Die ganze Woche bekam ich keine Nachricht von Loic. Ich selbst wusste nicht, ob ich ihm schreiben sollte. Oder eher was. Wer weiss, vielleicht ging es ihm ähnlich. Also verbrachte ich die Zeit mit sehnsüchtigem Warten auf das Wochenende. Jeden Tag musste ich an Loic denken, und an meine Gefühle für ihn. Ob er auch an mich dachte? Schnell schlug ich es mir aus dem Kopf. Mach dir nicht zu viele Hoffnungen... Das hatte ihr mir selbst geschworen.
"Marie, weißt du vielleicht die Antwort auf meine Frage?"
Erschrocken hob ich meinen Kopf und starrte meine Lehrerin an. Sie stand vor meinem Tisch in der zweiten Reihe. "Könnten Sie bitte die Frage wiederholen? Ich bin nicht so richtig mitgekommen.", sagte ich, um mich aus meiner offensichtlichen Tagträumerei rauszureden."Wenn du nur einmal aufpassen würdest, wären deine Noten auch besser dran.", sagte meine Lehrerin schnippisch und ging zurück zum Lehrertisch.
"Wie lautet die Hauptstadt von Ägypten?", wiederholte sie die Frage etwas entspannter.
"Kairo.", antwortete ich.Nachdem ich die letzte Unterrichtsstunde dieser Woche überstanden hatte, machte ich mich zu Fuß auf den Weg nach Hause. Nun war das Konzert nur noch einen Tag entfernt. Ich fühlte mich so aufgeregt wie nie zuvor. Nun trennte mich nur mehr eine Nacht vom nächsten Wiedersehen mit Loic. Was wird wohl passieren? Plötzlich hörte ich den Klingelton eines Handys. Meins! Schnell nahm ich es aus der Hosentasche.
Loïc ruft an, zeigte der Bildschirm.
Ich erstarrte und blieb mitten am Gehweg stehen. Warum ruft er mich an? Scheiße... Soll ich abheben? Entscheide dich lieber schnell, bevor er auflegt. Ich drückte auf Anruf empfangen."Hallo Loic.", sagte ich fast stotternd, hielt mein Handy nervös ans Ohr und ging weiter.
"Hi Marie. Ich wollte dich noch einmal ein paar Sachen wegen morgen fragen. Also, es kann sein, dass ich dir eventuell die Karte nicht mehr vor dem Konzert geben kann. Ich muss vier Stunde früher dort sein als die Zuschauer.", sagte Loic.
"Oh. Mit der Post geht es sich auch nicht mehr aus...", sagte ich etwas enttäuscht.
"Mein Vorschlag wäre, dass du entweder genauso früh kommst oder ich bring sie dir persönlich nach Hause."
Der letzte Satz versetzte mich in gemischte Gefühle: Angst und Vorfreude. Hier sollte man mal erwähnen, dass ich ängstlich auf neue und spontane Situationen reagiere. Und die Vorfreude lässt sich durch meinen kribbelnen Bauch erklären.
"Ähmm... Was wäre dir denn lieber?", fragte ich zögernd.
"Naja, ich will ja nicht, dass du nur wegen einer Karte unnütze vier Stunden warten musst, also würde ich auch zu dir fahren. Ist ja nicht so weit weg. Außer du möchtest das nicht."
"Doch!", platzte ich heraus. "Ich hab eigentlich nichts dagegen, solange ich dich nirgends aufhalte..."
"Eigentlich habe ich für morgen nichts mehr vorzubereiten. Wann kann ich denn vorbeikommen?"
Huch. Er kommt wirklich! Zu mir! Unglaublich.
"Ich bin gerade noch am Heimweg. In zwei Stunden vielleicht?"
"Gut. Schickst du mir deine Adresse?", fragte Loic.
"Klar. Vielen Dank, dass du extra wegen der Karte kommst."
"Für dich mach ich das doch gern. Bye, bis in zwei Stunden."
Für mich? Soll das eine Anspielung sein oder verstehe ich einfach alles falsch?
"Tschüss, Loic.", rief ich noch und legte auf. Schnell schickte ich ihm noch meine Adresse, bevor ich's noch vergesse.
Grinsend ging ich durch den Vorgarten zu dem Haus meiner Eltern. Als ich die Tür öffnete und eintrat, sah ich meine Mutter, wie sie gerade in der Küche unser Abendessen zubereitete.
"Du siehst heute aber gut gelaunt aus.", meinte meine Mutter und musste grinsen. Die Vorfreude auf Loic war mir wohl ins Gesicht geschrieben.

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Fan or lover? Deutsch
RandomEin belgisches Mädchen trifft Loïc Nottet bei seinem Konzert und bekommt etwas persönliches von ihm...