4. Die toten Leichen.

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09.03.2003

Meine Hand umgriffte den Türgriff des Tores. Ein grelles Quitschen ertöhnte, als ich das große, metallische Tor öffnete. Man sah einen langen Weg, ab und zu führte dieser nach rechts oder links, wo dann auch ein Weg entlang führte. Meinen Mund entflieh ein seufzer. Das alte Tor schloss ich wieder.

Überall waren graue Gräber. Auf diesen Gräbern waren Namen eingraviert. Davor waren Blumen, Kuscheltiere, Kerzen und vieles mehr. Manche Gräber sahen langweilig aus, manche jedoch sahen interessant aus.

Es war leicht beängstigend, wenn man bedenkte das hier tausende Leichen lagen. Dieses Gefühl, beobachtet zu werden, unterdrückte ich. Hier war niemand, das wusste ich. Meine Füße taten einige Schritten. Die Rose in meiner Hand hielt ich fest umschlungen.

Hier lagen Kinder, die sich das Leben genommen haben. Hier lagen Personen, die an Krebs gestorben sind. Hier lagen ältere Leute, die es wegen dem Alter nicht mehr geschafft haben. Hier lagen Menschen, die es nicht verdient haben, zu sterben.

An der dritten Kreuzung ging ich nach rechts. Bald würde ich an ihrem Grab angekommen sein. Ich sah es sogar schon. Die Kopfhörer setzte ich von meinem Kopf ab, legte sie in meinen Nacken. Und nun war ich hier.

Ich stand vor ihrem wunderschönen Grab. Man konnte nicht sagen, das ihr Grab das schönste war, aber es war eins der schönsten auf diesem Friedhof. Auf ihrem Grabstein war ein roter Schmetterling, über einem roten Meer. Unter dem eingravierten Meer, stand ein Foto von ihr. Wie wunderschön es doch war. Sie saß im Schneidersitz auf dem Boden, der Raum war etwas verdunkelt. So frech wie sie war, streckte sie ihre Zunge raus und zeigte mit ihrer linken Hand das Peace Zeichen. Ihre Haare waren schulterlang, doch auf dem Foto hatte sie die hinteren Haare zu einem Zopf zusammen gebunden. Ihre Fingernägel waren schwarz lackiert. Außerdem hatte sie ein dunkelrotes, bauchfreies Shirt an, einen schwarzen, kurzen Rock und schwarze Socken, diese gingen ihr bis zum Knie.

Im Schneidersitz saß ich vor ihrem Grab. Mir fiel sofort ihr tolles Messer auf. Ich nahm es in meine Hand, setzte es über meinen Knöchel an. Ich zog es von links nach rechte. Ein bisschen Blut floss aus meinen Bein. Ihr langes Messer legte ich wieder auf ihren Grab. Meine Rose holte ich hervor und legte es neben dem Messer. Ein großer, roter Blumenstrauß stand mitten auf ihren kleinen Grab, außenrum standen rote Kerzen. Generell ist das Grab rot gehalten. Sie liebte das dunkelrote.

Meine beste Freundin liebte das dunkelrote, weil ihr Blut auch immer dunkelrot war.

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