Kapitel 3

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So dringend mochte ich eigentlich garnicht zum Arzt, das war immer so viel Aufwand. Vielleicht gehe ich ja doch nicht. Irgendwann würde die Wunde schon wieder verheilen. Um ehrlich zu sein, mein Arzt machte mir ein bisschen Angst, der sah echt gruselig aus. Das sagte gerade ich mit meinen roten Augen, irgendwie ironisch.
Auf jeden Fall wollte ich Morgen zuhause bleiben, denn ein bisschen erschöpft war ich schon und es hat mir auch einen ganz schönen Schrecken eingejagt, dass es solche Geschöpfe aus den Horrorfilmen auch in Wirklichkeit gab.
Wenn ich daran dachte, dass ich jetzt vielleicht nicht mehr am Leben wäre, schnürt mir die Kehle zu. Nie wieder meine Freunde sehen, nie wieder mit Jack reden können, das wäre der blanke Horror.
Es war immer noch mitten in der Nacht und ich konnte nicht wieder einschlafen, obwohl ich eigentlich tot müde war. Um mich etwas zu beruhigen, setzte ich mich vor das Keyboard, dass ich letztes Jahr zu Weihnachten bekommen hatte und spielte eins meiner Lieblings Lieder:"El Condor Pasa" von Simon und Garfunkel. Das ließ mich wieder etwas ruhiger werden. Als ich mich diesmal in mein Bett legte, schlief ich sofort ein. Ich träumte von schwarzer Leere, in der ich ganz alleine war und in weiter ferne stand ein Ungeheuer, ich rannte vor ihm weg, doch ich kam nicht von der Stelle, bis das Ungeheuer direkt vor mir stand. Es holte mit einer Klaue aus und... Verschwitzt wachte ich auf. Draußen war es anscheinend schon hell und ich hatte wohl vergessen die vorhänge zuzuziehen, also blinzelte ich ein paar mal um meine Augen an das helle Licht zu gewöhnen. Was hatte ich gerade geträumt? Ich hatte auf jeden Fall etwas geträumt, aber ich konnte mich nicht mehr daran erinnern was. Naja ist jetzt auch egal.

