Kapitel 3

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Am nächsten Morgen wachte ich durch ein lautes bohren auf. Verwirrt und müde zog im mir die Bettdecke über den Kopf und hoffte das dieses ohrenbetäubende Geräusch bald aufhören würde. Das tat es aber natürlich nicht. Also fischte ich mein Handy von meinem Nachttisch und schaute auf dem Display wie spät es war. 08:05. Warum? Warum ich? Mit einem lauten Stöhnen schlug ich die Bettdecke zurück und tapste die Treppe hinunter in die Küche wo mein Vater mit einer Bohrmaschine in der Hand stand und mich freudig angrinste. 

"Guten Morgen Spätzchen, hast du gut geschlafen?" fragte er total unwissend.

"Ja Dad total. Ich meine, wer bitte findet es nicht toll frühs um 08:00 Uhr von einer Bohrmaschine geweckt zu werden? Was hast du mit dem Teil überhaupt vor?" gab ich etwas spitz zurück.

"Ich habe Schrauben in die Wand gebohrt an denen wir zwei hübsches jetzt Bilder aufhängen werden." antwortete er immer noch total motiviert. 

"Daaad nein warum? Für was brauchst du jetzt hier Bilder? Gehts dir nicht gut? Wirst du vielleicht krank? jammerte ich.

"Nein aber hier ist es eh viel zu leer. Also können wir das jetzt auch machen. Los meckere nicht rum und hilf mir."lächelte er.

Okay also was auch immer hier los war machte mir Angst. Seit wann war Dad so dauerglücklich? Und seit wann wollte er unser Haus mit Bildern verschönern? Aber ich hielt es für besser jetzt nicht noch weiter nachzufragen und schlenderte nach ihm ins Wohnzimmer. Er stellte mir eine Kiste mit Bildern und Dekoartikeln vor die Füße. 

"Du als Frau weißt denke ich mal besser als ich wo wir dieses Zeug platzieren sollten. Ich bin da nicht so begabt" er klopfte mir noch einmal auf die Schulter und verließ dann den Raum.

War das sein Ernst? Meine Laune war eh schon im Keller durch das unsanfte wecken und jetzt soll ich diesen Scheiss auch noch alleine machen? Ich glaub es hackt. Aber andererseits habe ich meinen Vater schon lange nicht mehr so glücklich gesehen und wollte seine Stimmung jetzt auch nicht ruinieren deshalb tat ich einfach wie er mir aufgetragen hatte. In der Kiste befanden sich ein paar Vasen und Bilder. Auf vielen der Bilder waren ich und mein Vater und auf 5 anderen waren mein Vater und seine Arbeitskollegin?? 

"Daaaad kommst du mal bitte?" rief ich durchs ganze Haus. Und schon kam er an getrottet.

"Kannst du mir mal bitte erklären was das hier soll?" fragte ich ihn vorwurfsvoll und drückte ihm die Bilder in die Hand.

"Nun ja da deine Granny kommt muss das hier alles ein bisschen femininer aussehen und diese Bilder dienen nur dazu um ihr zu symbolisieren das ich eine Freundin habe." versuchte er sich verlegen zu erklären.

"Ach ja du machst das also alles nur für Granny. Weiß Catherine das du diese Bilder aufhängst? Ich meine weil sie ja nur deine Arbeitskollegin ist und sie auf Bildern mit dir zusammen ist die jeder sehen kann der unser Haus betritt? Und was willst du Granny überhaupt sagen wenn sie sie kennen lernen will? " das wahren anscheinend zu viele Fragen für ihn, denn er brauchte einige Zeit um mir eine Antwort zu geben.

"Das lass mal meine Sorge sein. Wir können die Bilder ja auch gleich wieder abnehmen wenn Granny weg ist. Wir sagen ihr einfach das Catherine auf einer einwöchigen Geschäftsreise ist." er war anscheinend so stolz auf seine Antworten und auf sein Gehirn das meine Fragen verhältnismäßig schnell beantwortet hat der er sich selber auf die Schulter klopfte. Da konnte ich so aber natürlich nicht durchgehen lassen.

"Uuund was ist wenn Granny sie so gerne kennenlernen würde dass sie eine Woche länger bleiben würde?" man konnte schon fast sehen wie sein Gehirn erneut arbeitete um eine Antwort zu finden.

"Dann hat sie ihre Geschäftsreise halt verlängert. Und jetzt häng diese doofen Dinger bitte einfach auf."somit verschwand er wieder.

Als ich fertig war betrachtete ich das Ergebnis noch einmal genauer und war relativ zufrieden mit meiner Arbeit. Ich huschte schnell nach oben um mir andere Sachen anzuziehen weil mir aufgefallen war das ich immer noch Nathe's Klamotten an hatte. Oh shit dann mussten meine Sachen von gestern ja noch bei ihm liegen. Naja das war mir aber jetzt auch erst mal egal. Ich griff wahllos in meinen Schrank und zog eine graue Jogginghose und ein dunkelblaues Top heraus. Schnell schlüpfte ich hinein und begab mich wieder herunter da ich langsam echt Hunger bekommen hatte. Dad war anscheinend nicht zuhause da sein Auto nicht in der Einfahrt stand. Wann war er denn weg gefahren? Und warum hatte er mir nicht bescheid gesagt? Ich redete mir einfach ein dass er vielleicht ein paar Sachen aus dem Supermarkt holte und mich nicht gefragt hatte ob ich mit kommen wollte da ich sowieso immer nein sagte. Ich belies es dabei und machte mir ein Sandwich. Mit meinem vollgeladenen Teller setze ich mich ins Wohnzimmer und schaltete den Fernseher ein. Wie erwartet lief nur Müll also schaute ich mir irgendeine Tier-Doku an währenddessen ich mein  Sandwich verspeiste. Ich schaltete den TV wieder aus und ging mit dem leeren Teller in die Küche um ihn in die Spülmaschine zu räumen. Auf dem Weg in mein Zimmer überlegte ich was ich mit dem Samstag Nachmittag noch so anfangen könnte. Da mir aber keine brillante Idee in den Sinn kam, beschloss ich auf mein Handy zu schauen und nachzusehen ob mir jemand geschrieben hatte. Vielleicht gab es ja Bereitwillige die den Tag heute mit mir verbringen wollten. Haha als ob, dachte ich mir selber, schmunzelte aber dabei. Außer einer Nachricht von meinem Vater die bestätigte dass er einkaufen war und ein paar Nachrichten aus verschiedenen Gruppen war aber wie erwartet nichts spannendes dabei. So entschied ich mich spazieren zu gehen. Schnell hüpfte ich unter die Dusche, zog mir anschließend eine einfache Jeans und ein schwarzes Top an und schminkte mich bevor ich die Treppe hinunter in den Flur sprintete, meine Winterjacke und meine Boots anzog und meinen Haustürschlüssel+Handy in die Taschen packte. Bevor ich das Haus verließ drehte ich mich noch einmal um und lief in die Küche um meinem Vater einen Zettel zu hinterlassen  das ich etwas spazieren ging. Als das nun auch geschafft war stiefelte ich wieder in den Flur und öffnete die große weiße Haustür die gleich hinter mir wieder schwer ins Schloss fiel. Ohne auf den Weg zu achten lief ich einfach die Straße entlang bis ich an einem kleinen Park gar nicht weit von unserem Haus ankam. Früher war ich hier oft mit meiner Mutter. Wir haben an dem kleinen See fangen gespielt und uns danach drüben an dem Eisstand immer ein Eis geholt. Ich hatte immer Schokolade und sie Erdbeere. Anschließend haben wir uns auf die Bank direkt neben dem Spielplatz gesetzt und den vorbeigehenden Leuten zugeschaut. Oft habe ich versucht ihre Gedanken zu lese. Wenn jemand grimmig, traurig oder fröhlich ausgesehen hat hatte ich versucht zu erraten was sie wohl gerade dachten. Ich vermisste meine Mum schrecklich sehr. Ich wusste auch nicht warum sie uns verlassen hatte. Waren wir zu anstrengend? Oder hatte sie einen neuen Freund? Oft dachte ich daran ob ich Schuld daran war und ob mein daddy jetzt noch glücklich mit ihr wäre wenn ich nicht da wäre. Ich sah ihn früher oft weinen weil er mit all dem nicht alleine klar kam und weil er sich so verlassen und alleine gefühlt hatte. Er war doch noch so jung. Das war er jetzt immer noch. Er war gerade mal 36 Jahre alt und hatte bereits eine 16-Jährige Tochter. Das alles unter einen Hut zu bekommen war sicherlich auch nicht immer einfach weshalb ich ihm so oft wie es ging unter die Arme griff. Er war sehr dankbar dafür. Egal was der Grund für das Verschwinden meiner Mutter war, mein Vater war es ganz sicher nicht. Er war so ein liebevoller und toller Mensch und ich liebte ihn wirklich über alles und war froh so einen tollen Vater zu haben. Aber trotzdem wäre alles wahrscheinlich viel leichter mit einer Mutter die....... "Ouch" entfuhr es mir und holte mich aus meinen Tagträumereien zurück.

Night Changes (the hopefully night)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt