2. Die ach so glücklichen Familien.

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05.03.2003

Mit den Kopfhörern in den Ohren und einem lächeln im Gesicht schlenderte ich durch die Straßen. Meine Umgebung blendete ich komplett aus. Ich hatte meine Musik, mehr brauchte ich nicht. Scheiß auf Familie. Scheiß auf Schule. Scheiß auf Freunde. Hat man Musik, hat man alles. Mann und Frau, deren Hände ineinander verschrenkt sind, kamen auf mich zu. Mit einem bösen Blick musterte ich die beiden. Die blonde Hure blickte mich auch misstrauisch an. Sie war glücklich. Ihre Augen funkelten, während die Augen des Mannes leer waren. Ich sehe nichts in den Augen des Mannes. Sie waren leer. Ich glaubte, er hat viele Bitches. Die blonde Hure war eine davon.

Es war kein wirklicher warmer Tag. Es war eher kalt. Doch die kälte tat mir gut. Der frische Wind ließ einen das Gefühl geben, man wäre Frei. Als würde man fliegen.

Mein Traum war es zu fliegen. Aber nicht in dem Sinne, dass man in einem Flugzeug sitzt und aus dem Fenster starrt, ich meine es in dem Sinne, von etwas hohem in die tiefe zu stürzen. Von 'ner Brücke oder so. Doch ich werde niemals fliegen. Wenn ich sterbe, dann will ich auch kein Blut hinterlassen. Das habe ich von meinem ersten Versuch gelernt. So ein Drecksstall mache ich nie wieder.

Die ganze Menschheit denkt, sie wären sicher. Sicher, ist man nur oben im Himmel. Keine Männer, die kleine Mädchen oder Frauen vergewaltigt. Keine Frauen, die andere Frauen umbringen wollen, weil diese zu sehr den Mann anstarre. Keine Kinder, die sich wegen jeder scheiße Prügeln.

Schüler werden runtergemacht, verprügelt, weil sie anders Aussehen oder weil sie etwas falsches getan haben.

Diese dumme Kinder, die andere Kinder wegen ihren Aussehen hänseln, sollten am besten sterben. Nur weil sie andere mobben, heißt es nicht das sie stark oder cool sind. In Wirklichkeit machen sie die Schüler runter, weil sie Angst haben selbst runtergemacht zu werden.

Meine Umgebung war Grau. Überall standen weiß, orange, blau gestrichene Häuser oder Wohnungen, wo ach so glückliche Familien drin leben. Der Vater fickt jeden Abend eine andere, die Mutter ist Alkoholikerin, der Sohn  nimmt Drogen und die Tochter leidet an Deprissionen. Das war alles andere als glücklich, doch sie redeten sich das ein. Sie taten es, weil sie eine glückliche Familie sein wollten.

Dann gab es noch die Familie, die reich waren. Arrogante Mistkinder. Denken sie wären etwas besseres, weil sie Geld haben. Meinen, sie sind ach so toll, weil sie alles in den Arsch geschoben bekommen. Sei es ein neues Handy oder neue Schuhe. Sie kaufen sich mit Geld ihre Freunde. Und diese Kinder, die sie Freunde nennen, mögen diese reichen Mistkinder nur, weil sie Geld haben.

Natürlich gab es da noch die armen Familien. Die fast normale Familie. Denn keine Familie ist normal. Jede Familie hat ihre Macken. Die armen Kinder tun nicht auf cool, kämpfen um ihre Freunde und kaufen sie nicht. Sie können nicht angeben. Womit auch? Das sie ein altes Handy von der Oma geschenkt bekommen haben? Ganz im Gegenteil, für andere wäre es nutzlos, für die Armen ist das alles. Sie wären froh, wenn man ihnen ein altes Handy schenkt. Damit wären sie total zufrieden.

Jeder hat eine andere Ansichtsweise, das ist meine.

SuicideWo Geschichten leben. Entdecke jetzt