Hormohngesteuerte blöde Kuh

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,,Hey Sam. Hast du Thomas gesehen?" Er war jetzt schon der siebte der den Kopf schüttelte. Verdammt nochmal, wo steckte der Typ bloß? Ich hatte jetzt echt keine Lust verstecken zu spielen. Das letzte mal, war mit acht oder so. Und ich wollte es mit siebzehn nicht unbedingt wieder hervorrufen. Das war echt nicht nötig.

Ab heute war ich eine Woche bei ihm. Eine verdammte Woche schon. Sieben verfluchte Tage, an dem mein lieber Bruder Jay mich auf dem Gewissen hat. Ich hasse ihn. Bei jeder Trainingseinheit stellte ich mir ihn als Ziel vor - was irgendwie immer daneben ging. Ich kann es mir nicht erklären aber jeden mal wenn ich mir seine Fratze vorstelle, wirft es mich aus der Bahn und ich schieße mehr als daneben - oder lasse mich bis auf die Knochen verprügeln...
Ja mein Arm tat immer noch ziemlich weh. Daher kannte ich auch Sam. Es war einfach zu geil, wie Tommy auf ihn losgegangen ist, als er mich getroffen hatte und ich zu Boden ging. Wow war der sauer.
Daraufhin hab ich mir nur ziemlich aufgeregt. Er hat aber auch echt übertrieben. Naja mittlerweile ist alles wieder in Ordnung obwohl zwischen den beiden immer noch eine gewissen Spannung herrscht.
Jungs... Hab ich recht?

Nach einer weiteren halben Stunde gab ich es schließlich auf. Wo bitte war der hin? Ich verließ die Flure und machte mich auf in Richtung Haupthalle. Doch spätestens oben am Treppengeländer sprangen mir die Augen aus dem Kopf. Jetzt war ich mir sicher. Ich hatte Houdini als Freund. Da stand er mitten drin. Ist ja nicht zu fassen.
Immer noch Kopfschüttelnd lief ich die Treppe hinunter zu Thomas der sich gerade ein hitziges Gespräch mit Sam führte. Er fuchtelte wild mit den Armen umher, versuchte aber seine Stimme im Zaum zuhalten. Gerade sah es aber eher wie eine Drohung aus. Was ging denn da ab?
Ich versuchte noch etwas mitzuhören bevor sie mich bemerkten.

,,Wie du hast ihn verloren? Du kannst ihn nicht einfach verlieren! Verdammt Sam!  Wie kannst du denn einen Jungen verlieren? Is ja nicht wahr."
Wie jetzt, einen Jungen verloren? Sam hat einen Jungen verloren? Apropos, Sam's Augen zuckten und erblickten mich. Er räusperte sich und deutete mit seinem Kinn auf mich. Thomas drehte sich blitzschnell um. Oh der war sauer. Aber so richtig.

,,Hey. Was ist denn hier los?" ,,Ach nix, nix", wimmelte Thomas nur ab. ,,Nichts wichtiges jedenfalls." Er drehte sich nochmals zu Sam und und hielt ihm den Finger unter die Nase. ,,Das hat noch ein Nachspiel." Sam hob abwehrend die Hände. ,,Hab's verstanden. Ich geh mich erhängen." Und damit trotte er davon.
Okay...was war das?
Ich schaute ihn fragend an.
,,Was?", fuhr Thomas mich an. Ich hob genervt eine Augenbraue. ,,Jetzt lass mal deine unkontrolliert Wut nicht an mir aus du Psycho. Ich habe nichts getan. Also lass mich bloß damit in Ruhe. Wollte nur Hilfsbereit sein und dir mal ein Gesprächspartner sein. Aber ich merke das ich nicht erwünscht bin." Und jetzt war auch ich weg. Idiot!

,,Hey Aura! Mach die Tür auf. Komm schon. Ich hab's nicht so gemeint."
,,Verpiss dich!", schrie ich zurück. Ich weiß selbst nicht wieso ich so aufsticke. Vielleicht weil er mich so bedrängt. Eventuell bin ich auch einfach zu sensibel. Aber ich war gerade einfach sauer.
Die Tür klickte und sprang auf. Ungläubig starrte ich auf Thomas, der in der Tür stand. In der Hand hält er einen Dietrich, na klar. ,,Du hast jetzt nicht ernsthaft meine verdammte Tür aufgebrochen oder? Das kann ja wohl nicht dein scheiß Ernst sein. Schonmal was von Privatsphäre gehört? Und so'n Schloss ist nicht dazu da es zu zerstören, sondern der sich selbst eingesperrten Person Schutz vor ihrem behindertem Freund zu gewährleisten." Thomas verdrehte nur die Augen, schmiss den Dietrich in eine Ecke und knallte hinter sich die Tür zu. Das Aufbruchswerkzeug knallte mit voller Wucht gegen meinen Schrank, ergo gegen meinen Spiegel. Super, jetzt war da auch noch ein Riss drin. ,,Echt jetzt?", schrie ich ihn an. Er hob nur beschwichtigend die Hände. ,,Sorry." ,,Sorry?", fragte ich wütend. ,,Sorry? Ist das alles was du zu sagen hast?" Er fuhr sich durch die Haare und kam auf mich zu. ,,Nein ist es nicht", seufzte er. Bleib stehen! Nein daran dachte er nicht. Aber auch ich wich nicht zurück. Dafür war ich eindeutig zu stolz. Ich würde nicht zurückweichen. Auf gar keinen Fall! Niemals. Mit störrischem Blick starrte ich weiterhin in seine lächelnde Visage. Er kam nun kurz vor mir zum stehen. Und warum zum Teufel nochmal, war ich kleiner? Wenigstens gleich groß. Aber nein. Unsere Nasen berührten sich schon. Und ja, ich wurde schwach. Aber nachgeben? Nein.
Ok langsam wird's doch kritisch. Sehr sogar. Denn jetzt nahm er sich dazu noch meine Hände. Er führte sie an seinen Hüften hoch zu seiner Brust und setzte sie dort ab. Und was mache ich? Ich lasse sie natürlich dort. Was ist nur los mit mir? Er selbst legte einen Arm um meine Taille und zog mich noch näher an sich. Die andere Hand platzierte er an meiner Wange. Instinktiv schmiegte ich mich hinein. Das Einzige was ich beibehielt war mein bockiger Gesichtsausdruck. Ich hatte dafür eine Erklärung. Ich bin eine hormongesteuerte blöde Kuh. Ganz einfach.
,,Ich muss dir noch was sagen." Wehe du kommst jetzt wieder mit Sorry. Dann raste ich aus. Aber nein. Seine Worte ließen mein Herz einen Satz in die Schuhe machen. ,,Ich liebe dich." Drei Wörter. Drei verdammte Wörter und ein totales Blackout. Absturz. Tot.
,,Du bist ein Riesen Idiot. Weiß du das?" ,,Ja, ich dich auch." Sein warmer Atem strich meine Wange entlang. Sein Herz machte ein auf Marathon. Und meinem erging es nicht viel besser. Eine Gänsehaut breitete sich über meinem gesamtem Körper aus. Aber jetzt mal echt. Komm zum Punkt! Ich bin echt nicht die Art Mädchen, die auf sowas steht. Also mach schon! Ich verzeihe dir ja aber mach einfach. Langsam kam er näher. Ja!
Näher und näher. ,,Ach komm schon Tommy. Machst du jetzt ein auf Slo-motion oder was?" Und dann küsste ich ihn hemmungslos. Mir war bewusst, dass er jetzt gewonnen hatte aber für mich war ich die Siegerin, denn ich küsste ihn. Das war schon Gewinn genug. Er lächelte in den Kuss hinein, vertiefte ihn nur noch mehr. Meine Hände wanderten zu seinem Nacken um ihn noch näher an mich zu drücken. Und alles was ich fühlte, war Liebe. Verdammte Liebe. Ich. Ja ich weiß. Unvorstellbar aber wahr. Diese Typ machte mich einfach Hirn und willenlos. Ich war ihm einfach untergeben. Und das kotzte mich regelrecht an. Aber wenn das der Preis war den ich zahlen musste, dann war das eben so.
Gott was tat ich hier eigentlich? Schon vergessen, dass du stocksauer bist? Ich Sag's ja. Hormongesteuerte blöde Kuh. Oder... Einfach nur verliebt.
Und zwar so richtig. Hoffnungslos, trifft es wohl eher.

Im Hintergrund lief leise der Fernseher. Diese Nacht war es etwas stürmisch, weshalb das Fenster ab und zu bedenkliche, knarrende Geräusche von sich gab. Aber mir war das egal. Ich lag seelisch entspannt in meinem Bett in Thomas Armen. Wie der bei dem Krach schlafen konnte verstand ich nicht. Ich habe gesagt er sei mir egal aber nerven tat er dennoch bei meinem kläglichem Versuch zu schlafen. Er hatte jetzt - hoffentlich - eingesehen, dass ich mir bloß Sorgen mache. Vor allem in so einer Lage, in welcher wir uns nunmal befinden. Ich hatte ihn überreden können mir zu erzählen welchen Ju gen Sam verloren hatte. Unvorstellbar aber wahr. Dylan. Thomas ließ Dylan beschatten. Angeblich weil er ständig verschwunden war...was er wirklich war. Aber trotzdem. Dieser Kontrollwahn muss doch irgendwo ein Ende finden. Ich wette mein Handy ortet er auch jede Sekunde. Nachts hat er mir vielleicht schon einen Chip eingepflanzt. Ok, ich übertreibe. Ich merk's.

Ein Geräusch draußen vor der Tür reißt mich aus meinen Gedanken.
Nachdenklich schaue ich zu Thomas rüber. Soll ich ihn aufwecken? Nein es wird schon nichts sein. Ganz sicher. Vorsichtig schäle ich mich aus seinem Armgefängnis und tapse leise zur Tür. Ein kleiner Spalt reicht schon um zu erkennen, dass es Dylan ist, der hinter der Ecke zur Treppe verschwindet. Ich Fackel nicht lange und folge ihm. Jaja blöde Idee aber es ist Dylan verdammt nochmal was soll mir da passieren? Zu meinem Glück nimmt er keines der Autos sondern geht zu Fuß. Ganze drei Kilometer im Sturm. Was macht der da? Dank des Neumondes ist es ziemlich dunkel und obwohl er sich oft umdreht, um nach möglichen Verfolgern Ausschau zu halten, entdeckt er mich kein einziges Mal.

Der Wind peitscht mir ins Gesicht und meine Augen tränen. Ich wische sie weg und laufe weiter. Immer weiter und hoffe das er bald stehen bleibt.
Und das tut er. Seine Schritte führen ihn in eine dunkle Gasse. Oh na klar. Wohin auch sonst. Er kann ja keine heimliche Freundin haben nein er muss irgendwelche krummen Geschäfte in der Gosse abziehen. Und ich Idiot folge ihm natürlich. Ich hätte Thomas doch bescheid sagen sollen.
Vorsichtig spähe ich um die Ecke und sehe Dylan mit vier weiteren bewaffneten Kerlen stehen. Wo bist du da bloß reingeraten?
,,Hast du was?", fragt ein ziemlich brutal aussehender Typ. Also geht es um Drogen. Dylan schüttelt kaum merklich den Kopf. Aber hervorholen tut er nichts. ,,Ja rück schon raus", keift ein anderer. Dylan seufzt und spricht: ,,Thomas hat eine neue Freundin." Was sollte denn das jetzt? Warum war das bitte wichtig. Der brutale grinst. ,,Soso. Und du meinst wirklich das wir an ihn durch sie rankommen?" Dylan nickt mit dem Kopf. So ein mieser Verräter. ,,Mehr Details", blafft ein anderer. ,,Aurora. Schwester von Jay. Anführer der Orel's. 17 Jahre. Schwarze Haare. Ziemlich Sarkastisch aber auch echt bissig wenn sie nicht will. Thomas hat sie beschatten und entführen lassen. Und fragt mich nicht wie, irgendwie ist daraus eine komplett verrückte Lovestory geworden. Naja jetzt sind sie unzertrennlich obwohl es auch ab und zu Streit gibt. Aber hey, wo denn nicht?"
Ich fasse es nicht. Am liebsten würde ich jetzt aufspringen und ihm an die Gurgel gehen. Aber da hätten wir ja noch die vier Typen. Ich bezweifle, dass ich mit denen fertig werde.
Es ist nicht meine Strategie aber jetzt heißt es Rückzug. Und zwar flott. Ich musste ja auch mein Handy vergessen. Vorsichtig trat ich zwei Schritte zurück, drehte mich um und wollte gerade losrennen als natürlich ein Schrank vor mir auftauchte. Nicht gut. Er packte mich am Handgelenk und Schliff mich hinter sich her. Ich war komplett Machtlos und das Kotzte mich an. Ich zog und riss aber nichts ließ sich machen. Keine Chance. Game Over.
,,Ach ne, wenn haben wir denn da?", fragt der eine. ,,Hey Dylan. Passt auf deine Beschreibung." Dylan nickte stocksteif und etwas verängstigt. ,,Na passt ja prima", säuselte der erste und reibt sich genüsslich die Hände. ,,Jetzt müssen wir uns wenigstens nicht mehr die Hände schmutzig machen. Du bist zu uns gekommen. Das ist keine Entführung, dass ist eine Festnahme, weil du uns belauscht hast." ,,Ihr spinnt doch", warf ich dazwischen. ,,Thomas ist nicht blöd. Und nur weil ihr mich habt, wird er nicht einfach aufgeben. Er wird euch bluten lassen. Und ich werde ihm helfen." Alle schauten Dylan an. ,,Die ist ja wirklich ganz schön frech." Dylan zuckte mit den Schultern. ,,Hab ich ja gesagt." Arsch.
,,Na dann führe sie doch bitte zum Wagen." Ich verengte die Augen zu Schlitzen als er sich mir näherte. Er wollte mich ernsthaft übernehmen und selbst kidnappen. Kann er haben. Dann verhalte auch ich mich wie eine Gefangene. Da der Schrank meine Arme noch immer fest im Griff hatte blieb mir nunmal nur der Mund. Jedenfalls hin ich mit voller Wucht meine Zähne in seinen Arm, spuckte vor ihm auf den Boden und schrie ihn beleidigt gingen an den Kopf. ,,Verräter. Du bist so ein Mieses..." Weiter kam ich nicht. Der Schrank hob mich hoch und setzte mich in den hinteren Teil eines dunklen Van's. Ich hörte noch ein paar Worte von draußen. ,,Na mit der werden wir ja Spaß haben." ,,Die ist ja echt bissig", lachte ein anderer. Dann knallte die Tür zu und ich war erneut gefangen. Na ganz toll.

Die Angst der Adler✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt