Kaja

Kapitel 1

"Was machst du da?", fragte ich. Kaja fuhr erschrocken herum. Ich beobachtete die kleine glänzende Schweißperle die an seinen grauen Augen vorbei, zu seinem trockenem Mund lief. Er wischte sie weg als er sah, dass ich sie anguckte. "Was willst du, Josie?", Kaja war schlecht gelaunt. Seit einiger Zeit verhielt er sich so. Eigentlich hatte er nie Geheimnisse vor mir. Ich war sein liebster Mensch und er erzählte mir alles. Doch, wie gesagt, er hatte sich verändert. Ich mochte diese Art Kaja nicht. Ich bemerkte das er mich auffordernd anschaute. 

"Was ist bloß los mit dir?", sagte ich gereizt, ging aus dem Zimmer und knallte die Tür hinter mir zu. Ich ließ mich auf den kalten Flurboden sinken und beobachtete die Wände. Sie waren grau. Mir war das nie aufgefallen, aber sie wirkten bedrückend, wie eine Zelle. Plötzlich fühlte ich mich eingesperrt und lief los. 

Ich lief aus der Haustüre und steuerte auf die Wiese zu. Sie war mein Rückzugsort und dort konnte ich entspannen. Von weitem sah ich die vielen Gänseblümchen. Es roch gut, nach Natur und Freiheit. Ich sprang den letzen Schritt und landete im weichem, grünen Gras. "Alles in Ordnung?", hörte ich eine Stimme sagen. Ich war mir sicher das ich mir diese Frage nur einbildete. "Hallo?", wieder hörte ich eine, nun besorgte, Stimme. 

Ich drehte mich um und öffnete die Augen, nur um sicher zu stellen das ich allein war. Ich blickte auf lange Beine. Mein Blick wanderte weiter nach oben, an dem roten,ausgeleierten T-Shirt vorbei, bis zu dunkelbrauen schmalen Augen. War dieser Junge real? Ich antwortete "Ja alles in Ordnung, danke!". Ich realisierte das er wohl wirklich hier sein musste, als er mir antwortete. "Sieht aber nicht so aus!", er deutete auf meine Stirn. 

Ich ließ meine Hand an meine Stirn gleiten und fühlte etwas nasses. Als ich sie wieder runter nahm sah ich Blutstropfen an meinem Zeigefinger. Das Blut war wässerig und dreckig. Der Junge reichte mir ein Tuch. "Danke", wisperte ich und fing an zu weinen.