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•Tinis Sicht •
"Wieso tust du mir das an?" Meine Stimme war lediglich ein Hauchen und meine Stimme schwand mit jeder Silbe immer weiter. ,,Tini ,bitte ich kann das erklären" Verzweifelt zog er seine Hose hoch und drehte mich mit traurigen Augen zu mir .,,Du kannst rein gar nichts erklären " Nur ein Flüstern drang aus meiner Kehle und meine Augen versperten mir, durch den Tränenschleier, die Sicht.

Hintergang, Gedemütigt und Verletzt, genau das beschrieb meine Gefühle in diesem Moment. Wie konnte ich denke wir wären glücklich gewesen. Wie konnte ich denken er wäre glücklich gewesen. In unseren eigenen vier Wänden, die wir vor gerade einmal fünf Monaten bezogen hatten. Ein Leben, dass wir uns beide immer gewünscht hatten, zumindest dachte ich das. Zumindest schenkte ich auch dem Ring an meinem Finger den Glauben.

Mein Mund war trocken und mein Atem ging stockweise. Dieses Bild. Wie er über dieser Frau lag. Ihr Körper lediglich von Spitze bedeckt und Jorge, wie er gerade seine Hose langsam abstrich.

Meine Füße standen auf den Treppenstufen, als ich Rückwärts kehrt machte. Sein Gesichtsausdruck, so unschuldig. Wut, Zorn und Verzweiflung, etwas anderes war da nicht. Mit zitternder Miene machte ich kehrt, wollte die Treppe schnell hinunter gehen um aus diesem Augenblick zu fliehen.

,,Nein, das... das hier ist ein Missverständnis!" Seine Stimme war nervös und unbeholfen, so glaubhaft, so schmerzhaft. Erneut verließ meine Kehle ein Schluchzen bevor meine Beine automatisch wie eine Irre mich nach unten führten, in Richtung der Tür.

Seine Schritte waren nicht zu überhöre, wie er mir nach lief. ,,Ich... hör mich zu bitte... unser Kind-" Jorges Stimme war nur ein Flüstern hinter mir. Das Schluchzen in seiner Stimme war dabei nicht zu überhören. Wie ein trotziges Kind krallte ich meine Hände auf meine Ohre. Keine Entschuldigung der Welt, nicht ein Wort sollte mehr aus seinem dreckigen Mund kommen, mit dem er hinter meinem Rücken irgendwelche Frauen verführt.

Nur wenige Schritte trennten mich und die Tür, doch Jorge erwischte mich an der Schulter und hielt mich fest. Mit aller Kraft wandte ich mich unter seiner Berührung, sie machte alles nur noch unerträglicher. ,, Gib mir zwei Minuten um mich zu erklären," flehend versuchte er meine Aufmerksamkeit zu ergattern, die jedoch nur für kurze Zeit seine war.

,, Lass mich verdammt nochmal los! Ich will nichts hören von alle dem! Rein gar nichts! Verstanden!? Du bist nämlich das letzte, sowohl für mich als auch für dein Kind!" Ein Beben begleitete meine gebrochene Stimme mit letzter Kraft, bevor alle Dämme endgültig brachen.,, Tini -", versuchte Jorge es erneut. Tränen standen ihm in den Augen, doch ich wollte nichts von alle dem sehen. Nichts. ,, Lass mich endlich los! " flehte ich um mich endlich von all dem Leid zu lösen. Tränen der Verzweiflung und Wut gleiteten über meine Wangen und hinterließen ihre Spuren.

Endlich konnte ich mich losreißen und stieß die Liebe meines Lebens von mir. Energisch packte meine Finger den Diamantring am Finger, bevor der Ring mit voller Wucht gegen seiner Brust flog. Aufgelöst stürmten meine Füße aus der Haustür um endlich verschwinden zu können.

Und genau das tat ich. Jorge rief noch ein paar mal meinen Namen in die Nacht, jedoch machte ich keinen Halt. Mir Egal was die Nachbar dachte, mir egal was irgendwer dachte.

Die Straßen und Gassen der Nacht verschluckten mich und meine Tränen versunken in ihrer Dunkelheit, als wäre es das normalste der Welt. Die Ruhe ließ mich endlich wieder atmen, atmen um endlich wieder Luft zu bekommen. Mein Hals fühlte sich an wie ein Stück Schleifpapier. Jeder Schluck tat weh, mehr als das, es kratzte. Mein Körper glühte förmlich von all der Wut, von all der Enttäuschung.

Wie dumm konnte ich sein? Wieso tat er sowas? Ich dachte wir waren glücklich, glücklich in unserer kleinen Welt.

Hätte ich Auffälligkeiten bemerken müssen? Arbeitete er deswegen so lange zur Zeit? Kopfschüttelnd versuchte ich mich zu beruhigen und all diese Fragen aus meinem Kopf zu schlagen.

Doch als mein Blick die Wölbung meines Bauches traf, zuckte etwas in mir. Es zog unwahrscheinlich in der Gegend meines Herzens. Kein Kind hatte so einen Vater verdient. Ein Arschloch.

Automatisch begab ich mich in die Obhut meiner Besten Freundinnen, die noch immer bei unserem Treffpunkt verweilten, an dem wir uns vor wenigen Stunden getroffen hatten. Der Abend versprach soviel und Endete in solch einer Tragödie.

Ich weiß nicht ob ich mich selbst dafür verfluchen sollte schon so früh nach Hause gegangen zu sein. Doch letztendlich ist es besser so, die Wahrheit ist gesprochen... auch wenn sie brennt wie Salz in einer Wunde.

Meine Finger verweilten eine Weile auf der Klingel von meiner besten Freundin Mercedes. Ein Lachen ertönte hinter der Tür und zwei Gestalten begegneten mir.

Doch die lachenden Gesichter verstummten innerhalb von Sekunden, als sie mein verzweifeltes Etwas vor der Tür empfingen. ,, Tini..."

Und als ich dachte, es seien schon alle Dämme gebrochen, kam wirklich alles aus mir. Schluchzend stürzte ich mich in die Arme von Candelaria und Mercedes die mich ohne weiter zu fragen ausgiebige umarmten.

Keine Ahnung wann sie die Tür geschlossen hatten, oder wann ich auf der Couch, bei den anderen Mädels gelandet bin. Alles wirkte wie in Watte verpackt. Unscharf, unreal, anders. Meine Tränen waren noch immer nicht verklungen, doch mein Schluchzen war verschwunden.

Eine halbe Stunde musste ich mindestens auf dieser Couch gesessen haben ohne ein Wort über die Lippen zu bringen. Doch als Mechi liebevoll ihre Hand auf meine Schultern legte, brach die Realität über mich ein wie ein Sturm. ,, Was ist passiert?" So vorsichtig wie möglich versuchte Mechi ein Wort aus mir heraus zu bekommen. Kurz hob sich mein Blick, überflog meine Freundinnen, bevor ich in das meiner besten Freundin sah.

,, Jorge... er hat mich be-betrogen" Die  Worte hatten einen Bitteren Beigeschmack, den ich nicht runter schlucken konnte. Mein Atem ging wieder schneller, er war das einzige was den Raum mit lauten füllte.

,, Bitte was?!" Cande rang sich als erste aus der Starre und Blickte mich so mitfühlend an, das sich alles in mir zusammen zog. Mit einem steifen, schwachen Nicken bestätigt ich nochmal meine Aussage.

Die Mädels blickten mich einfach an, bevor Mechi mich in eine feste Umarmung zog. Zum erstenmal fühlte ich Halt, Wärme und Zuneigung. Das Tränenmeer wurde nicht weniger, es wurden mehr. Es wurde noch unerträglicher als es schon war.

,, Was soll ich nur machen? Ich bin ganz allein... wie konnte ich so dumm sein? Nur so dumm sein... ich dachte er liebt mich... " Nuschelte ich in die Schulter von Mechi, mit schmerzerfülltem  Worten.

,, Gib dir nicht die Schuld Tini, dich trifft keine ehrlich," Claras sanfte Stimme drang durch als das Schluchzen zu mir durch. Warum muss ausgerechnet mir sowas passieren!?

Nach weiteren Stunden des Schweigens, brachte Mechi mich in ihr Gästezimmer. Wir saßen im Bett, gemeinsam wie wir es immer taten, wenn etwas nicht so lief, wie es laufen sollte. Stumm spendete sie mir Trost und versprach mir, dass ich erst einmal bei ihr und ihrem Freund Xabi wohnen zu können.

Wir sprachen kaum, wir waren einfach da. Sie war einfach da. Die anderen Mädels waren währenddessen unten. Ich hatte die Party zerstört, doch jede einzelne versicherte mir, das sei wichtiger.

Mein Blick wanderte zu dem von Mercedes, die auch ganz blass war. ,, Es tut mir so leid für euch, Tini," flüsterte sie nur immer wieder. Dabei strichen ihre Fingerspitzen über meine Hand. Auf sie konnte ich immer zählen, das wurde mir jetzt nochmal bewusst. Doch ich brauchte einmal Raum für mich, für mein Baby.

,, Bist du mir böse, wenn ich kurz Zeit für mich haben will?" Ihre Augen blickten mich verdutzt an, ehe sie den Kopf schüttelte und mich noch einmal fest an sich zog. ,, Niemals Tinita," Langsam löste sich ihr Griff, bevor sie sich aus dem Bett wiegt und Richtung Tür bewegt.

,,Danke" Auf ihren Lippen liegt ein Lächeln, welches mich mit Wärme erfüllt. ,, Immer gerne meine Süße," Flüsterte Mercedes, bevor sie das Zimmer entgültig verließ und mich mit der Stille und Dunkelheit allein ließ.

Meine Aufmerksamkeit richtete sich an meine Wölbung, die nun schon ein wenig zu sehen war. Die Bewegung in ihr fühlte sich an wie etwas schützendes, etwas das ich niemals verlieren wollte. Etwas das ich brauchte um mich zu beruhigen. Mit neuen Tränen wanderten meine Fingerkuppen über meinen Bauch, bevor ich mir unter Tränen versprach etwas gegen diese Situation zu tun.

Für mich und für meine Tochter.

Happyend?Ja Klar ! Er Happy ,Ich Am Ende!(Jortini)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt