Ewige Verbindung

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Schwarze Schatten huschten entlang der Bäume um den steinernen Eingang zur Unterwelt. Sie rochen Angst. Seine Angst. Es war der verlockendste Duft von allen, der sie anstachelte und blutdurstig machte.
Hungrig darauf, den Schwarzen Mann zu zerfetzen, lauerten sie hinter den Bäumen. Er selbst war nicht einmal mehr stark genug, um sich aufrecht zu halten. Röchelnd lehnte er an der kalten Wand, seine dunkle Robe aufgerissen und in Blut getränkt. Die eine Hand auf seine schmerzende Wunde gepresst, in der anderen seine Sense haltend, schaute er zu den böse funkelnden Augen hinüber.
Sie hätten ihn schon längst zerfleischt, stünde sie nicht schützend vor ihm. Sie war es auch, die ihn in letzter Sekunde vor dem Geist des Winters gerettet hatte. Wäre diese Schönheit nicht gewesen, wäre er jetzt bereits tot.
Er hatte schon immer gewusst, dass nichts besser zusammenpasste, als Kälte und Finsternis, aber dass sie für ihn ihr Leben als, von allen geliebte, Hüterin aufgeben würde, hätte er niemals gedacht.
Sie kannten sich schon lange bevor Elsa Jack kennenlernte. Er war es auch gewesen, der sie zu den Hütern brachte. Ohne ein Wort zu sagen, war sie fort gegangen und er war allein zurückgeblieben.
Zu dieser Zeit dachte er, dass sie nie wieder zu ihm zurückkehren würde, dass sie mit Jack Frost glücklich werden würde, und für eine geraume Zeit sah es auch so aus. Doch der junge Hüter hatte einen fatalen Fehler begangen: Er hatte ihn, den Herrscher über Angst und Alpträume, vor Elsa's Augen angegriffen und verletzt.
Als ihn der Eisblitz traf, von dem die tiefe Wunde auf deinem Brustkorb stammte, fühlte die Eiskönigin ein unerträgliches Stechen in sich. Ein Gefühl, dass sie eine so unglaublich lange Zeit nicht mehr hatte: Angst. Sie hatte Angst um ihn. Sie wollte nicht, dass er starb und so brachte sie ihn fort.
Den Wintergeist jedoch traf sie mit derselben Waffe, die ihn zuvor verletzte, mitten ins Herz. Mit einem erstaunten Gesichtsausdruck fiel dieser zu Boden und rührte sich nicht mehr.
Elsa hatte ihren Weg gewählt. Sie hatte den Pfad des Lichts verlassen und sich der Dunkelheit zugewandt.
Der Tod Jack Frosts war nur einige Stunden her, doch das kümmerte sie nicht, zu besorgt war sie um den, der geschwächt hinter ihr an dem Eingang zu seiner Heimat lehnte.
Je schwächer er wurde, desto mehr hatte ihn die Angst erfüllt. Jetzt da er wusste, dass er ihr wichtig war, wollte er nicht von ihr gehen. Zuvor war ihm alles gleich gewesen, sein Leben hatte mit dem Zeitpunkt, an dem Elsa ihn verlassen hatte, seinen Wert verloren. Er hatte sich an die Leere in sich nie ganz gewöhnen können und nun war dieser Platz wieder gefüllt worden. Sie hatte ihn zurück ins Leben gerufen, das er gerade dabei war, wieder zu verlieren.
"Ich... Ich habe Angst, Elsa.", hauchte der dunkle Mann.
Mit einem warmen und ernsten Blick zugleich, versuchte sie ihn zu beruhigen: "Das brauchst du nicht. Ich bin bei dir. Die Schatten kommen nicht an dich heran."
Mit diesen Worten wandte die Eiskönigin ihren Blick wieder den Alptraumpferden vor ihr zu, stampfte kräftig auf und erschuf so eine schützende Grenze aus scharfen Eisspitzen um die beiden magischen Wesen herum.
Unbeeindruckt lauerten die pechschwarzen Gestalten weiter auf die nächste Gelegenheit, um sich den Schwarzen Mann, ihren Schöpfer, zu holen. Bedrohlich schraubten sie durch ihre Nüstern.
Nun begann Elsa, mit Eisblitzen auf die gefährlichen Kreaturen zu schießen. Zischend zerfielen einige von ihnen zu Staub, während andere davonhuschten und von einer anderen Seite an die junge Frau herantraten. Doch bevor die Alptraummonster sie oder ihren Freund verletzen konnten, hatte sie eine mächtige Eiskuppel rund um das Portal erschaffen. Das Eis würde zwar nicht ewig halten, aber es würde ihnen einige Stunden verschaffen, in denen sie sich ausruhen konnten.
Kaum hatte sich das halbrunde Dach über ihnen gänzlich geschlossen, eilte Elsa zu dem Verletzten hin. Er sah noch bleicher aus, als für gewöhnlich.
"Wie geht es dir?", fragte die junge Hüterin besorgt, während sie seine Wunden eingehend untersuchte.
Es fiel ihm schwer zu antworten, doch er versuchte es dennoch: "Mir geht es... Ffff!" Er zog vor Schmerz scharf die Luft ein, als Elsa weiterhin seinen Brustkorb abtastete.
"...ganz gut soweit. Immerhin bist du ja jetzt bei mir."
Der Herr der Angst versuchte zu lächeln. Die hübsche Königin sollte sich nicht zuviele Sorgen um ihn machen.
Doch statt seine freundliche Geste zu erwidern, senkte sie betrübt den Kopf.
"Pitch, ich... Es... Es tut mir so unendlich leid. Ich hätte niemals mit Jack gehen dürfen. Wenn ich bei dir geblieben wäre, wenn ich gleich auf meine innere Stimme gehört hätte, lägst du jetzt nicht hier...", stammelte sie.
Mühevoll hob er seine Hand auf die Wange der jungen Hüterin. Dies zwang sie dazu, ihren Blick wieder zu heben und ihm in seine tiefschwarzen Augen zu sehen.
"Es... ist in Ordnung.", sagte er schwer atmend, "Du hast... keinen Fehler gemacht. Ich hätte... hätte um dich kämpfen müssen, doch nun ist das alles Vergangenheit. Genieße..."
Der Schwarze Mann röchelte.
"Genieße den Augenblick mit mir, den letzten, den ich vielleicht haben werde."
"Nein!", rief Elsa mit Tränen in ihrer Stimme, "So darfst du nicht denken! Wir werden es schaffen. Du wirst gesund, das verspreche ich dir."
"Nein. Sieh mich an. Ich bin schwach, ich liege im Sterben. Selbst du kannst mich nicht mehr zu retten."
"Doch, das kann ich!", entgegnete die Eiskönigin, "Es gibt einen Weg, doch er wird nicht leicht."
Zweifelnd musterte Pitch die ozeanblauen Augen der Frau, die er so begehrte.
"Welcher?", fragte er mit rasselndem Atem.
"Wir... Wir müssen uns verbinden, Kälte und Finsternis vereinen. Wir müssen das zusammenbringen, was zusammen gehört, doch dann sind wir aufeinander angewiesen. Keiner von uns beiden wird mehr ohne den anderen Leben können. Du wirst denken, was ich denke. Ich werde fühlen, was du fühlst. Wir werden eins sein, für immer.", erklärte die ehemalige Hüterin ruhig.
"Das... Das würdest du für mich tun?" Die Stimme des Schwarzen Mannes war nicht mehr als ein Hauchen.
Sie nickte sanft.
Matt lächelte er, hob erneut seine Hand, legte diese um Elsa's Wange und zog ihr Gesicht zu sich herunter, so gut er konnte.
Sie wich nicht aus, legte ihre roten Lippen auf seine.
Zärtlich küssten sie sich.
Pitch spürte die Kälte, die in ihn fuhr. Sie floss in jeden Winkel seines Körpers, gab ihm neue Kraft und ließ seine Wunden heilen.
Der Kuss brach noch immer nicht ab.
Je mehr seine Kräfte in ihn zurückkehrten, desto leidenschaftlicher wurde er. Wie lange hatte der Herr der Alpträume auf diesen Augenblick gewartet, wie sehr hatte er sich nach ihr gesehnt.
Als ihre Verbindung vollendet war, löste sie sich von seinen grauen Lippen.
Glücklich und dankbar zugleich funkelte er die Eiskönigin an. Ein langes, gemeinsames Leben stand ihnen bevor. Pitch würde mit Elsa in sein Reich gehen und dort alle Ewigkeit mit ihr verbringen...

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Ja ich weiß, dass diese Geschichte keine Jelsa ist. Sie stammt aus meinem Adventskalender und ich mag sie sehr gern. In meiner Kurzbeschreibung hatte ich ja schon angekündigt, dass hier ab und zu auch eine andere erscheinen wird, die nicht direkt die Liebe von Jack und Elsa beinhaltet, aber mit den zwei Welten zu tun hat. Genauso wie diese hier. Ich hoffe, euch gefällt sie, obwohl sich Elsa hier für einen anderen entscheidet.

Liebe Grüße
Eure KatharinaKrokock :*

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 24, 2016 ⏰

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Eismagie - Jelsa OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt