1. Das zerbrochene Mädchen.

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03.03.2003

Die blöde Kuh, die sich Lehrerin nannte, beendete den Unterricht. Einige Klassenkameraden liefen aus dem Klassenraum, andere wiederum warfen mir Papierkugeln an den Kopf. Die Schulklingel ertönte und noch mehr dumme Schüler rasten aus den Klassenräumen. Die einen lachten, die anderen guckten dumm aus der Wäsche und ein paar ärgerten die kleineren Schüler.

"Guckt mal, da ist das Mädchen das versucht hat Suizid zu begehen", tuscheln Schüler, als ich an ihnen vorbei gehe.

Sie hatten ja alle keine Ahnung. Die Schüler stellten mich als Krank da, nannten mich 'Das Suizid Mädchen', aber sie hatten keine Ahnung wieso ich Suizid begehen wollte. Wieso ich diese gottverdammte Welt verlassen wollte. Sie wissen es einfach nicht, aber trotzdem behaupten sie ich seie Krank. Es kann gut sein, das ich Krank bin. Aber wir alle sind Krank. Wir wissen es bloß nicht. Hier, ein blondes Mädchen; Ich wette, sie hat zu Hause Streit mit ihren Eltern. Ich sehe es. Sehe es an ihren Augen. Sie lachte. Es ist ein gespieltes lachen. Oder da, ein Typ mit braunen Harren; ich wette, er hockt daheim nur vor seinem Computer und zockt irgendso ein Spiel. In seinem dunklem Zimmer. Ganz alleine. Man sah es. Er war süchtig. Süchtig nach dem Spiel. Am liebsten würde er die ganze Zeit spielen, doch seine Eltern erlauben es nicht.

So ist es bei mir. Ich bin süchtig nach dem Tod. Aber das ist nicht der Grund warum ich Suizid begehen wollte, nein. Es gab einen bestimmten Grund. Einen Grund, den niemand kennt.

Ein grinsen schlich sich auf meinen rosa Lippen. Es war witzig dabei zu zusehen, wie diese dummen Schüler mir platz machen. Durch meinen allerersten Suizid Versuch - einen dummen Versuch - hatten alle Angst, das ich ein Messer dabei hatte. Bei meinem ersten Versuch wollte ich mir die Pulsader aufschneiden. Irgendein Idiot hatte das in der Schule rumerzählt. Es kamen Gerüchte auf, das ich immer ein Messer dabei habe, und jeden umbringen würde, der mir in den Weg kam.

"Hey Suizid Mädchen"

Niemand sprach mich an. Deshalb dachte ich, mir dieses Gerufe eingebildet zu haben. Es ist lächerlich das alle Idioten auf der Schule Angst haben, mich anzusprechen oder mich etwas zu fragen.

"Weshalb willst du dich umbringen? Weil du keine Freunde hast?"

Ich drehte mich um. Suchte nach der Stimme, die das gesagt hatte. Kurze Zeit später fand ich, wonach ich gesucht hatte. Ein lächeln umspielte meine Lippen.

"Ich brauche keine Freunde, du Idiot. Freunde belügen einen, nutzen einen aus. Man ist nur mit ihnen befreundet, weil man nicht alleine sein will"

Meine Stimme klang rau. Weshalb, wusste ich nicht. Vielleicht, weil ich nicht viel rede. Vielleicht aber auch, weil ich nicht viel trank. Aber wenn ich ehrlich bin, war es mir egal wie meine Stimme klang. Meinen Weg führte ich fort, weil ich meine Zeit nicht an dumme Kinder verschwenden wollte.

Eine angenehme kälte umhüllte meinen Körper, als ich dann endlich den Weg aus dem Schulgebäude fand. Draußen auf den Schulhof war weniger los. Alle Schüler waren drinnen, da es ja angeblich zu kalt sei.

Ich sah ein Mädchen, das ihren Arm musterte. Sie strich ein paar mal über ihren Arm. Es sah so aus, als hätte sie sich geritzt. Meine Augen fixirten ihre Augen. Sie war innerlich zerbrochen. Ihre Augen waren wässrich. Dieses dumme Mädchen hatte sich geritzt. Lasst mich raten, ihr Freund, den sie angeblich um alles liebte, hatte Schluss gemacht und sie ertrug es nicht, also tat sie es. Nein, sie ließ sich von einigen Kindern einfach runter machen. Sie denkt, das alle sie hassten. Alles schön und gut, sowas kann nicht toll sein. Aber wegen so etwas ritzt man sich nicht. Naja, jeder geht anders mit Trauer um.

Die Schulklingel läutete. Langsam wurde der Schulhof noch einsamer. Bis ich die letzte war. Nach ein paar Sekunden entschied ich mich, zum Unterricht zu gehen.

SuicideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt