1.Teil

54 6 6
                                    

Es war 12 Uhr  mittags,  als ich nach fünf Stunden Fußmarsch in meinem heimischen Black Forest ankam. Meine Mutter Clementine und eine bekannte Geschichten-erzählerin (meine Oma) und ich lebten in einer einsamen, kalten Hütte im Black Forest. Heute musste ich zuerst Blaubeeren pflücken, dann in der Burg die Schuhe unseres Großen Ritters Gerhard putzen. Er war gemein und knöpfte uns Bauern jeden einzigen Pfennig ab. Wir mussten für ihn arbeiten und somit auch Schuhe und Rüstungen putzen.

Doch eines war mir in der Burg  schon vor drei Monaten aufgefallen: Ein Bild mit einem Bär! Okay, es hört sich nicht irgendwie komisch an, doch ein Teil seines dicken weißen Fells war abgerissen. Das war nicht das einzige komische, denn seine Haut war golden und auf der Haut war Schrift. Dicke, schwarze Handschrift. Zuhause erzählte ich dies dann meiner Oma und hoffte, sie würde eine Geschichte dazu erfinden. Doch es war anders als gedacht, sie guckte nur verdutzt und antwortete darauf: " Venus, du hast doch nicht im Ernst dieses Bild in der Kammer des Großen Ritter Gerhards gesehen, oder? Und wie bist du überhaupt dort hinein gekommen? " Auf einmal wurde ich ganz hibbelig, "was ist Omi, komm schon, erzähl bitte." Doch sie verneinte : "Ein andermal Kleine. Schlaf jetzt, morgen ist dein Geburtstag. " Schlafen konnte ich noch lange nicht,  ich dachte über die Worte meiner Oma nach,  es war komisch,  ich hatte ein bisschen Angst, aber ich wusste, dass ich keine Angst zu haben brauchte. Oma war da, es war unser kleines Geheimnis! Zum Glück habe ich ja keine Geschwister, sie hätten bestimmt nur genervt, dachte ich. Inzwischen begann es zu regnen. Morgen mache ich weiter! Ja klar,  ich schlug meine Faust in meine Hand,  morgen, ganz sicher. Ich schlief beruhigt ein und träumte von meinem Geburtstag.

Doch mitten in der Nacht wachte ich auf, mein Herz klopfte, eine Eule kreischte. Ich zog mir meine Sachen an, plötzlich dachte ich wieder an den Bären! Ein Schauer lief mir über den Rücken. Trotzdem ging ich raus, ich musste! Der Mond schien, ich sah eine Gestalt! Für eine Sekunde dachte ich, mein Herz blieb stehen. Die Gestalt heulte, es war eindeutig: Ein Wolf! Ich konnte ihn nicht ansehen, ich musste weiter, es war noch ein großes Stück bis zur Burg.

Endlich kam ich an, ich machte die große, eiserne Tür auf. Niemand war da! Es wirkte wie ausgestorben. Ich ging den Flur entlang, zu Ritter Gehrhards Kammer. Die Tür stand offen, auf seinem Schreibtisch lag ein Zettel, auf dem stand: Freitag. der 13., siebter Tag auf Schloss Kleinenhof! Ich wusste sofort, dass es nicht die Schrift des Ritters war. Die Seite stammte aus einem Tagebuch, sicher, aber die Schrift kam mir bekannt vor! Opa hat so geschrieben! " A... aber das kann doch nicht sein. Opa hat Ausflüge gehasst. " Ich ging drei Schritte weg und da sah ich doch tatsächlich auf dem Bärenbild ein Rezept eines Zaubertrankes. Schnell nahm ich das Rezept und die Seite des Tagebuchs, ich wusste, dass es einen Zusammenhang geben musste. "Morgen früh untersuche ich es. Ja!" rief ich laut und selbstbewusst. Natürlich hatte ich damit die ganze Burg aufgeweckt ich machte mich nur noch aus dem Staub und zwar schnellstens.

Erschöpft und müde kam ich endlich um fünf Uhr morgens zuhause an. Ich legte alles unter mein Kissen und ging ins Bett. Ich schlief direkt ein! Tief und fest. Ich hoffte die Zeit würde stehen bleiben, nur ein bisschen, ich wollte unbedingt noch gaaanz lange schlafen. Ungestört und fest!

Venus und die Höhle des GrauensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt