Diese unendliche Stille...

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Heey

Das ist jetzt die Geschichte mit Open End und im Laufe der Woche lade ich noch das positive Ende der Geschichte hoch.

Aber jetzt: Viel Spaß!!!!

LG :)


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Ich bin im Urlaub, in einem wunderschönen Familienurlaub. Wir haben uns ein Haus direkt an einem wunderschönen Fluss gemietet. Jeden Tag fahre ich ein bisschen mit einem kleinen Boot auf dem wunderschönen Fluss. Mein ganzer Tagesinhalt besteht darin, Boot zu fahren und am Abend, wenn es dunkel wird, wieder nach Hause zu gehen. Ich finde es hier einfach perfekt, vielleicht auch weil mein normales Leben nicht immer so schön ist. Ich habe hier den ganzen Tag die Natur um mich, so viele verschiedene Tiere, Vogelgezwitscher und natürlich das Rauschen des Wassers.

Eines Tages gehe ich wie jeden Morgen wieder zum Bootschuppen, um mein Boot herauszuholen. Ich lasse es sanft auf das Wasser gleiten, binde es fest und mache mich auf den Weg, um die Paddel zu holen, dann setzte ich mich hinein und binde es los. Ich nehme die Paddel in die Hand und rudere los. Es kam ein bisschen Wind auf - alles war perfekt, es war irgendwie anders wie an all den anderen Tagen, obwohl ich genau das tue, wie immer. Ich fühlte mich irgendwie frei, grenzenlos, irgendwie unbeschreiblich gut. Ich fühlte mich so, wie ich mich schon immer fühlen würde. Rundum glücklich.

Ich fahre einfach immer weiter, der Fluss ist so lang. Ich fahre so weit, wie ich noch nie war.

Meine Mutter hatte mich noch vor den gefährlichen Strömungen gewarnt, ich hätte ihr wohl zuhören sollen, aber ich hatte einfach keinen Nerv dazu. Ich erinnerte mich nur noch an ein paar Worte, es war irgendetwas mit "Regen", "Strömungen" und "sehr gefährlich, pass auf!". Tja, was man nicht alles so im Nachhinein bereut.

Aber zunächst Mal ist es mir auch völlig egal, was sie gesagt hat, da es nicht regnet und alles perfekt ist....und weil ich gerade glücklich bin, endlich mal, glücklich.


Doch plötzlich ziehen dunkle Wolken auf, ich realisiere, dass es gleich regnen wird und es sieht es ehrlich gesagt nicht danach aus, als wäre es nur ein Nieselregen. Ich versuche mit aller Kraft in Richtung Ufer zu rudern, aber ich komme irgendwie nicht vom Fleck... Irgendetwas zieht mich mit einer unglaublichen Kraft und Brutalität immer weiter in die Mitte des Flusses.

Ich weiß, dass es der schlechteste Zeitpunkt ist um sich Vorwürfe zu machen, aber genau das tue ich gerade: "Hätte ich doch nur auf meine Mutter gehört, hätte ich doch nur aufgepasst wo ich hin fahre, vielleicht wäre ich dann nicht in so eine dumme Strömung geraten.".

Schreckliche Gedanken gehen mir durch meinen Kopf: "Ich bin viel zu jung zum Sterben. Ich kann doch meine Familie und Freunde nicht alleine lassen. Ich hatte mich kurz davor noch mit meiner Mutter gestritten, ich werde ihr nie sagen können, dass es mir leid tut. Ich kann all denen, die mir lieb sind, nicht mehr sagen, wie wichtig sie mir wirklich sind, wie viel sie mir bedeuten und wie sehr ich sie alle liebe." Mir schießen die Tränen in die Augen und ich fange an, unkontrollierbar zu zittern. Doch im nächsten Augenblick beschließe ich, dass ich nicht kampflos aus dem Leben gehen will und werde, ich will kämpfen, ich will leben, ich will verdammt nochmal leben!!

Ich weiß aber auch, dass an diesem Fluss keine Menschenseele vorbei kommt, das heißt ich bin alleine. Alleine gegen eine stärkere Macht. Trotzdem versuche ich zu schreien, aber mein Mund ist vor Angst wie verschlossen, ich bekomme keinen Ton heraus. Endlich sehe ich ein, dass es keinen Zweck hat, ich rudere schneller, immer schneller, langsam kann ich nicht mehr. Meine Arme fühlen sich an wie Gummi, doch ich weiß, dass ich nicht aufgeben darf, obwohl ich nicht mehr kann. Mein Gehirn weiß, dass ich kämpfen muss, aber mein Körper kann nicht mehr. Verzweifelt bemerke ich, dass ich noch keinen Millimeter weiter nach vorne gekommen bin.

Zu spät bemerke ich das Loch in meinem Boot, mir ist klar, dass ich nicht gleichzeitig rudern und das Wasser aus dem Boot schöpfen kann. Mit vor Angst geweiteten Augen sehe ich das Wasser nur so aus dem Leck hinaus sprudeln.


Ich spüre, wie mein Boot sinkt.

Ich spüre, wie ich sinke.

Ich spüre, das Wasser, dass sich in meine Klamotten saugt.

Ich spüre die Kälte, die meinen Körper einzunehmen scheint.


Dann fühle ich nichts mehr, außer Angst, Todesangst. Das Boot geht unter, doch ich bleibe einfach sitzen, ich bin vor Schreck wie gelähmt. Ich will lieber ruhig sterben, als wild um mich schlagend.


Von Weitem sehe ich meine Eltern und mein Bruder, allen voran meine Mutter, ich bin erleichtert, sie hat mir verziehen, sie liebt mich, meine Familie liebt mich. Sie rennen den Hang hinunter, fuchteln mit den Händen und rufen irgendetwas, was ich nicht verstehen kann. Der Sturm trägt ihr Wort weg, wie Sandkörner im Wind.

Dann sehe und höre ich nichts mehr, das Wasser umschließt meinen Körper, ich fühle mich irgendwie sicher und geborgen. Am Anfang habe ich noch versucht mich zu wehren, doch jetzt habe ich es begriffen - es hilft nichts. Die Natur ist zu stark und mächtig, wenn sie irgendetwas will, dann bekommt sie es auch.

Der Fluss ist sehr, sehr tief und ich sinke immer weiter und weiter und weiter, ich sehe nur noch dunkelblau vor mir, es ist wunderschön. Ich fühle mich irgendwie ganz, so vollkommen. Dann überfällt mich doch noch diese Angst. Aber egal was jetzt auch passiert, ich war einmal in meinem Leben so richtig glücklich und das ist die Hauptsache.


Ich weiß nicht mehr wo oben und unten ist.

Wenn ich jetzt versuchen würde an die Oberfläche zu gelangen, wüsste ich nicht, in welche Richtung ich schwimmen muss.

Ich spüre, wie mir langsam die Luft ausgeht.

Ich habe den Drang nach Luft zu schnappen.

Doch dann realisiere ich, dass ich unter Wasser bin.

Ich brauche Sauerstoff.

Ich habe keinen Sauerstoff.

Mein Leben läuft an mir vorbei, mein kleines, armseliges Leben, keine Freunde, keine Freude, kein Selbstvertrauen, kein Lachen, immer alleine, immer einsam...

Und dann wird alles in mir so ruhig, wie meine Umgebung, ruhig, zu ruhig.

Ich fühle nichts mehr, nur noch diese unendliche Stille...








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