Teil 4

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Heute wachte ich endlich mal am Morgen auf. Nur leider nicht so, dass man es genießen kann. Lilly sprang auf meinem Bett herum, und sagte immer wieder das wir jetzt zu Doktor Perfektissimo gehen müssen. Ich hielt ihr ihren Mund zu, da Oma und Mama gerade in mein Zimmer kamen und mir mitteilten, dass vor 15 Minuten ein Mann mit einem weißen Bart vor der Tür stand und sagte, dass bitte in 18 Minuten die neuen Zauberschüler vor meiner Wohnung stehen sollen. Mama stemmte die Hände in die Hüfte und schaute mich mit ihrem " Kannst du mir das jetzt bitte mal sofort erklären" Blick an. Ich murmelte ein wenig müde: " Ähmmmm ..."Lilly boxte mich in die Seite und sagte lieber selber mit ihrer "Bitte glaub mir, meine beste Mami" Stimme: " Wir kennen den Mann nicht, oder, Veni?" Wo hat sie denn, bitte schön, diesen total blöden Spitznamen her?!? Aber ich stimmte Lilly trotzdem zu und zog mich an. "Wir sammeln Pilze, Mama, sind so in ner Stunde zurück" sagte ich und schlug die Tür zu.

Als wir endlich in der Höhle angekommen waren, empfing uns der Doktor fröhlich und meinte, wir sollten direkt anfangen. Er führte mich und Lilly zu einer großen Lichtung mitten im Wald. Er machte komische Bewegungen mit den Händen und auf einmal steckten mindestens 100 Pfeile in einem Baumstamm. Ich stellte mir vor, wie es sein würde, wenn ich dass auch könnte. Der Doktor brachte uns die Bewegung bei. Bei Lilly kamen Feuerpfeile aus ihren Händen und bei mir schossen Eiskugeln heraus.Wir probierten so viel aus und sahen, was wir nur mit unseren Händen machen könnten. Jetzt sollten wir einen Kampf machen. Ich lehnte mich an einen Baum und war sehr zuversichtlich zu gewinnen, schließlich war ich viel älter als meine Schwester. Es ging los. Ich stampfte mit meinem Fuß auf dem Boden und alles wurde eisig und rutschig. Lilly fiel auf den Boden und kreiste ihre Hände. Ein riesiger Tornado stieg auf und riss den Baum mit sich. Ausgerechnet den, an den ich mich gelehnt hatte! Sofort stand ich wieder auf und tat so als wär gar nichts passiert.

Nach einer halben Stunde, als ich gerade Lilly in einen Eisklotz verwandelte, rief der Doktor "Stopp". Wir gingen wieder in seine Höhle und er zeigte mir, wie ich Lilly wieder in einen ganz normalen Menschen verwandeln konnte. Ich unterdrückte ein Lachen, da Lilly so aussah, als wäre sie ein Pinguin. Stattdessen sagte ich: "Ja danke, was machen wir jetzt?" Er antwortete: " Wirst du gleich selber schmecken!" Wir gingen an seinen Schreibtisch, da wo Lilly gestern das Buch gesehen hat: Es war alt, dick und braun. Ich dachte mir nur: "Ich hoffe, er hat nicht gemeint, dass wir jetzt dieses Ding da essen sollen!" Mussten wir auch nicht. Er hielt uns einen Regenbogen farbenden Muffin hin. Ich probierte ihn und bekam den größten Stromschlag meines Lebens. Ich hörte wie Lilly ein kleines "Au" Geräusch ausstieß. Und ihre Haare standen in allen Himmelsrichtungen ab. Spöttisch sagte ich: "Oh, Lilly, ich wusste gar nicht, dass du einen Afro hast!" Darauf reagierte sie aber nicht sehr nett, sie sah so aus, als würde sie gleich platzen! Aber ich sah auch nicht viel besser aus. Der Doktor erklärte uns, dass das ein Regenbogenkuchen ist und wir ihn für unsere Reise brauchen werden, er löst magische Funktionen aus: Stromschläge, Zeit stoppen, Gedächnisverlust und Bauchschmerzen. "Und wofür brauchen wir dann unsere neuen Kräfte?" fragte ich. "Das werdet ihr noch sehen, meine Lieben. Ihr werdet drei Muffins von mir bekommen und ihr dürft sie nur im Notfall einsetzen." Als wir nach Hause gingen, traten plötzlich Zweifel in meinem Kopf auf - was ist wenn wir nie mehr nach Hause kommen oder wenn wir... Mein Kloß im Hals wurde immer dicker und ich versuchte vergeblich in zu verschlucken, ich wollte auf gar keinen Fall vor meiner kleinen Schwester weinen, ich doch nicht!

Als wir zu Hause ankamen, legte ich mich sofort ins Bett. Lilly schlief auch sofort ein. Ich konnte noch nicht einschlafen, ich hatte zu viel Angst, doch nach einer Weile schlief ich doch ein. Ich hatte einer Albtraum: Lilly und ich waren in einer feuerroten Höhle, ich sah Opa in einer Ecke sitzen und stürmte auf ihn zu. Doch zwischen uns war ein Abgrund, ich fiel hinein und fühlte schon die heiße Lava unter mir! Plötzlich saß ich aufrecht in meinem Bett, schweißgebadet. Alles war normal, ich hörte Lilly in einem gleichmäßigen Rhythmus atmen. Und dann bin ich, glaub ich, eingeschlafen.

Der Morgen war für mich und Lilly bedrückend, heute war der Tag an dem wir reisen sollten und ich wollte Oma eine kleine Lügengeschichte erzählen, aber sie kannte mich zu gut, ich musste ihr die wahre Geschichte stotternd erzählen und erwartete ein Oma-Schimpfen von ihr. Sie nickte aber nur: "Okay meine Große, ich werde deine Mutter beruhigen", sagte sie ernst.
Wir waren auf dem Weg zum Doktor, der uns den geheimen Trank aus dem Tagebuch von Ritter Gerhard geben wollte. Der Doktor wartete schon ungeduldig mit drei kleinen Flaschen in der Hand. Neben ihm stand ein hübsches Mädchen, mit langen blonden Haaren und blauen, geschminkten Augen. "Wer ist das?", fragte Lilly mit ihrer leisen Stimme. "Das ist Stella, meine Nichte, sie wird euch begleiten und helfen", sagte der Doktor und lachte. "Hey", sagte Stella und holte ihr Handy raus und tippte mit ihren langen, pinken Fingernägeln darauf herum.

Ernster sagte der Doktor: "Nehmt bitte die Flüssigkeit ein!" Wir drei tranken sie und schlagartig wurde es schwarz um uns herum. Mir kamen tausend Fragen auf: Hatte der verrückte Doktor das Falsche zusammen gemixt? Doch plötzlich sah ich feine Sonnenstrahlen - sofort schlug ich die Augen auf. Ich stand an einer Küste und die anderen beiden neben mir. Auf einmal hörte ich einen spitzen Schrei: "Ahhh, kein WLAN mein Leben ist zerstört!!!" Ich beruhigte mich und seufzte. Ich sah zu Lilly und sah, wie sie zuschaute, wie Stella ihr Handy in der Luft herum schwang. "Komm wir gehen", sagte ich zu Lilly. Lilly nickte: "Ja, die ist etwas komisch..." Aber auch Stella lief uns hinterher, immer noch mit dem Handy in der Hand.

Wir liefen eine Stunde an der Küste entlang und dann sah ich die Höhle, von der Oma in der Geschichte erzählt hatte. Doch leider waren wir nicht alleine, Ritter Gerhard war auch da... Er hatte es wohl tatsächlich auf den Schatz abgesehen.

Venus und die Höhle des GrauensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt