Kapitel 9

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Es war Jacob, der vor mir stand. Ich sah in seine Augen und konnte Mitleid sehen und Traurigkeit. "Was ist los, Jake?", fragte ich verwundert. "Es tut mir Leid, dass Leah das so gesagt hat. Bitte, rede doch wieder mit uns!" Ich sah ihm fest in die Augen, ich konnte gar nicht anders, seine Augen fesselten mich regelrecht. "Nein. Es ist alles gut, ich versteh das. Sie will mich nicht sehen. Gut, dann soll sie mich auch nicht sehen." Jake wollte etwas sagen, doch ihm entkam nur ein Seufzen. Er blickte nach unten und ich nutzte diesen Moment aus, um mich von ihm zu befreien . Ich atmete tief durch um meine Tränen zu unterdrücken, ich wollte nicht dass Steffen sie sieht. Ich betrat die Mensa und sah Steffen schon wartend an einem Tisch sitzend. Einige Mädchen drehten sich um und sahen ihn entzückt an. Anscheinend war er hier ein Mädchenschwarm. Ich blickte nach rechts und sah wie die Wölfe an ihrem üblichen Tisch hockten. Ich wandte meinen Blick ab und holte mir mein Essen. Salat mit Putenstreifen. Ich machte mich auf den Weg zu Steffen und setzte mich mit einem leisen "Hey" ihm gegen leicht schräg gegenüber. Zuerst noch gelangweilt blickte er jetzt mit einem Lächeln hoch und strahlte mich an. "Wo warst du denn so lange?"; fragte er. "Auf der Toilette", log ich gekonnt. Meine Sitzposition war perfekt um die übrigen Tische zu begutachten. An einem saßen die ganzen Sportler mit ein paar Mädchen. An einem anderen so blöde Zicken aus meiner jahrgangsstufe. Und wieder eins weiter die Wölfe. Mein Blick verweilte dort und ich beobachtete sie. Zu meiner Verwunderung konnte ich Leah heute gar nicht sehen. ich blickte einen tisch weiter nach rechts und sah sie, allein sitzend, an einem Tisch. Doch ich konnte meinen Blick nicht von den Wölfen abwenden. Sie schienen sich gerade angeregt über ein Thema zu unterhalten. Wenn ich gewollt hätte, hätte ich mithören können, doch ich ließ es bleiben. Nur Embry saß da und spielte mit seinem Essen herum. Anscheinend bedrückt ihn was. Im nächsten Moment sah er auf und blickte mir in die Augen. Sein Blick war starr, ohne Freude, wie sonst immer. Nein, heute wirkte er ernst, sogar noch ein bisschen traurig. Wir starrten uns eine Weile lang an, ehe er mich von seinem Blick befreite. Ich musste kurz meinen Kopf schütteln, um sozusagen meine Gedanken zu sortieren. Steffen scheint gerade etwas zu erzählen, er bemerkte garnicht, dass ich ihm nicht zuhöre. Ich wollte auch gar nicht zuhören, ich konzentrierte mich gerade auf die Situation vorher. Ich konnte in Embrys Blick etwas fühlen, ich spürte Wärme, Vertrautheit. "Ne" dachte ich, "das hab ich mir alles nur eingebildet". Ich stocherte weiter in meinem Essen herum, mir war der Hunger vergangen. "Ist was?" Anscheinend hat Steffen gerade etwas gesagt, doch ich wusste wirklich nicht was. Ich war so in Gedanken versunken gewesen, dass ich anscheinend gar nichts mehr mitbekam. "Jaja. Alles okay, mir ist nur ein bisschen schlecht." "Aber übergeben musst du dich nicht oder? Die Schuhe habe ich gerade erst gekauft." Unweigerlich musste ich lachen, er schafft es immer wieder mich aufzumuntern. "Nein, mach dir keine Sorgen." sagte ich immer noch froh. Ich blickte wieder zum Tisch hinüber, an dem die Wölfe saßen, doch gerade in dem Moment standen sie auf und wie auf ein Kommando starrten alle mich an. Ich konnte Wut, Trauer und Verzweiflung in ihren Augen sehen. Ich wandte meinen Blick ab und hörte Steffen zu wie er begeistert von seinen neuen Schuhen erzählte. Es lief mir eiskalt den Rücken hinunter als sie hinter mir vorbeigingen. Ich konnte den Geruch von Wald, Moos, Gras und verschiedenen Deos riechen. Ich war förmlich erstarrt und erst als sie weg waren, merkte ich, dass ich die ganze Zeit die Luft angehalten hatte. Warum macht mich das so fertig, ich versteh es einfach nicht. Ich sollte sie eigentlich hassen, doch warum kann ich das nicht. Bin ich gefühlvoll so schwach?

Der Rest des Tages zog sich endlos hin und wir schrieben in Mathe auch noch einen Überraschungstest. Ich werde zwar nicht schlecht sein, aber trotzdem vermieste es meinen Tag doch noch mehr. Auch nach einer ewig langen Heimfahrt war meine Laune noch nicht besser, an Essen war gar nicht zu denken. Ich glaub ich mach Ani ganz schön Sorgen. Ich hab seit Tagen nichts richtiges gegessen und mich kaum blicken lassen. Meist sagte ich es ist wegen Stress in der Schule und wegen den Hausaufgaben. Ich glaub ich muss mir mal was anderes überlegen. Ich ging ins Bad und zog meine geliebte Adidas Jogginghose an. Eigentlich ist sie für Jungs, aber viele Mädchen tragen solche Hosen. Es klopfte an der Tür. "Darf ich reinkommen?" Ich bin froh, dass Ani anklopft und fragt, ob er reinkommen darf. Nach einem kurzen "Klar" , öffnete sich die Tür und Ani trat ein. Er schloss sie hinter sich und setzte sich zu auf das Bett. "Ich wollte nur fragen , ob alles okay ist. Ich meine du hast seit Tagen nichts mehr gegessen und hast dich kaum noch blicken lassen. Alyssa vermisst dich schon. Wenn du mir den Grund nicht sagen willst ist das okay, aber ich würde vorschlagen du gehst mit Aly ein wenig spazieren, sie wird sich sicher freuen."

Zehn Minuten später schlenderte ich mit Aly durch den Wald. Sie ging voraus, pflückte Blumen oder Beeren um sie mir dann stolz zu zeigen und zu erklären. Ich musste ständig lachen, sie war für ihr Alter schon sehr schlau und lernte schnell. war ich als Kind auch so? Ich kann mich an meine Kindheit nur sehr wage erinnern, außer an den Tag als sie kamen. Die Erinnerungen ließen mich zusammen zucken und erschaudern. Nach ein paar Minuten durch den Wald kamen wir in LaPush wieder raus. Aly ging Steine sammeln, während ich mich in den Sand setzte, dir Knie an mich zog und auf meer hinaus blickte. Die Sonne schien hell und spiegelte sich auf dem Wasser wieder. Ich versank in Gedanken. Gedanken an meine Eltern, an mein Leben bei den Volturi. Und dann an die Wölfe. Ich musste unweigerlich an Embry denken. Fast musste ich lachen. Warum bedeutete er mir schon jetzt so viel ? Was war anders an ihm? "Hey, was machst den du hier?" Ich erschrak so sehr, dass ich aufschrie, als ich Quil hörte. "Erschreck mich nicht so", sagte ich ernst zu ihm. "Darf ich mich zu dir setzten?" Ich nickte leicht und sah zu Aly rüber, die lachen mit Claire fangen spielen. Nach etlichen Sekunden des schweigends sagte Quil plötzlich :"Wir vermissen dich." Ich sah zu Quil rüber, der stur aufs Meer hinaus blickte. "Ich bin eine belastung für euch, für alle die mich kennen. Leah hat recht, ich gehöre nicht zu euch."-"Wenn du nur wüsstest." Was meinte er damit? "Komm doch jetzt gleich noch zu uns. Leah ist nicht da, sie ist mit ihrer Mutter unterwegs." Ich wusste nicht was ich sagen sollte, also schwieg ich eine Weile ehe ich nickte. Quil half mir hoch und wir gingen mid Aly und Claire zu ihrer Hütte. Es war nicht weit, so waren wir nach 5 Minuten da. Quil hatte recht, Leah war nicht da, bis jetzt waren nur Emily und Sam hier. "Marie, schön dich wieder zu sehen!", sagte Emily und nahm mich in den Arm. Wow, zuerst war ich völlig überrumpelt, doch dann erwiderte ich ihre Umarmung. "Möchtest du mir backen helfen? Ich muss wieder Muffins machen." Nickend stimmte ich zu. Aly lies ich bei Quil und Claire. Es tat gut wieder etwas normales machen zu können. Es lenkt ab und entspannt. Ich staunte nicht schlecht über unser Werk. Die Muffins waren doppelt so groß wie meine Faust, ich glaube von einem würde ich den ganzen Tag über satt sein. Ich unterhielt mich noch eine Weile mit Emily, ehe Sam sie wieder in beschlag nahm. Ich beschloss zu Quil zu gehen. Doch dann hörte ich schwere schritte, die die Treppe raufkamen. Ich drehte mich um. Und alle standen dort wie erstarrt.



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