4 - Überraschung

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Lara
Wieso muss es denn jetzt so kalt sein?, fragte ich mich und zog die Ärmel meines Hoodies über meine frierenden Hände. Es war heute so schönes Wetter, doch jetzt dämmerte es bereits und es war echt kalt geworden. Und ich hatte mir vorhin einfach nur meinen Lieblingspulli übergezogen.
Ich war auf dem Weg in den Wald, ein paar Kilometer von meiner Wohnung entfernt. Ich musste einfach mal raus. Zuhause war mir fast der Kopf geplatzt. Überall lagen Berge von Papieren, Büchern und anderem Zeug für die Uni. Ich studierte nämlich und hatte heute den ganzen verdammten Tag zuhause gesessen und gelernt. Mein Kopf brummte und ich war einfach nur genervt, weil ich bei dem schönen Wetter nicht raus konnte.
Ich bog um die Ecke und befand mich auf einem Pfad, der geradewegs in den Wald führte. Normalerweise hätte ich Angst gehabt, abends alleine in einen Wald zu gehen, aber hier war es irgendwie anders. Seit ich vor ein paar Monaten nach Köln gezogen bin, war ich jede Woche hier und kannte deshalb alles in- und auswendig. Ich konnte hier so wunderbar entspannen und einfach alles vergessen, was mich runterzieht. Wie die Uni.
Ich hatte nie jemandem von diesem Ort erzählt, weil ich Angst hatte, dass mir jemand meinen Lieblingsplatz wegnehmen könnte.
Ich entfernte mich vom Pfad und stapfte durch die Blätter und Äste, die hier rumlagen.
Und schon stand ich vor der alten, grünen Leiter, die zu dem alten Hochsitz führte.
Ich stieg hinauf und erschreckte mich fast zu Tode. Da saß jemand. Ich weiß auch nicht wieso ich mich so erschreckte, aber das hatte ich nun wirklich nicht erwartet. Aus Reflex wollte ich einen Schritt zurück machen, ohne daran zu denken, dass ich dann knapp vier Meter auf den Waldboden hinunterfallen würde. Schnell hielt ich mich am Holz des Hochsitzes fest.
„Scheiße!", zischte ich und der Typ der da vor mir saß sprang erschrocken auf und drehte sich um.
Ich war gerade noch damit beschäftigt, wieder einigermaßen ins Gleichgewicht zu kommen, da realisierte ich erst wer da vor mir stand. Ich riss die Augen auf. Ju?! Hier?!
„Äh.. Ich-", stammelte er nervös. Scheiße, ich starrte ihn ja die ganze Zeit an.
„Ähm.. Hi..?", sagte ich zögerlich, erstarrte jedoch sogleich. Er war ja total verheult! Sein ganzes Gesicht war knallrot. Er merkte, dass ich es gesehen hatte und drehte sich schnell weg. Er schniefte und wischte sich mit dem Ärmel über die Wangen.
„Du.. Warum-.. Was ist passiert?", gab ich mit zitternder Stimme von mir, ich war mit der Situation völlig überfordert.
„Nichts.", erwiderte er stur.
Ich verdrehte die Augen. „Ju, ich-"
„Du kennst mich also. Na los, frag schon. So wie alle anderen.", unterbrach er mich.
„Ju.. warum weinst du?"
Überrascht drehte er sich zu mir um.
„Willst du nicht wissen warum keine Videos mehr kommen? Und warum ich so scheiße bin und euch hängen lasse?"
„Nein, ich will wissen warum du weinst.", antwortete ich und sah ihn auffordernd an.
„Wieso sollte ich dir das erzählen?" Er drehte sich wieder um und lehnte sich ans Fenster.
„Naja, du siehst aus, als könntest du jemanden gebrauchen der dir zuhört."
„Ich kenn dich aber nicht.", sagte er kalt. Was war mit dem alten Ju passiert? Es muss wirklich etwas schlimmes passiert sein, wenn sich eine Person so stark verändert.
„Ja und?", fragte ich und machte einen Schritt auf ihn zu.
Er warf einen Blick über seine Schulter zu mir. „Hm."
„Erzähl mir einfach was los ist und ich sag es keinem weiter. Okay?"
„Hm."
„Wenn du mir eine Sache sagst, weshalb du es mir nicht erzählen solltest und hier weiter alleine sitzen und heulen solltest, dann gehe ich wieder."
Er überlegte kurz und drehte sich dann wieder zu mir um.
„Okay, du hast gewonnen.", murmelte er und sah zu Boden.
Ich grinste. Geht doch.
Ju schlurfte zur Bank und setzte sich drauf. Ich stieg darüber und ließ mich neben ihm fallen. Ich lehnte mich mit dem Rücken an die Wand und setzte mich im Schneidersitz hin, sodass ich ihn gut angucken konnte und lächelte ihm aufmunternd zu. Er blickte mich kurz von der Seite an, sah dann aber gleich wieder weg und sah traurig nach draußen.
Nach einer Weile hatte ich genug davon und stubste ihn an.
Er seufzte und fing an zu reden.

„Also..."

Doch dann kam sie.. - Julien Bam FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt