Sorgen über Sorgen

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,,Habt ihr wirklich alles was ihr braucht?", frage ich hysterisch und bestimmt schon zum siebten Mal. Dylan und Thomas schauen mich gleichzeitig vorwurfsvoll und genervt an. ,,Ja Aurora. Wir sind keine Anfänger. Wir wissen was wir machen müssen" entgegnet Josh der soeben in den schwarzen Van vor uns sprang und die Tür zu knallen ließ. ,,Ich weiß ich mach mir doch nur sorgen. Thomas, du hast selber gesagt, dass Dragonheart gefährlich sind." ,,Ist ja auch so", entgegnete er schulterzuckend. ,,Soll mich das beruhigen?" Heilige scheiße. Der Typ hat momentan echt null Einfühlungsvermögen. ,,Na komm her." Er zog mich zu sich und quetschte mich in einer Umarmung beinahe zusammen. Ich weiß, dass er das nur aus Spaß gemacht hat, war er für mich nur leider nicht. ,,Wieso fühlt sich das wie ein Abschied an?" ,,Seit wann so emotional?", raunt er mir verführerisch ins Ohr. ,,Ich werde dir fehlen oder?", fragte er mich jetzt grinsend. Wie kann er die Angelegenheit nur so spielerisch nehmen? Ich schlug ihm einmal kräftig gegen die Brust, so gut es eingequetscht eben ging. Doch er grinste nur weiter frech auf mich hinab. ,,Dass ist echt nicht witzig. Natürlich will ich dich nicht verlieren", giftete ich ihn wütend an. ,,Ist ja gut. Will ich doch auch nicht." Er entließ mich seinen starken Armen und sprang in den hinteren Teil des Wagens. ,,Ich komme wieder", sagte er mit dunkler Stimme. Und so ernst ich diese Situation hier auch fand, fing ich an zu grinsen wie eine bekloppte und vermochte nicht aufzuhören. Dylan schüttelte schmunzeln den Kopf, stieg dann ebenfalls galant ein und schob die Tür von innen zu. Der Motor startete und ließ die Halle seinen Ruf wie Kampfgeschrei ertönen. Ihm folgten weitere bis alle gestartet waren und sie zu acht aus den Toren fuhren. Ich stand noch ein wenig am Tor bis die Autos aus meinem Sichtfeld verschwanden. Na hoffentlich geht das gut.

Fertig. Endlich fertig! Zufrieden betrachtete ich mein Gemälde. Naja, laut Dylan war es Street Art. Und obwohl ich das ja wirklich passende Argument gebracht habe, dass wir in einen Raum seien und nicht auf der Straße, hatte er dennoch dagegen gehalten und mit Aussagen wie ,,Ob die Wand vom Gebäude drinnen oder draußen ist, spielt doch nun wirklich keine Rolle" zu bekräftigen. Irgendwann habe ich dann einfach aufgeben. Mit Dylan zu diskutieren macht nun wirklich keinen großen Spaß denn egal was du sagst, er hat ein Gegenargument, dass deine vorherige Aussage in den Sand schmeißt. Aber ich finde ihn wirklich total cool. Und jetzt schon, ist er mir ziemlich and Herz gewachsen der Idiot.

Ich überlege was ich wohl jetzt machen könnte doch beim besten Willen, mir fällt einfach null Komma null ein. Also gehe ich einfach etwas in der Halle herum. Nur ein paar Jungen sind hier geblieben. Entweder weil sie zu jung oder noch zu unerfahren sind. Ich laufe zum Schiesstand und nehme mir eine Waffe. Beim zielen stelle ich mir meine Scheibe als einen Gegner vor. Es kommt mir dann einfach bedrohlicher vor. Doch auch das ist garnicht so leicht. Ich brauche eine Person die ich hasse, die ich ohne mit der Wimper zu zucken kalt machen kann und sofort schießt mir Jay in den Sinn. Ich schließe meine Augen und konzentriere mich auf meine Gedanken. Meine Lunge bläst sich auf und zieht unermesslich Luft hinein. Die plötzliche Sauerstoffzufuhr lässt mich stoppen. Ich verharre in der Position, ausgestreckter Arm und die Knarre auf den Gedanken Jay gezielt und schaffe den Absprung einfach nicht. Mein Finger ist eingefroren und lässt sich nicht bewegen.
Mach jetzt! Ich reiße die Augen auf und feuere doch als sich die Kugel den Weg durch die Luft bahnt und mit einem zischen sein Ziel trifft, ist es nicht Jay den ich Gedanklich erschossen habe. Es ist ein kleiner Junge, höchstens 14 Jahre alt, der soeben kraftlos zusammen sakt bevor er sich in einem Nebel wieder seinen Weg, zurück in mein gestörtes Hirn bahnt. Wie paralysiert stehe ich da und betrachte mit großen Augen die Stelle an der der kleine Thomas soeben, getroffen von meiner Kugel, gestorben war.
So richtig scheine ich ihm ja doch noch nicht verziehen zu haben. Aber wieso zur Hölle der kleine? Weshalb nicht der große, 19 jährige Typ der mich entführt und sich soeben in ein Himmelfahrtskommando begeben hat?

Ich schrecke zurück als sich plötzlich eine kalte Hand auf meine Schulter legt. Mit einem ersticktem quieken drehe ich mich zu dem Witzbold um, der meint mich erschrecken zu müssen. Aber zu meiner Verwunderung sehe ich nur in ein besorgtes Gesicht eines Jungen, der vielleicht 16 ist. Schätze ich mal, obwohl ich darin noch nie gut war. ,,Geht's dir gut?" Nein. ,,Ja, wieso fragst du?" ,,Du siehst nicht so aus. Ich meine ich kenne mich nicht so mit Mädchen aus aber das sie grundlos anfangen in eine Schockstarre zu fallen und dann sogar noch ein paar Tränen raus drücken, weiß ich gerade noch so." Verwirrst schaute ich ihn an. Und wirklich. An meiner Wange lief ein kleines salziges Rinnsal hinab. Shit! Was ist nur mit mir los? Ohne dem Typen eine Antwort zu geben, quetschte ich mich an ihm vorbei und lief weg.

Mein Hirn war wie ausgestellt. Ist ja wieder typisch! Dann wenn man es braucht! Ich muss endlich verstehen was hier los ist. Endlich begreifen was ich gerade tue. Das Richtige? Das Falsche? So eine verfickte Scheiße aber auch!

Meine Zimmertür knallte hinter mir zu, während ich mich, mit trockenem Mund aber dafür mit umso heftigeren Sturzbächen aus der Augenpartie, schluchzend aufs Bett fallen ließ. Das kann doch alles nicht wahr sein! Das darf nicht wahr sein! Ich kann nicht zurück! Niemals. Es geht mir doch hier viel besser als bei Orel. Warum zweifle ich dann? Vor allem, warum zweifle ich an Thomas?

Weil er dich verraten hat.

Hals Maul Unterbewusstsein! Er hat gesagt, dass Jay ihn töten wollte. Welchen bekloppten Grund auch immer dazu haben sollte. Ich meine hallo? Er war damals 14! Verkackte 14! Wieso hätte er ihn töten wollen? Das ergibt doch einfach nur null Sinn! Gar keinen! Alles Bull Shit!
Jetzt ist nur die Frage: wem traue ich mehr? Und vor allem für wen fühle ich mehr? Dem verräterischem bestem Freund, der mich nebenbei Bemerkt bedroht und entführt hat oder meinem verschissenem Bruder? Und hier kommt das Wunderschöne Sprichwort, Blut ist dicker als Wasser, ins Spiel. Jetzt könnte ich mir aber natürlich die Frage stellen ob es Wasser mit Färbung gab und umgekehrt Durchsichtiges Blut. Ich hab sie echt nicht mehr alle. Ja verdammt, Dylan hatte recht. Alles was mich hier hielt war nunmal Thomas. Es war ein richtiges Klischee. Zwei Jungen zwischen denen sich das gestörte Mädchen entscheiden musste. Ich komme mir vor wie in einem schlechtem Buch. Scheiß Autorin. Was denkt die sich nur dabei, so eine kacke mit mir zu veranstalten? (Ich weiß nicht tut mir leid. Bin einfach inspiriert...)
Aber langsam würde es Zeit sich zu entscheiden. Aber ich habe mich doch schon entschieden und auf Thoma's Seite gestellt. Ich kann doch nicht herum hüpfen und immer wechseln wie es mir gerade passt.

Ich könnte mir gerade echt jedes Haar einzeln ausrupfen. Jedes beschissene einzeln. Ok, bevor es soweit kommt brauche ich echt eine Beschäftigung. Ich zückte mein Handy und suchte im Internet das heutige Fernsehprogramm. Oh siehe da. Das Schicksal ist ein mieser Verräter. Na wenn das mal nicht passend ist. Ich legte mich längs ins Bett und machte es mir bequem. Gut so gemütlich war es nicht. Ich meine, das Display ist nicht besonders groß. Da muss man manchmal schon zwei Mal hingucken aber ehe man sich versieht ist die Szene auch schon vorbei. Ohne, dass man mitbekommen hat was passiert ist. Frustriert weil ich offensichtlich nicht mal sowas hinbekomme, betätige ich den Ausschalter und alles wird schwarz. Super. Ich hatte gar kein Licht an. Ich drücke die Taschenlampen Funktion und tappe vor, bis ich den Lichtschalter zu fassen kriege. Mit einem Blick auf mein Telefon, stelle ich geschockt fest, dass es bereit drei Uhr morgens ist. Die Zeit die ich mit schlafen hätte rum bekommen interessiert mich herzlich wenig. Was mir Sorgen bereitet, ist das Thomas noch immer nicht zurück ist.
Ich habe es einfach gewusst!

Es dauert noch weitere zwei Stunden bis ich endlich quietschend Reifen höre die zum stehen kommen. Wieso so hektisch? Jetzt werde ich panisch und renne in Rekordzeit hinunter. Oben an der Treppe bleibe ich jedoch kurz stehen um mir die Lage einmal anzusehen. Es sind vier Wagen die in der Halle parken und spätestens jetzt weiß ich, dass etwas wirklich richtig schief gelaufen sein muss. Doch aus den wenigen Autos springen doppelt so viele Jungen raus. Ok, scheinbar hat es nur die Autos erwischt. Doch dann gefriert mein Blut als ich ihn sehe. Getragen von weiteren zwei Typen wird er aus dem Wagen gewieft und auf den kalten Boden geschleppt. Sie brüllen sich gegenseitig irgendwelche Befehle zu. Doch ich höre garnicht hin. Meine lauten Schritte scheppern nur so über die Treppe bis sie zu einem hallendem Geräusch werden als ich den Betonboden unter mir spüre. Dann knie ich auch schon neben dem halbbewusstlosem Körper des Jungen, der mich schmerzverzerrt anschaut.
,,Was ist passiert?", frage ich panisch in die Runde. Doch alle wuseln einfach an mir vorbei. Haben wohl wichtigere Dinge zu erledigen. Dann geht Aiden neben  mir die Hocke und streicht mir über den Rücken. ,,Ales gut. Die Kugeln haben ihn nur in die Schulter und Beine getroffen. Er wird nicht sterben. Tut nur ziemlich weh." Na was du nicht sagst. Behutsam streiche ich ihm über die Wange. Ich schaue ihm direkt in seine braunen Augen. Unsere Blicke verhaken sich miteinander und ich vergesse das Atmen für eine Sekunde. ,,Aiden, was ist passiert?", frage ich ihn ohne meine Augen von ihm zu lassen. Er seufzt einmal frustriert auf. ,,War ein scheiß Hinterhalt! Die Autos haben sie gesprengt und drei Leute getötet. Ihn hier hat es also noch gut erwischt." Jetzt schaue ich doch erschrocken hoch und suche die Menge nach jedem ab den ich bisher kenne. Dann schleudere ich meinen Kopf wieder zurück. ,,Wo ist Dylan?" Meine Stimme ist unglaublich panisch. Verdammt nicht er! Aiden senkt traurig den Kopf. ,,Noch lebt er aber garantiert nicht mehr lange." ,,Wie meinst du das?" ,,Sie haben ihn als Geisel."

Nein, nein, nein, nein! Thomas verletzt, Dylan gefangen. Das darf doch nicht wahr sein!

Die Angst der Adler✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt