, konnte mich nicht bewegen.

Da blieb sie einfach stehen, etwa 20 Meter vor mir. Kurze Zeit war nichts.

Dann ertönte es plötzlich.

Dieses Ding, von dem ich eben noch dachte, dass es ein Mensch war, öffnete seinen Mund und stosste den mir bekannten Schrei aus. Mein Herz fing an in der Brust zu stechen.

Ich rannte los, einfach nur weg von diesem etwas, ohne nachzudenken in welche Richtung ich lief. Mehrmals schaute ich nach hinten, es stand immer noch da, rührte sich nicht. Ich rannte um mein Leben. Weiter, immer weiter. Die anderen Kreaturen waren mir im Moment völlig egal. Sie waren nichts im Vergleich zu dem Ding.

Unerwartet gab der Boden unter mir auf einmal Nach.

Ich stürzte in ein etwa zwei Meter tiefes loch, das kaum breiter war als ich selbst. Mich zu bewegen fiel mir schwer, aber dennoch versuchte ich an der harten Wand zu kratzen, um mich vielleicht frei zu graben. Meine Atmung war schnell und laut, doch sie stoppte, als sich plötzlich Schritte näherten.

Aus meinen Augen flossen Tränen.

Die Schritte wurde immer lauter.

Ich schaute nach oben. Meine Sicht war verschwommen. Mit meinen Händen voller Erde, versuchte ich die Tränen wegzuwischen. Vergebens.

Dann erkannte ich auf einmal die beiden weißen Augen, die zu mir hinunter blickten.

"Wer bist du?", schrie ich verzweifelt, "Was willst du von mir?"

Das Wesen bewahrte Schweigen, wendete sich dann ab vom Loch in dem ich festsaß.

"Was passiert jetzt?", fragte ich mich.

Doch die Antwort kam kurz darauf von oben.

Schippe für Schippe begrub mich das Ding mit Sand. Das Loch füllte sich.

Ich weinte weiter: "Hör auf! Geh weg!"

Der Sand kam weiterhin.

Bald schon war auch mein Brustkorb vollständig bedeckt. Das Atmen viel mir schwer. Mit jedem Atemzug, drückte der Sand mehr auf meinen Oberkörper. Schließlich war dann auch mein Kopf komplett bedeckt.

Meine Augen brannten. Der Sand drang mir in alle Öffnungen.

Am Schluss noch ein letztes Ringen nach Luft.

Alles war jetzt schwarz und meinen Körper spürte ich nicht mehr.


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