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"Dila!"brüllte mein Erzeuger durch das ganze Haus."Was?!"rief ich zurück. "Ich muss jetzt gehen und werde erst in ein paar Wochen wieder kommen.""Viel Spaß!"antwortete ich mit sarkastische Unterton."Dila!Komm sofort hierher! Ich bin dein Vater.Also hab ein wenig Respekt und verabschiede dich vernünftig."Genervt verdrehte ich die Augen und machte mich auf den Weg nach unten.Dort wartete mein Vater schon ungeduldig, im Anzug,an der Tür.

"Hadi Dila! Ich muss los!"
Emotionslos stellte ich mich vor ihn und wartete darauf das er endlich ging.Allein seine Anwesenheit ekelte mich an."Dila, mein Kind,sei doch nicht sauer!"Ich zeigte keine Reaktion, sondern starrte weiter auf seine Krawatte.Sie war rot.Genauso wie alle anderen in seinem Kleiderschrank. "Dila"bellte er und umfasste grob mein Kinn,damit ich ihm in die Augen sah."Ich bin nicht sauer,Baba.Viel Spaß bei deiner Geschäftsreise. "
Seine braunen Augen wurden,bei meinen Worten,noch dunkler vor Zorn.Wir beide wussten nämlich das ich log.Und wir beide wussten das er log.Er würde auf keine Geschäftsreise fahren, sondern zu seiner Geliebten.Dort konnte er für einige Wochen so tun, als würde es mich und meine Geschwister nicht geben.Bis wieder irgendetwas schief laufen würde und er hier herkamm, um an dem der gerade da war, seine Wut heraus zu lassen.Ohne Gnade.

In seinen Augen blitzte Wut auf und er hatte schon seine Hand gehoben, um mir eine Backpfeife zu geben, als es plötzlich hupte.Das Taxi war da.Erleichterung breitete sich in mir aus.Ohne mich aus den Augen zu lassen, senkte er seine Hand, nahm mein Kinn zwischen die Hände und küsste mein Stirn.Für andere war das vielleicht ein Zeichen für Zärtlichkeit,doch ich emfand es, als unangenehm die Lippen meines Vaters auf meiner Haut zu spüren.Wem würde es auch schon gefallen von einem gefühlslosen Eisblock,der vor einigen Sekunden vor hatte dich zu schlagen,berührt zu werden?"Glaub ja nicht ,dass dein freches Verhalten ohne Konsequenzen bleiben wird."Als er gerade dabei war aus der Tür zu gehen,durchflutete mich heiße Wut.Ohne nach zudenken sagte ich mit fester Stimme"Als wenn ich bisher nichts schlimmeres getan hätte, als dich anzubrüllen!"Er blieb bei meinen Worten stehen und drehte sich gefährlich langsam um.Ein Schatten legte sich über sein Gesicht, der mich meine Worte beinahe wieder bereuen ließ.

Der Taxifahrer wurde immer genervter und stieg aus. "Hey kommen sie dann mal?!"Mein Biologischer Vater rief herrisch"5minuten noch"Und zog mich am Oberarm ins Haus.Die Tür fiehl laut krachend ins Schloss.Ohne Vorwarnung schlug mir mein Vater,ins Gesicht.Der Schmerz kam genauso unvorbereitet wie die nächsten.Doch mir war es egal.Schon seit Jahren.Ich war nicht wie die Anderen,die deswegen rumheulten.Nein.Ich spürte die Schläge kaum noch,weshalb er mir keine Angst mehr einjagte."Ich warne dich ,Dila! Ich habe dir hier extra ein Haus gekauft, damit du aus der Großstadt,von deinen scheiß Freunden weg kommst.Wenn ich auch nur höre,das du dich falsch benimmst werde ich wieder hier her kommen und dafür sorgen das du ein paar Tage nicht mehr stehen kannst.Hast du mich verstanden?""Natürlich hab ich das.Ich bin wirklich gerührt das mein Vater extra seine Schlampe verlässt nur, um seine Tochter zu verprügeln "antwortete ich ungerührt.

Sofort ließ er seine Faust auf meinen Kiefer sausen.Daraufhin folgte mein Auge.Als nächstes machte meine Magengrube Bekanntschaft mit seinem Knie.Blut spuckend gleitete ich die Wand hinunter an der ich gelehnt hatte und sah zu ihm hinauf.Seriös richtete er seine verrutschte Krawatte "Ich werde jetzt gehen"Mit einem Blutigen lächeln wünschte ich ihm noch"Viel Spaß beim ficken, Baba."Für den Satz bekamm ich einen Tritt in die Rippen.Ohne noch einmal nach hinten zu schauen ging er und schloss die Tür hinter sich.Eisernde Stille breitete sich aus.Das einzige was im Haus noch zu hören war,war mein schwerer Atem.Eine gespenstische Ruhe legte sich über mich.

Ein paar Minuten brauchte ich noch um aufstehen zu können und ins Bad zu gehen.Im Spiegel starrten mir emotionslose,stumpfe Augen entgegen.Sie erinnerten mich an meinen Vater.Von meinem linken Mundwinkel lief Blut herab das bis zu meinem Kinn herunter reichte.Das wurde langsam ein wenig bläulich und auch mein Auge zeigte die ersten Anzeichen von einem hübschen, blauen Feilchen. Ansonsten hatte ich nichts weiteres, außer einen weiteren blauen Fleck in der Rippengegend. Zufrieden betrachtete ich mein Spiegelbild.War doch,für meine Verhältnisse, ganz gut gelaufen. Ich kümmerte mich um meine aufgeplatzte Lippe und ging ohne weiteres Duschen. Zu Hause musste ich die blauen Flecken ja nicht abdecken. Hier war ich alleine. Nur für morgen in der Schule sollte ich meine Schminkkünste auspacken.

Zum Glück war ich nicht gerade untalentiert wenn es darum ging blaue Flecken abzudecken. Als ich noch zur Schule ging, war es zwar nicht gerade so das ich meine Verletzungen verstecken musste. Da man die eher aus Stolz präsentierte. Ich meine klar, den Lehrern sollte es auffallen doch die interessierte es nicht.Warum auch? Bei mehr als 1500 Kindern und die Hälfte kammen mit blauen Flecken , gebrochenen Knochen und weiteren Verletzungen, weil sie sich mal wieder Bandenkrieg befanden, was sollten sie da schon großartig tun? Doch das hier war ein Kaff ,dass sich Kleinstadt nennen durfte. Das Wort, Stadt hatte dieses Dorf nicht ein mal verdient. Und bei so wenig Jugendlichen die sich vermutlich höchstens um ein Mädchen prügelten,war es bestimmt auffällig mit blauen Flecken in die Schule zu gehen.

Und genau das wollte ich nicht sein. Ich wollte so unauffällig wie möglich meine Sozialstunden in dieser dämlichen Schule und in dem Altersheim hinter mich bringen.
Und auf dem direktem Wege wieder zurück nach New York, um dort mein College abzuschließen. Bis ich die Sozialstunden fertig hatte, fing ich mein College über das Internet an. Dort wurden mir Videos, der Vorträge geschickt und die Arbeiten musste man dem Lehrer sowie so über Email schicken. Bloß bei den Klausuren musste ich nach New York fahren, um sie dort zu schreiben. Mit einem Handtuch umwickelt war ich auf dem Weg nach oben, um mir etwas anzuziehen, als ich etwas im Schatten der Bäume erspähte. Unser Haus bestand fast nur aus Panzerglas, weshalb man natürlich alles von draußen sah, sowie alle Außenstehenden mich sahen. Da wir in einem Wald waren, war das noch akzeptabel. Doch ich fühlte mich trotzdem unwohl und spürte die Paranoia in mir hoch kommen
,weshalb ich alle Rollos und Gardinen zugemacht hatte, bis auf das Wohnzimmer.

Von dort aus hatte man Ausblick auf den in den Boden eingelassenen Pool und den allumfassenden Wald. Ich tratt näher an das Glas und versuchte mit verengten Augen, angestrengt zu erkennen was da draußen war.
Da es bereits dunkel war, konnte ich nicht viel erkennen. Nur das Licht, des Mondes erlaubte mir die Sicht auf etwas seltsames. Es passte nicht in die Siliuetten, der Bäume. Es musste eine dunkle und große Gestalt sein. Kein Mensch. Nein ein Mensch definitiv nicht. Vermutlich ein Tier. Wieder desinteressiert ging ich die Wendeltreppen hinauf. In meinem Zimmer angekommen zog ich mir Unterwäsche,einen großen,schwarzen Pullover,den ich meinem Bruder geklaut hatte, und eine schwarze kurze sporthose an.

Mein Bauch knurrte. Den ganzen Tag hatte ich nicht gegessen,weshalb es höchste Zeit war.Schnell ging ich nach unten und schnappte mir in der Küche eine Tiefkühlpizza und schob sie in den Ofen. Gelangweilt öffnete ich meine Coladose und lehnte mich gegen die Theke.Wieder wanderte mein Blick in Richtung Wald. Dieses Mal sah ich gar nichts mehr, weil es nun stock finster war.Langsam nahm ich einen schluck und schaute wie hypnotisiert in die Dunkelheit. Irgendetwas war da draußen.Vielleicht wurde ich auch nur wahnsinnig. Schließlich war ich ein Stadtkind und so viel Ruhe und Grün nicht gewohnt. Denoch ging ich noch mal an die Glastür. Langsam öffnete ich sie und ließ sie einen Spalt offen. Draußen umgab mich der kalte Herbstwind und meine Beine bekammen eine Gänsehaut. Trotzdem setzte ich mich auf eine der Treppenstufen und sah meinem Atem dabei zu, wie er weiße Wolken bildete. Sie wanderten den Himmel hinauf und lösten sich langsam in der Nacht auf.Ein ohrenbetäubendes Knurren lenkte mich von meiner Beobachtung ab.

Dila&SiyahWo Geschichten leben. Entdecke jetzt