first stop: London

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Drei Tage vergingen wie im Flug und endlich würde es heute soweit sein, dass die Tour beginnt. Diese drei Tage waren auf ihre ganz eigene Art und Weise eine Qual für mich. Kennt ihr diese Momente, wo man nicht an etwas denken will, aber genau dann daran denkt? Und genau das machte mich wahnsinnig. Nächte lang wälzte ich mich in meinem Bett und ordnete - so wie man es von mir gewohnt ist - die Dinge, die ich machen würde auf den Konzerten beziehungsweise auf der allgemeinen Tour.

Ich wurde schon sogar so paranoid und verrückt, dass ich mir eine Liste erstellt habe, was ich alles machen müsse, um einen halbwegs "guten" Artikel hinzubekommen. Aber diese ganzen 72 Stunden bestanden nicht nur aus Paranoia und Wahnsinn, sondern auch vor allem aus Langeweile. Ich verbrachte mindestens die Hälfte der Zeit in meinem Bett mit einem guten Buch oder Serien - wie immer.

Vorgestern habe ich auch zum ersten Mal Paul kennengelernt, den Tourmanager von One Direction. Zuerst war er nicht gerade begeistert davon, dass er noch eine Person "babysitten" müsste - wahrscheinlich dachte er, dass ich genauso verrückt wie die Jungs drauf bin. Auch war er nicht gerade davon angetan, dass ich Journalistin bin; in seinen Augen ein Paparazzo. Ich musste ihm also versichern, dass ich keinen Ärger machen würde, meine Kamera nur (meistens!) auf den Konzerten benutzen würde und - Surprise - vor allem ihm keinen Ärger machen.

Der Mann war am Ende also doch irgendwie damit einverstanden, dass ich die Tour "nur" für meine Bewerbung nutzen würde. Ach und noch so nebenbei: Die Tour ging doch etwas länger als gedacht - genau 8 Monate und 11 Tage.

Heute Abend werden sie also vor tausenden von Leuten den Tourauftakt in London spielen. Ich habe noch gute 10 Stunden, um mich vorzubereiten, Koffer zu packen und alles Nötige zu planen. Leider fehlt da noch eine ganz klitzekleine Sache, die noch erledigt werden muss: Meinen Eltern sagen, dass sie mich für 8 Monate ( ausgenommen, wenn wir in Irland sind) nicht sehen werden und relativ wenig von mir hören werden. Das Telefonat fiel mich nicht gerade leicht, denn ich sitze nun seit 2 geschlagenen Stunden an meinem Frühstückstisch und überlege wie ich es ihnen ganz harmlos beibringen kann ohne, dass sie mir nach 10 Sekunden am liebsten den Kopf abreißen.

Ich atme tief ein und dann wieder aus. Nehme das Telefon in die Hand und setze mich auf meine gemütliche Couch. nach zweimal Klingeln nahm auch schon jemand ab und es war niemand geringeres als meine Mum:"Hey, Schatz! Wie geht's dir denn so? Warum rufst du an?" "Hey, Mum! Ähm- also eigentlich muss ich mit dir über diese Sache da sprechen. hast du vielleicht 2 Minuten? Und setz dich mal lieber hin.",murmele ich nervös ins Telefon.

Die Sache ging schnell. Eigentlich. Denn Mum wollte während der anderthalb Stunden, die wir telefonierten alles wissen. Warum ich das mache, ob ich auch das und das schon in den Koffer gepackt und so weiter. Meine Mum reagierte für ihre Verhältnisse ganz gelassen. Sie meinte nur irgendwas von wegen ich solle ihr viele Fotos schicken, dass sie stolz auf mich sei, weil ich endlich mein Leben sprichwörtlich "lebe" und das ich auch schöne Grüße an Niall verrichten soll.

Nach einem kurzen "Hab dich lieb"-"Ich dich auch" war das Telefonat beendet. Ich müsste es nur noch Megan beibringen, meiner liebsten WG Mitbewohnerin, die jetzt gerade bei ihrem Freund abhängt. Ich entschied mich also dazu ihr einen kleinen Brief zu hinterlassen. Ich hatte mittlerweile noch gute 4 Stunden bis zum Konzert und somit den Anfang der Tour.

Meine Koffer waren gepackt, alle wichtigen Personen informiert und ich war mit meinem Outfit und den Haaren heut ausnahmsweise mal zufrieden. Ich saß also mit nichts zu tun auf der Couch - mit einer Tasse heißen Kaffee. Vielleicht sollte ich mich mal über die Band informieren - ich meine, ich werde jetzt 8 Monate ununterbrochen jeden Tag mit ihnen verbringen und einen 2-seitigen Bericht über sie schreiben. Leider waren die Einzigen Dinge, die ich wusste: Der Bandname, Die Namen der Bandmitglieder und Niall offensichtlich.

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