Damit sich niemand in der Schule Sorgen machte, schrieb ich an Diana, das ich heute nicht zur Schule kommen würde. Um mich ein bisschen abzulenken von meiner Müdigkeit, obwohl ich ja eigentlich lange geschlafen hatte, scrollen ich den Chat mit Diana nach oben zu der Stelle, an der ich mit ihr darüber nachgedacht hatte, ob ich in Jack verliebt war. Als ich seinen Namen las, bekam ich ein sanftes, angenehmes Kribbeln im Bauch. Ob er sich wohl sorgen um mich machte? Ach was das war doch Blödsinn, warum sollte er. Ein lautes Knurren riss mich aus meinen Gedanken, was war dass den? Im ersten Moment dachte ich an ein Monster, aber dann als ich es nochmal hörte merkte ich das es mein Bauch war. Erst jetzt viel mir auf, dass ich starken Hunger hatte, also ging ich zum Kühlschrank und guckte was ich so da hatte. Nicht mehr viel.
Schnell zog ich mir eine bequeme Jogging Hose an und eine Strickjacke drüber, um mir schnell beim Bäcker um die Ecke etwas zu holen.
Fünf Minuten später war ich auch schon wieder zuhause und saß am Küchentisch. Ich wollte gerade im mein Fleischwurst Brötchen beißen, als mein Handy klingelte. Ich hatte eine Nachricht bekommen, von Jack:"Alles in Ordnung mit dir, du bist ja garnicht in der Schule. Bist du krank? :O " schnell schrieb ich zurück:"alles gut, kannst du mir vielleicht nach der Schule sagen, was wir aufbekommen haben :* "
"Klar mach ich :* "
"Ok Danke, ich glaube das ich aber morgen wieder zur Schule kommen kann :) "
"Gott sei dank, dann kann es ja nicht so schlimm sein :D "
"Ja und danke nochmal für deine Hilfe mit den Hausaufgaben :3 "
"Kein Problem ;) "
Damit war das Gespräch dann beendet. Ich grinste und biss in mein Brötchen, er hatte sich wohl doch sorgen gemacht. Irgendwie machte mich das glücklich, dass er an mich dachte. Als ich aufgegessen hatte, bekam ich wieder Nachrichten, es waren Finja, Peanut, Varus und Max, auch sie fragten ob es mir gut ginge, ich versicherte ihnen, dass es nichts schlimmes sei und ich morgen auf jeden Fall wieder mit in die Schule kommen würde. Daraufhin waren alle erleichtert. Jetzt fühlte ich mich etwas schlecht, dass ich Varus nicht geschrieben hatte, als er am Freitag, letzte Woche krank war... Jetzt war es ja eh zu spät und sein normales Verhalten am Montag deutete darauf hin, dass er mir nicht böse deswegen war.
Und schon war ich wieder hundemüde, also wieder ins Bett. Ein klingeln an der Tür weckte mich. Sicher waren es die anderen, denn mit einem Blick auf die Uhr stellte ich fest, dass die Schule schon vorbei war. Immer noch in Jogging Hose und Strickjacke machte ich die Tür auf. Aber entgegen meiner Erwartungen blickte ich nicht zu Finja und Peanut sondern zu Jack. Das war jetzt peinlich, ich sah bestimmt schrecklich aus, trotzdem versuchte ich locker zu bleiben und sagte:"Hey was machst du denn hier, komm rein"
"Sicher das das in Ordnung ist, wenn ich reinkomme, vielleicht willst du ja auch lieber alleine sein oder so?" Er gucke ein bisschen besorgt "nein, ist schon in Ordnung komm ruhig rein." Also trat er ein "also warum bist du hier?" An dieser Stelle wurde er leicht rot "ich wollte dir doch die Hausaufgaben vorbeibringen, es ist nur ein Blatt für Chemie, aber ich dachte es wäre vielleicht besser wenn ich es dir direkt gebe, damit du die Hausaufgaben bis Morgen auf jeden Fall hast." Gott er war so Fürsorglich. Wie setzten uns zusammen an den Tisch im Wohnzimmer und er erklärte mir was man auf dem Chemie Blatt machen musste. Irgendwann schweiften wir dann ab und lachten über Lehrer und ihre verschiedenen Unterrichtsmethoden. Da waren sie wieder diese Schmetterlinge in meinem Bauch. Als wir beide aufgehört hatten zu lachen, betrachtete ich ihn genauer von der Seite und mein Blick blieb an seinen wundervollen grünen Augen hängen. Anfangs merkte er das noch nicht, weil er wieder in das erklären des Chemieblattes vertieft war, dann schaute er kurz zu mir rüber und unsere Blicke trafen sich. Wow diese Augen... In diesen Leuten Sekunden fühlte es sich so an als würde die Welt stehen bleiben. Wir kamen uns mit unseren Gesichtern immer näher und dann, ganz plötzlich, klingelte es an der Tür. Wir beide hatten uns so erschreckt, dass wir auseinander gesprungen waren. Das ausgerechnet jetzt die Tür Klingel musste. Nur widerwillig öffnete ich sie und diesmal waren es wirklich Finja und Peanut, die mich mit besorgten Blicken musterten. Wir begrüßten uns mit Umarmungen und ich führte sie ins Wohnzimmer zu Jack. Als sie ihn sahen stutzten sie kurz, blickten schnell zu mir, was soviel hieß wie 'das musst du uns später noch erklären'. Ich grinste, verdrehte die Augen und setzte mich dann zu den anderen Dreien aufs Sofa. Wir redeten noch ein bisschen über die Schule, bis sich Jack verabschiedete und ich mit ihm zur Tür ging, dort umarmten wir uns zum abschied kurz, was wieder ein Kribbeln verursachte. Und dann war er auch schon weg. Diana würde ich das was heute passiert war auf jeden Fall erzählen, aber bei den anderen war ich mir nicht so sicher. Na das konnte ja was werden.

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