[11] Talking

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"Muss das sein, Jill? Was wenn er mich doch abweist, wenn ich ihm sage, warum er und ich so viel füreinander empfinden?", lehnt sich Key vehement gegen mein Schieben, um mich auszubremsen, aber 50 Meter vor Ty's Haus werde ich nicht aufhören zu kämpfen!

"Er wird es akzeptieren! Sonst muss ich ihn dazu bringen es zu akzeptieren", schnaufe ich und presse meine Hände stärker gegen Keys Rücken, um ihn weiter vorwärts zu drängen.
Als wir vor der Tür stehen, werfe ich Key noch einen letzten warnenden Blick zu, bevor ich klingel.

Das Glück steht auf unserer Seite und gesuchter Ty öffnet uns die schwerer Holztür: "Jill, wo warst du so- Keylan...", redet er sofort drauf los, als er mich sieht, bevor er seinen Mate wahrnimmt, was er jedoch nicht weiß. Noch nicht.
Ich spüre, wie Key sich anspannt und sein Atem schwer geht, aber da muss er jetzt durch. Ty wird der erste von unserer Truppe sein, der von unserem Geheimnis erfährt und es hoffentlich akzeptiert.

"Können wir reinkommen? Wir müssen reden, besonders ihr beiden", unterbreche ich das Schweigen und Ty tritt immer noch still zu Seite damit wir besagtes tun können.

"Setzt euch. Ich hole schnell drei Gläser und eine Flasche Wasser", deutet er uns an, auf der Couch Platz zu nehmen.

"Ich hab Angst", nuschelt Key.

"Wir schaffen das", lächle ich aufmunternd und wende meine Aufmerksamkeit wieder Ty zu, der uns ebenso nervös ansieht, bevor er sich auf dem Couchteil uns gegenüber nieder lässt.

"Was gibt es denn so dringendes?", eröffnet Ty und gibt damit den Startschuss für ein vermutlich sehr unangenehmes Gespräch.

"Ehm... Wie sollen wir anfangen... Glaubst du an Übernatürliches?", beginne ich, um Key nicht alles alleine machen zu lassen.

"Meint ihr Superman, Batman, Ironman und sowas?", lacht Ty, doch der Wichtigkeit der Frage offensichtlich noch nicht bewusst.

"Nein, mehr so übernatürliche Lebewesen, die als Fantasiewesen in Büchern stehen", korrigiere ich ihn.

"Werwölfe und Vampire?", fragt er irritiert und wir nicken.

"Darüber habe ich mir ehrlich gesagt noch keinen Kopf gemacht... Klar könnten sie existieren, irgendwoher muss ja die Fantasie her stammen, warum?", wirkt er verwirrt, die Blicke, die er Key zu wirft sind jedoch eindeutig, das schöne dabei ist, das Key sie erwidert und Ty das klar und deutlich registriert.

"Wenn ich dir jetzt sagen würde, dass ich ein Werwolf bin, was würdest du tun?", probiere ich es erst mal auf die sanfte Art.

"Was sind denn das für Fragen!? Du wärst ja mehr oder weniger immer noch du selbst und ich weiß, dass du mich nicht umbringen würdest, also ja, ich würde versuchen so normal wie möglich damit umzugehen", redet er frei von der Seele und schaut mich fragend an.

"Und wenn Key auch einer wäre?", Frage ich weiter.

"Das selbe. Es wäre halt so, aber abweisen würde ich keinen von euch, das könnte ich nicht...", murmelt er und starrt betreten auf seine Hände.

"Keylan, sag du mal was, es geht hier mehr um euch als um uns", fordere ich.

"Jill? Hast du ihm etwa gesagt, dass ich...!??", fährt Ty auf und schaut mir böse entgegen, als würde er mir gleich an die Gurgel springen.

"Nein, hat sie nicht, aber ich weiß es trotzdem, in unserem Fall muss das so sein", springt Key auch gleich auf und stellt sich beschützend vor mich.

"Jetzt verstehe ich gar nichts mehr...", fällt Ty wieder auf das gepolstert Möbelstück zurück.

"Werwölfe haben einen festgelegten Mate, den sie nicht ändern können und dessen Nähe sie benötigen, sobald sie ihn gefunden haben. Wölfe, die von ihrem Mate zurück gewiesen wurden, weil dieser beispielsweise nicht damit klar gekommen ist, dass der gegenüber ein Werwolf ist, haben meist Selbstmord begangen, weil dieser Moment ist, als würde man ihnen bei lebendigem Leib das Herz raus reißen, oder sie wandeln als schwarze Seele umher bis sie auf die Seite des Bösen wechseln", erklärt Key und jetzt habe auch ich wieder etwas dazu gelernt.

"Das heißt ihr seid wirklich Werwölfe?"

"Ja und du bist mein Mate", fügt Key hinzu und schaut Ty abwartend an.

"Das muss ich erstmal verdauen... Also wir sind füreinander bestimmt und ihr seid keine vollständig menschlichen Wesen, die aber auf der Guten Seite stehen? Wer weiß noch von dem Geheimnis?", fasst Ty zusammen.

"Genau. Du bist der erste, der davon erfährt, da ihr ja irgendwie zusammen finden müsst und ich bin auch erst seit kurzem ein Wolf, also ist das für mich auch alles neu", erläutere ich weiter, "und das muss alles unter uns bleiben, niemand darf davon erfahren, auch nicht die anderen!"

"Ich schwöre, dass es unter uns bleibt", hebt Ty die Hand zum Schwur und ich atme erleichtert auf.

Das Schweigen, welches nun einsetzt ist unerträglich und irgendwie fühle ich mich fehl am Platz, weshalb ich einfach aufstehe und das Zimmer verlassen will.
Kurz vor der Tür hält mich Key am Handgelenk fest und hindert mich so am verschwinden.

"Wo willst du hin?"

Seine Stimme ist ernst, aber sanft und sein Blick ist eindringlich.

"Ich will nach Hause, oder zumindest in ein anderes Zimmer, damit ihr eure Ruhe habt", lächle ich und zwinkere.

"Ich lass dich nicht alleine nach Hause gehen! Du bleibst hier! Warte kurz", dreht er sich wieder zu Ty.

"Kann Jill eine Weile in dein Zimmer? Die ist müde vom ganzen hin und her laufen heute wegen uns beiden"

"Klar! Du weißt ja, wo es ist!", lächelt Ty von der Couch.

"Danke!", lächle ich zurück.

"Wenn hier jemand zu danken hat, dann ja wohl wir!", zieht mich Key in eine feste Umarmung und drückt mir einen Kuss auf die Stirn.

"Für mich ist das selbstverständlich. Hab euch lieb", lächle ich noch einmal und Wende mich dann der Treppe nach oben zu.

"Wir dich noch mehr", rufen beide mir noch hinterher und dann wird es ruhiger im Wohnzimmer.

Wie weit die beiden heute wohl gehen? Ich will es ehrlich gesagt gar nicht wissen...

In Ty's Zimmer lasse ich mich wie immer rücklings auf sein Kingsize-Bett fallen. Seit Jahren Wünsche ich mir so eins, aber meine Eltern sind der Meinung, dass ein 90 Zentimeter breites Bett völlig ausreichend zum Schlafen ist! Ich kann es absolut nicht nachvollziehen, wie man so denken kann...

Ich drehe mich auf meinem Bauch und zücke mein Handy, die Einrichtung kenne ich quasi auswendig hier, also kein Grund mich weiter umzusehen. Der dunkle Schreibtisch aus Holz vor einer hellblauen Wand direkt neben dem riesigen Fenster, der ebenso dunkle Kleiderschrank vor einer hellgrünen Wand und das Bett vor der türkisen Wand. Wenn ich Lust hätte könnte ich mir jetzt noch aufzählen, wo seine Boxershorts und Hosen und Shirts im Schrank liegen.

Ich entsperrte den Bildschirm und blicke direkt in die strahlend grünen
Augen von H.
Auch wenn es nicht die echten sind, aber ich versinke in ihnen, als wäre ich in einer Trance, als wüsste dieses Bild, dass ich es angucke und dass es mich einfach so hypnotisieren kann.

Seit ich nun auch ein Werwolf bin, hab ich das Gefühl, dass diese Magie noch stärker geworden ist, aber Einbildung ist ja bekanntlich auch eine Bildung..

WANTEDWo Geschichten leben. Entdecke jetzt